Regierungsratswahlen, YB, Dampfzentrale
News vom Donnerstag, Hauptstadt-Brief #502
Die Grünen schicken ihre bekannteste Politikerin ins Rennen: Nationalrätin Aline Trede (42) wird bei den Wahlen Ende März 2026 den Sitz der abtretenden Christine Häsler in der Berner Kantonsregierung verteidigen. Das haben die Delegierten der Grünen am Mittwochabend in Biel entschieden. Trede liess der Bieler Gemeinderätin Lena Frank und dem Meiringer Gross- und Gemeinderat Beat Kohler keine Chance und stand schon nach dem ersten Wahlgang als Kandidatin fest.
Die Stadtberner Umweltwissenschaftlerin und Unternehmerin Trede ist eine Vertreterin des linken Grünen Bündnisses. Das könnte es ihr erschweren, in den ländlichen Kantonsteilen, die mit der rot-grünen Stadt Bern fremdeln, Stimmen zu holen. Allerdings: Bei den Nationalratswahlen 2023 holte Trede genau wie der ländliche Grüne Kilian Baumann viele Panaschierstimmen von Menschen, die nicht die Grünen wählen. Das bedeutet: Sie kann auch ausserhalb der grünen Bubble mobilisieren – und ausserhalb der Stadt.
Genau darauf wird sie angewiesen sein. Denn der Sitz der Grünen, den Bernhard Pulver vor 20 Jahren holte, ist nicht gesichert. Die SVP greift ihn explizit an und will die Mehrheit der Bürgerlichen im Regierungsrat von heute 4:3 auf 5:2 erhöhen.
Das heisst auch: Der Wahlkampf wird intensiver und spannender, als er es vor vier Jahren war. Ich finde, das ist gut für den Kanton Bern. Es hilft, die notorisch tiefe Wahlbeteiligung zu erhöhen.
Mit der Nomination von Aline Trede sind nun alle wichtigen Kandidat*innen bekannt. In den Kurzporträts der «Hauptstadt» kannst du die zehn Politiker*innen kennenlernen, die eine Chance auf einen der sieben Regierungsratssitze haben.
Und jetzt noch zu anderen Themen des Tages:
- Kulturort: Rund um die Dampfzentrale gibt es aktuell viel Wirbel. An einer Mitgliederversammlung vom Montag ist der gesamte Vorstand zurückgetreten – und wurde prompt durch einen neuen ersetzt. Bei der operativen Leitung bleibt dagegen alles beim Alten. Den Stein ins Rollen brachte im Juni die Stadt Bern, die entschied, den Leistungsvertrag für die Kulturinstitution ab 2028 neu auszuschreiben. Wie es nun weitergeht und was die Geschehnisse für die Neuausschreibung bedeuten, hat meine Kollegin Marina Bolzli in diesem Artikel eingeordnet.
- Wahlmodus: Die Berner Kantonsregierung will, dass ihre Mitglieder weiterhin nach dem Majorzverfahren gewählt werden. Das geht aus ihrer am Montag veröffentlichten Antwort auf eine Motion hervor, wie die Nachrichtenagentur sda berichtet. Die Motion hat einen Wechsel auf das Proporzverfahren zum Ziel und wird von Parlamentsmitgliedern der EDU, SVP, GLP und EVP unterstützt. Sie wollen damit erreichen, dass die Regierungsratswahlen ab 2030 im Proporzverfahren durchgeführt werden. Dabei werden Kandidierende nicht direkt gewählt, sondern die Sitze auf verschiedene Parteien verteilt – so, wie es zum Beispiel bei den Nationalratswahlen üblich ist.
- Kolumne: Vom Burger-Restaurant zur Demut – Pfarrer Tobias Rentsch spannt den Bogen in seinem neuesten Text für die Hauptstadt sehr weit. Am Ende kommt der Theologe von der Markuskirche aber zu der vergleichsweise einfachen Erkenntnis: Man kann auch klar handeln, ohne die letzte Allwissenheit für sich in Anspruch zu nehmen.
- Fussball I: Der Schweizerische Fussballverband (SFV) will seinen neuen Campus in Thun bauen. Das gab er am Dienstag bekannt. Zuletzt war neben Thun noch das waadtländische Payerne in der Auswahl als Standort für den Fussballcampus nach internationalem Vorbild. Den Ausschlag gaben laut Verband die zentrale Lage Thuns und die Nähe zum heutigen Sitz in Muri bei Bern. Das neue Fussballzentrum soll Plätze bieten für Trainings aller Nationalteams, für die Ausbildung und weitere Infrastruktur wie Garderoben, Fitness- und Behandlungsräume. Auch der Verbandssitz soll künftig dort sein. Unterstützung bekommt das Projekt von der öffentlichen Hand: Der Regierungsrat hat zuhanden des Grossen Rats einen Investitionsbeitrag von 7,5 Millionen Franken verabschiedet. Zusätzlich plant er ein zinsloses Darlehen in derselben Höhe.
- Fussball II: Die YB Frauen haben am Mittwochabend in Zypern das erste Spiel eines Miniturniers gewonnen, bei dem es um den Einzug in die lukrative Champions League geht. YB schlug Apollon Limassol mit 1:0. Am Samstag spielen die Bernerinnen den Final gegen Fortuna Hjörring aus Dänemark. Mit einem Sieg würden sie die nächste Qualifikationsrunde erreichen. Und à propos Champions League: Auch die YB Männer kämpfen heute Donnerstagabend (Spielbeginn: 20 Uhr) darum, in der Königsklasse des Fussballs dabeizusein. Sie spielen im Wankdorf gegen Slovan Bratislava. Weil es wohl zu einem Fanmarsch kommt, rechnet die Kantonspolizei mit temporären Strassensperrungen, wie sie mitteilt.
- Nationalrat: Der Kanton Bern verliert einen Sitz im Nationalrat, weil die Bevölkerung weniger schnell wächst als etwa in Luzern oder Freiburg, die einen Sitz hinzugewinnen. Das hat der Bundesrat gestern mitgeteilt. Bei den eidgenössischen Wahlen 2027 sind deshalb in Bern nur noch 23 Sitze zu vergeben.
- Solarstrom: Schüler*innen der Volksschule Schwabgut starten nächsten Montag in eine Projektwoche der besonderen Art: Für sie geht es ab aufs Dach ihrer Schule. Dort montieren sie unter Anleitung von Fachleuten Solarpanels, wie die Stadt Bern schreibt. Daneben setzen sich die Jugendlichen auch auf theoretischer Ebene mit dem Thema Sonnenenergie auseinander. Die Schulanlage Schwabgut wird seit Sommer 2023 gesamtsaniert. Im Zuge der Sanierungsarbeiten werden auf den Dächern der beiden Schulhäuser sowie auf dem Turnhallentrakt Photovoltaikanlagen errichtet. Sind die Arbeiten abgeschlossen, soll die Schule mehr Strom produzieren als verbrauchen.
- Cyberkriminalität: Die Kantonspolizei Bern warnt vor betrügerischen E-Mails mit angeblichen Bussgeld-Androhungen im Namen der Polizei. Es handle sich um einen Phishing-Versuch von Cyberkriminellen, heisst es in einer Mitteilung. Die mutmasslichen Betrüger*innen täuschen demnach eine offene Bussgeldforderung vor und fordern die Empfänger*innen auf, eine externe Webseite zu besuchen, um sie dort per Kreditkarte zu begleichen. Die Kantonspolizei weist darauf hin, dass sie keine Zahlungsaufforderungen für Bussen per E-Mail oder SMS versendet.
PS: Morgen Freitag geht das Sommerfest des Museumsquartiers über die Bühne. Rollschuh-Disco, Piazza-Popup und Foodtrucks – es wird einiges geboten. Los geht es um 17 Uhr im Museumsgarten beim Helvetiaplatz.
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