Mädchenfussball, Bauen, K.O.-Tropfen
News vom Donnerstag, Hauptstadt-Brief #499
Hält die EM-Euphorie bei dir noch an? Haben Fanmärsche, Public Viewings und die super Performance der Schweizer Nati-Spielerinnen an der Europameisterschaft im Juli dein Interesse am Frauen-Fussball geweckt?
Dann bist du nicht allein. Lydia Dubach vom Fussballverband Bern-Jura hat mir erzählt, dass ein Grossturnier wie die EM im eigenen Land dem Sport erfahrungsgemäss einen Schub um zehn Jahre nach vorne verleiht.
Dubach ist beim regionalen Fussballverband zuständig für die sogenannte «Legacy». So nennt der Schweizer Fussballverband seinen Plan eines «Vermächtnisses» dieser EM: Sie soll den Frauen- und Mädchenfussball in der Schweiz weit über das Turnier hinaus vorwärts bringen.
Was «Mädchen fördern» auf Vereinsebene heisst, hat mir der Bolliger Fussballtrainer Eric Wild gezeigt. Wild ist seit über zwanzig Jahren leidenschaftlicher Trainer. Seit vier Jahren ist er, wie er mir erzählte, «Feuer und Flamme» für den Mädchenfussball. Er hat damals das erste reine Mädchenteam in seinem Verein gegründet. Die Nachfrage ist da, es kicken auch Mädchen aus umliegenden Gemeinden mit, in denen es noch kein solches Angebot gibt.
Als die Gruppe langsam älter wurde, plante Eric Wild ein zweites, jüngeres Mädchenteam zu gründen. Er findet ein solches Angebot wichtig, um eine nachhaltige Mädchenfussball-Abteilung aufzubauen. Doch Wild bekam auch zu spüren, dass die Realität einige Hindernisse bereithält.
Ein Beispiel ist der Platzmangel, mit dem viele Fussballvereine zu kämpfen haben: Gerade in städtischen Gegenden gibt es seit längerer Zeit mehr Kinder, die Fussball spielen wollen, als Trainingsplätze. Und in Vereinen herrscht nicht immer eine einheitliche Haltung dazu, wie der Mädchenfussball am besten gefördert werden kann.
Ich finde, das Beispiel aus Bolligen ist ein spannender «Reality Check» zu den hochgesteckten Zielen, über die im Zusammenhang mit der EM oft auf einer Meta-Ebene gesprochen wurde. Es zeigt auch: Im Breitensport und bei Vereinen ist der stärkste Treiber für Veränderungen oft ein grosses persönliches Engagement einzelner Personen.
Wie jenes von Eric Wild. Die ganze Geschichte dazu gibt es heute in der «Hauptstadt» zu lesen.
- Aare: Vom 22. September 2025 bis Ende Mai 2026 darf in der Aare zwischen Eichholz und Dalmazibrücke nicht geschwommen werden. Auch für Boote gilt ein Verbot. Grund sind umfangreiche Bauarbeiten, die diesen Herbst beginnen. Am Dienstag hat die Stadt Bern über die anstehenden Projekte und Einschränkungen informiert. Das grösste Vorhaben sind Schutzmassnahmen gegen Hochwasser. Diese werden während den kommenden zirka acht Jahren jeweils in den Wintermonaten entlang verschiedener Aare-Abschnitte umgesetzt. Gleichzeitig wird die Stadt über vier Wintersaisons hinweg das Marzilibad sanieren. Um die Bau-Emissionen an den Aareufern zu konzentrieren, wird die EWB diesen Winter auch noch Leitungen sanieren und der Kanton wird beim Schwellenmätteli rund 30’000 Kubikmeter Kies aus der Aare entnehmen, damit das Wasser besser abfliessen kann.
- Gastro: Gestern erschien die erste Ausgabe des neuen «Hauptstadt»-Gastro-Briefes. Ab sofort berichtet Kulinarik-Journalistin und Gastronomie-Kennerin Claudia Salzmann alle zwei Wochen für die «Hauptstadt», was in den Berner Beizen und Menükarten Spannendes passiert. Diese Woche: Südindische Düfte und Geschmäcker, dafür rauchfreie Terrassen. Und eine preisgekrönte Cervelat.
- Regierungsratswahlen: Die SVP hat an ihrer Delegiertenversammlung von Dienstag wie erwartet Pierre Alain Schnegg, Daniel Bichsel und Raphael Lanz für die Regierungsratswahlen vom kommenden März nominiert. Mit dem Dreierticket will die Partei einen dritten Sitz in der Berner Kantonsregierung holen. Sie sorgte damit allerdings auch in bürgerlichen Reihen für Aufregung. Dennoch steigen SVP, FDP und Mitte gemeinsam in die Wahlen, wie die Parteien gegenüber dem SRF-Regionaljournal bestätigt haben. Die Mitte hat gestern Abend die amtierende Finanzdirektorin Astrid Bärtschi nominiert.
- Kolumne: Patricia Michaud liebt das Zehendermätteli, obwohl sie an der Aareschlaufe oft die Orientierung verliert. Hier geht’s zur neuen Französisch-Kolumne der «Hauptstadt».
- Strassenbau: Die zuständige Kommission des Grossen Rates will in den nächsten vier Jahren 290 Millionen Franken in die Berner Kantonsstrassen investieren. Sie beantragt dem Kantonsparlament, dem Kredit zuzustimmen. Das hat der Kanton Bern gestern mitgeteilt. Die Investitionen sollen unter anderem in die Verkehrssicherheit, eine bessere Infrastruktur für den Velo- und Fussverkehr sowie den Erhalt der Strassen fliessen. Der letzte Rahmenkredit, der dieses Jahr ausläuft, betrug 280 Millionen Franken.
- Städtebau: Die Pläne zur Überbauung des Areals zwischen dem Freibad Weyermannshaus und dem Europaplatz liegen ab heute öffentlich auf, wie die Stadt Bern mitteilt. Die Stadt will die Gegend in den nächsten Jahren entwickeln und stark verdichten. Geplant sind unter anderem vier Hochhäuser mit Arbeitsplätzen und 200 Genossenschaftswohnungen.
- Stellenabbau: Die Insel Gruppe, die im ganzen Unternehmen Sparmassnahmen ergreift, streicht in der Sozialberatung 6,2 Vollzeitstellen. Sie begründet den Abbau laut dem Branchenmagazin Medinside mit einer Fokussierung auf spitalspezifische Aufgaben. Der Berufsverband Soziale Arbeit Schweiz (AvenirSocial) und der Schweizerische Fachverband für gesundheitsbezogene Soziale Arbeit (SAGES) haben am Montag dazu Stellunggenommen. Der Abbau gefährde die Qualität der Betreuung – und habe negative Folgen für Patient*innen und das Gesundheitssystem.
- K.O.-Tropfen: Bei einer Party Ende Juli im Innenhof der Reitschule meldeten mehrere Personen, dass ihnen K.O.-Tropfen oder ähnliche Substanzen ins Getränk verabreicht worden seien. Das teilte die Reitschule gestern via Instagram mit. Das Kollektiv zeigte sich «schockiert» und bat darum, sich bei Verdacht auf einen Vorfall zu melden. Es rät, Getränke nicht aus den Augen zu lassen und aufeinander aufzupassen.
PS: Nächsten Montag lesen Jolanda Spiess-Hegglin und Hansi Voigt aus ihrem Buch «Meistgeklickt». Sie diskutieren auch über Medien-Ethik, und zwar mit «Hauptstadt»-Co-Geschäftsleiter Joël Widmer als Spezialgast. Er war zum Zeitpunkt, als Spiess-Hegglin landesweit bekannt wurde, Redaktor beim Blick. Der Event startet um 20 Uhr im La Cappella. Wir verlosen drei Tickets: Antworte dazu auf diese Mail. First come, first serve.
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