Neue Banknoten, Vollbrand, Rentenansprüche
News vom Dienstag, Hauptstadt-Brief #498
Am Wochenende blätterte ich online durch die Vorschläge für die neuen Schweizer Banknoten. Ich sah typische Schweizer Gerichte, einheimische Tiere und Pflanzen oder Wirtschaftszweige. Einige davon grell ausgeleuchtet, andere überladen, manche abstrakt und andere zu konkret. Ich war damit ein bisschen überfordert. Mein Sohn hingegen wusste sofort: Einen Dinosaurier auf der 50er-Note (Konzept A) fände er bestechend. Vielleicht, weil er sich so einfach einen Dino vom Gotti zu Weihnachten wünschen könnte.
Alle, die wollen, können sich bis zum 7. September zu den 12 Entwürfen der neuen Schweizer Banknoten in einer Online-Umfrage äussern. Ein Beirat entscheidet anschliessend, welche sechs eine Runde weiterkommen. Die neue Serie wird in den 2030er Jahren in Umlauf kommen.
Es wird bereits die vierte Banknoten-Serie in meinem Leben sein. Eigentlich verrückt, dass Schweizer Banknoten so oft ausgetauscht werden. Ja, ich weiss, es geht um Sicherheit. Aber das lassen wir uns laut SRF jedes Mal einen mittleren zweistelligen Millionenbetrag kosten.
Ähnlich macht es auch die EU. Vom 2002 eingeführten Euro ist mittlerweile die zweite Serie aktiv. Der Dollar hingegen ist über die Zeit im Design immer gleich geblieben, nur die Sicherheitsmerkmale wurden verschiedene Male verbessert. Ein Freund aus der Finanzbranche hat mir erklärt, das liege daran, dass zu viele Dollarnoten im Umlauf seien und ein Vorgehen wie bei uns in der Schweiz, wo eine ausgemusterte Serie von der Nationalbank aus dem Umlauf genommen wird, zu aufwändig wäre.
Das mag sein. Und es mag auch der Stolz der Schweiz sein, eine so sichere Währung zu haben. Und trotzdem: Wie steht es um ein Land, wo die Bürger*innen sich dazu äussern dürfen, wie die neuen Banknoten aussehen sollen? Und sich dann über einen pokémonhaften Vorschlag (Konzept F) aufregen können? Ich glaube, so ein Land ist sehr privilegiert. Und es ist gar nicht schlecht, sich das ab und zu in Erinnerung zu rufen.
Und jetzt noch zu anderen Themen des Tages:
- Brand: Gestern ist ein Gebäude des Berner Tierspitals in der Länggasse bei einem Brand komplett zerstört worden. Kurz nach 11 Uhr gab es einen Knall, darauf stieg eine dichte Rauchsäule auf. Beim Eintreffen der Einsatzkräfte stand das Gebäude laut einer Mitteilung der Polizei bereits in Vollbrand. Dabei kam es auch zu Explosionen von Sauerstoffbehältern. Im Gebäude befanden sich beim Brandausbruch weder Menschen noch Tiere. Auch das angrenzende Lindenhofspital evakuierte vorsorglich sein Notfallzentrum, die Operationssäle und die Aufwachräume. Die Patient*innen und das Personal seien zu keinem Zeitpunkt gefährdet gewesen, schreibt das Spital auf seiner Website. Der Brand konnte rasch gelöscht werden, der Sachschaden ist hoch. Die zuständige Staatsanwaltschaft hat Ermittlungen zur Brandursache aufgenommen.
- Rentenansprüche: Auf die kommenden kantonalen Wahlen im März 2026 hin treten drei Regierungsrät*innen zurück. Sie profitieren von einer deutlich grosszügigeren Rentenregelung als alle, die nach ihnen zurücktreten werden. Denn nach Mai 2026 gelten andere Regeln, die bereits vom Grossen Rat verabschiedet worden sind. Im Moment läuft eine Übergangsfrist. Plattform J hat detailliert ausgerechnet, was das finanziell für die Zurücktretenden bedeutet. Und herausgefunden, dass insbesondere der Jüngste von ihnen, SP-Regierungsrat Christoph Ammann (56), finanziell deutlich profitiert, wenn er jetzt und nicht erst später zurücktritt.
- FC Breitenrain: Coup im Cup: Der lokale Verein FC Breitenrain hat am Sonntag zuhause 1:0 gegen den FC Thun gewonnen, der aktuell Platz 2 in der Super League belegt. Nun trifft der Promotion-Ligist in der zweiten Runde im September auf den Erstligisten Zug. Ein bisschen besser als Thun lief es YB. Das Team gewann gegen den Erstligisten Courtételle mit 4:1. Allerdings konnten die Jurassier bis weit in die zweite Halbzeit hinein mit YB mithalten. YB trifft nun auf Aarau aus der Challenge League.
- Auszeichnung: Der Bürgi-Willert-Preis 2025 geht zu gleichen Teilen an Tanzpädagogin und Choreografin Susanne Schneider, die mit Menschen mit Einschränkungen arbeitet, und den Verein Sleeper, der Übernachtungen für Obdachlose bietet. Der Preis ist mit insgesamt 60’000 Franken dotiert. Mit ihm werden jährlich Privatpersonen und Institutionen für ihre Verdienste im kulturellen oder sozialen Bereich in der Stadt Bern ausgezeichnet. Die öffentliche Preisverleihung findet am 25. August im Sous Soul statt, wie die Bürgi-Willert-Stiftung mitteilt.
- Kunst: Das monumentale Gemälde «Sonntag der Bergbauern» von Ernst Ludwig Kirchner (1880-1938) hat am Samstag die Reise von Berlin nach Bern angetreten. Seit Mitte der 1970er Jahre hängt es im deutschen Kanzleramt. Häufig ist es in den deutschen Fernsehnachrichten im Hintergrund der Kabinettssitzungen der Deutschen Regierung sichtbar. Nun soll es erstmals seit 1933 wieder gemeinsam mit seinem Pendant in Bern gezeigt werden, wie das Kunstmuseum Bern mitteilt. Das Bilderpaar wird ab 12. September den Höhepunkt der Ausstellung «Kirchner x Kirchner» im Kunstmuseum bilden. Im Tausch zum Kirchner-Gemälde hängt nun Meret Oppenheims (1913-1985) Werk «Neue Sterne» als Leihgabe des Kunstmuseums Bern im Bundeskanzleramt.
- Demonstration: Rund 5000 Personen haben am Samstagnachmittag in Bern für eine funktionierende psychotherapeutische Versorgung demonstriert. Sie machten auf lange Wartefristen, fehlende Therapieplätze und die unsichere Tarifstruktur aufmerksam. Im Rahmen einer Schweigeminute für Suizidopfer unterbrachen sie ihre Parolen. Die Kundgebung führte vom Waisenhausplatz via Altstadt bis zum Bundesplatz und war gerahmt von Reden. Organisiert war sie von der Initiative «Psychische Gesundheit für alle», ein Zusammenschluss von Personen aus der psychologisch-therapeutischen Versorgung. Ihre Anliegen werden unterstützt von SP, Juso, Grünen sowie diversen Gewerkschaften und Gesundheitsorganisationen.
- Köniz: Das Könizer Parlament hat gestern Abend einstimmig Ja gesagt zur geplanten Sanierung des alten Klassentrakts und der Aula des Oberstufenzentrums Köniz. Es beantragt den Stimmberechtigten, am 30. November an der Urne dem Sanierungskredit von 20,8 Millionen Franken zuzustimmen. Das teilt die Fachstelle Parlament der Gemeinde Köniz mit.
- Politische Aufarbeitung: Matteo Micieli, 2024 Präsident der Stadtberner Geschäftsprüfungskommission, kritisiert den Gemeinderat bei der Aufarbeitung des Container-Debakels: Die Stadt könne nicht aus ihrem Scheitern lernen. Der Stadt Bern fehle eine Fehlerkultur, sagt er im Interview mit meinem Kollegen Joël Widmer.
PS: Wenn wir schon beim Thema Geld sind: Ab Donnerstag läuft im Kino Rex der Schweizer Film «Unser Geld», der sich mit Macht, Verführung und Fragilität des Geldes beschäftigt. Bei der Premiere am Donnerstag (18 Uhr) gibt es zudem ein Gespräch mit Regisseur Hercli Bundi.
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