Knatsch um Museumssanierung
Das Historische Museum Bern soll für 120 Millionen Franken saniert werden. Da die Stadt zu wenig Geld dafür eingeplant hat, ist der Umbau nicht mehr gesichert.
Das Haus ist 130 Jahre alt und wurde noch nie totalsaniert. Am Historischen Museum Bern nagt der Zahn der Zeit. Darum hat es im April eine Gesamtsanierung angekündigt. Für 120 Millionen Franken sollen das Gebäude und die Ausstellung modernisiert werden. Dazu wurde ein Studienauftrag ausgeschrieben. Heute Donnerstag findet für die teilnehmenden Architekturteams eine Startveranstaltung mit Begehung statt und Ende Jahr sollen die Resultate vorliegen.
Von den 120 Millionen Franken seien 85 Millionen für den Umbau des Hauses vorgesehen. Das sagt Luc Mentha, Präsident der Stiftung Historisches Museum. Die restlichen 35 Millionen Franken seien für die Erneuerung der Ausstellungen eingeplant. «Die verschiedenen Dauerausstellungen im Altbau sind 15 bis 35 Jahre alt», sagt er. In diesen Ausstellungen verliere das Museum laufend Publikum. Daher müssten sie vollständig neu gestaltet werden, um den Interessen und Ansprüchen des heutigen Publikums gerecht zu werden. «So wie es etwa das Museum für Kommunikation mit seiner neuen Szenografie schon gemacht hat.»
Die Sanierung des Gebäudes enthalte auch wichtige Arbeiten im Hinblick auf das Museumsquartier, betont Luc Mentha. Das Museum soll auf der heutigen Rückseite zum geplanten Museumspark hin einen zweiten Haupteingang erhalten. Zudem wird mit dem Umbau ein freier Durchgang vom Vordereingang hin zum Park geschaffen, den die Bevölkerung auch ohne Kauf eines Tickets begehen kann. Auch die Baracken im Bereich des künftigen Parks hin zum Museum für Kommunikation werden aufgehoben. Dafür muss im Altbau Raum geschaffen werden.
Auf die Gesamtsanierung haben sich im Frühjahr Vertreter*innen von Kanton, Stadt und Burgergemeinde in sogenannten Spitzengesprächen geeinigt. Das sagte Burgergemeindepräsident Bruno Wild an der letzten Sitzung des Grossen Burgerrats. Andere Beteiligte bestätigen das. Die Finanzierungspartner*innen des Museums planten den Betrag – wie üblich – paritätisch aufzubringen. Damit müssten sie je 40 Millionen Franken beisteuern. Je 2,5 Millionen Franken sind laut Wild schon im kommenden Jahr fällig für konkrete Architekturstudien.
Vor drei Wochen hat aber Berns Stadtpräsident Alec von Graffenried den Beteiligten mitgeteilt, die Stadt habe im Finanzplan nur 25 Millionen Franken für diese Sanierung eingestellt und könne derzeit nicht mehr versprechen. Das berichtete Wild im Burgerrat und zeigte sich etwas ratlos über die Kommunikation der Stadt: «Nach diesen Vorarbeiten kann man das Projekt nicht von 120 Millionen auf 75 Millionen Franken reduzieren.» Und Kanton und Burgergemeinde könnten für die Stadt auch nicht einspringen.
Auch Stiftungspräsident Mentha ist erstaunt, dass die Stadt nun zurückrudert: «Wir haben uns im Frühjahr mit den Finanzierer*innen grundsätzlich auf das Volumen von maximal 120 Millionen Franken geeinigt.» Ein Sprecher der kantonalen Erziehungsdirektion schreibt auf Anfrage dazu lediglich: «Von Seiten Kanton gibt es noch keine definitiven Beschlüsse bezüglich der Finanzierung der Sanierung.»
Stadtpräsident Alec von Graffenried bestätigt auf Anfrage, dass die Stadt nur 25 Millionen Franken für den Umbau vorgesehen habe. «Die Stadt anerkennt klar den Sanierungsbedarf des Historischen Museums Bern», betont von Graffenried. Und die dreiteilige Kostenteilung stehe nicht zur Diskussion. «Es geht der Stadt einzig um die Höhe der Kosten beziehungsweise der Kostensteigerung, und darum, ob wir diese Kostensteigerung schon beschlossen und damit akzeptiert haben.»
Aktuell geht es laut dem Stadtpräsidenten darum, wie stark die Kosten dafür gegenüber den ursprünglichen Annahmen von 75 Millionen Franken steigen sollen. «Zu dieser Kostensteigerung bestehen seitens der Stadt noch offene Fragen», sagt von Graffenried. Die Burgergemeinde und das Museum hingegen seien bereits von einem erzielten Konsens in Höhe von 120 Millionen Franken ausgegangen. Die Stadt werde aber zur Klärung dieser Frage auf die Burgergemeinde und den Kanton zugehen.
Ob die Stadt angesicht ihres roten Budgets die fehlenden 15 Millionen Franken aufbringen kann und will, ist noch offen.
Die andere Variante wäre eine Redimensionierung der Sanierung. Dagegen sträubt sich das Museum. «Die Stadt hat die Idee eines Museumsquartiers bisher sehr begrüsst und war in Kenntnis des Volumens der anstehenden Sanierung», betont Mentha. Dennoch will Mentha den Aufwand im Bereich der Neugestaltung der Ausstellungen nochmal überprüfen. Bei der Gesamtsanierung des denkmalgeschützten Gebäudes hingegen sieht Mentha «wenig Spielraum». Er sei optimistisch, dass man in Gesprächen mit der Stadt eine Lösung finden werde.
Darum läuft der Studienauftrag für die Umgestaltung ungeachtet der ungeklärten Finanzfragen weiter. Die Architekturteams werden sich am Donnerstag im Museum einen Eindruck verschaffen und dann an ihren Entwürfen für die Sanierung arbeiten. Die Umbauarbeiten sollen gemäss Plan 2027 starten. Vier Jahre später sollten die Besucher*innen durch das neue Museum gehen können.