«Meine Kunst hilft mir, mit der Welt verbunden zu bleiben»

Fotoporträt #30: Die Musikerin Nikko vom queerfeministischen Berner Label Forcefield Records packt grosse Fragen an: Was ist die Daseinsberechtigung von Kunst und wie gelingt Authentizität?

NIKKO 
Hannah Biedermann
Portraitkolumne
hauptstadt.be
© Danielle Liniger
Wirklich zuhause fühlt sich Nikko in der elektronischen Musik. (Bild: Danielle Liniger)

«Sphärische Klänge, radikale Texte» – so beschreibt Forcefield Records die Musik von Nikko auf ihrer Website. Die 28-jährige Künstlerin aus Bern bringt bei dem Label, das sich durch Soukey und ETO einen Namen gemacht hat, am 7. November ihre zweite EP «skin too thin» heraus. Diese ist in starker Zusammenarbeit mit dem Gitarristen David Koch entstanden.

Im Gespräch mit der «Hauptstadt» erzählt Nikko, woran sie aktuell arbeitet: «Ich überlege mir, wie ich die Studio-Musik in eine Live-Performance übersetze. Muss man zum Beispiel eine Gitarre wirklich auf der Bühne sehen, mit der ich im Song aber nur einen spezifischen Klang erzeuge, der dann doch verzerrt wird? Solche Fragen stelle ich mir gerade.

Und mir geht es auch um Grundsätzliches: Während alles um uns herum zu zerfallen scheint frage ich mich, warum ich mit meiner Kunst überhaupt Raum einnehmen sollte. Mein Schreiben hat mir geholfen, mit der Welt verbunden zu bleiben und mich nicht von ihr abzuwenden. Ich hoffe, dass ich mit meiner Musik dieses Gefühl von Zusammenhalt auch an Zuhörende weitergeben kann, um uns allen einen Moment des Aufatmens zu verschaffen.

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Hannah Biedermann
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In der elektronischen Musik scheint ihr alles möglich. (Bild: Danielle Liniger)

Ich habe Jazzgesang und Performance studiert hier an der Kunsthochschule Bern. Aber ich würde mich nicht als Jazzsängerin bezeichnen. Durch das Studium habe ich aber meinen Zugang zur Musik stärken können und traue mich seitdem mehr, mit meiner Stimme Raum einzunehmen.

Ich habe auch für mich herausgefunden, dass mich zu sehr akademisch geprägte Musik, bei der Künstler*innen auf ihrem jeweiligen Instrument absolute Exzellenz anstreben, weniger berührt. Mich interessiert mehr Authentizität durch Imperfektion und Fragilität, statt perfektioniertes Handwerk.

Wirklich zu Hause fühle ich mich in der elektronischen Musik. Hier kann ich mich frei bewegen und ausdrücken, hier scheint mir alles möglich. Und ja, in diesen Soundwelten fühle ich mich authentisch.»

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Als Jazzsängerin würde sich Nikko nicht bezeichnen... (Bild: Danielle Liniger)
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...lieber nimmt sie mit ihrer Stimme Raum ein. (Bild: Danielle Liniger)

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