Konsens – Hauptstadt-Brief #451
Samstag, 12. April 2025 – die Themen: Fuck fair Festival; Schloss Köniz; Findling; Toblerone; Eishockey; Gastro; Jungfreisinnige; BLS; sexuelle Belästigung; Klimastreik.
Heute ist der letzte Tag, an dem du die Ausstellung des «fuck fair» Festivals zu sexuellem Konsens besuchen kannst. Sie findet im Queerfeministischen Raum der Berner Reitschule statt und bildet das Herzstück des Festivals, das ebenfalls heute zu Ende geht (mit einer Party im Lokal «in Transformation», ehemals Kapitel Bollwerk).
Ich habe die Ausstellung diese Woche besucht. Sie setzt sich mit dem Thema Konsens in sexuellen Beziehungen und Begegnungen auf eine beeindruckend vielseitige Weise auseinander – informativ, künstlerisch, dokumentarisch und proaktiv. Die Beiträge stammen von 40 verschiedenen Künstler*innen und Wissenschaftler*innen. Kuratiert haben die Ausstellung die Künstlerin Lucy Neid und Vivianne Jeger, die zu den Betreiber*innen des Tojo Theaters gehört.
Plakate informieren über Statistiken zu sexuellen Übergriffen in der Schweiz. In Audiobeiträgen erzählen Sexarbeiter*innen von ihren Erfahrungen: Zum Beispiel, warum es in der Sexarbeit einfacher sein kann, Konsens herzustellen, als in romantischen Beziehungen. In einem 2000er-Teenager-Schlafzimmer kannst du deinem jüngeren Ich eine Botschaft übermitteln. Und wenn du willst, kannst du mit anderen Besucher*innen in Kontakt treten und dich über persönliche Erlebnisse austauschen.
Diese Vielfalt an Zugängen zeigt eindrücklich, wie umfassend das Thema Konsens ist: Es geht um viel mehr als darum, bei sexuellen Handlungen schlicht nach einem «Ja» zu fragen. Ich fühlte mich als Besucherin eingeladen, tief in das Thema einzutauchen, und sah mich durch schlaue Fragen herausgefordert, auch mein eigenes Handeln in sexuellen Begegnungen kritisch zu hinterfragen.
Ich kann dir sehr empfehlen, die letzten Stunden zu nutzen und dir die Ausstellung anzuschauen. Mit genügend Zeit. Ein Besuch lohnt sich auch gemeinsam mit Menschen, mit denen du dich gerne über dieses Thema austauschst.
Und jetzt noch zu anderen Themen des Tages:
- Schloss Köniz: Eine neu gegründete Stiftung soll das Schloss Köniz aufmöbeln. Die teilweise nicht mehr nutzbaren Gebäude sollen saniert und der Veranstaltungsort aufgewertet werden. Das hat das Könizer Stimmvolk letztes Jahr beschlossen. Mein Kollege Jürg Steiner hat den Stiftungsratspräsidenten – es ist der Berner Gastro- und Kultur-Profi Hans Traffelet – vor Ort getroffen und nach seinen Visionen für das historische Areal befragt.
- Halber Findling: Vor 15 Jahren kaufte der Kanton Bern für seine Sammlung das drei Meter hohe Kunstwerk «Halber Findling (Martin)» von Reto Steiner. Der Künstler hatte es 2010 im Kunstmuseum Thun an Ort und Stelle konzipiert und aufgebaut. Für den Kanton Bern als Käufer eher unpraktisch war: Steiner hatte für sein komplexes Holzgebilde keine Aufbauanleitung erstellt. Also wusste jahrelang niemand, wie man es wieder aufbaut, und die 500 Einzelteile lagen unbenutzt im Depot der kantonalen Kunstsammlung. Studierende der Hochschule der Künste haben sich nun der Sisyphos-Arbeit angenommen und das Werk wieder errichtet – inklusive Anleitung. Den Artikel meiner Kollegin Victoria Habermacher zu dieser Puzzlearbeit empfehle ich dir wärmstens.
- Toblerone: Der US-Nahrungsmittelkonzern Mondelez investiert 65 Millionen Franken in sein Toblerone-Werk in Bern-Brünnen. Das hat der Konzern am Donnerstag angekündigt, wie Bund/BZ schreiben. Mondelez will in der Berner Fabrik Fertigungsanlagen und Infrastruktur modernisieren. Dies, nachdem Toblerone 2023 einen Teil seiner Produktion in die Slowakei ausgelagert hat und seither auf seiner Verpackung das Matterhorn nicht mehr zeigen darf. Künftig wird laut dem Konzern ein Schweizerkreuz auf der Verpackung prangen. Das Matterhorn komme vorläufig aber nicht zurück.
- Eishockey: Der SC Bern nimmt nach seinem Playoff-Aus gegen Fribourg-Gottéron grössere personelle Änderungen vor. Das gab der Club am Freitag bekannt. Auf die kommende Saison hin verlassen sieben Spieler das Team, darunter Topscorer Austin Czarnik. Auch die beiden Assistenztrainer werden ausgewechselt. Weitere Mutationen gibt es in der Geschäftsleitung, unter anderem wird Nik Hess neuer Geschäftsleiter der SCB Future AG.
- Gastro: Das Restaurant Malso im Postparc am Berner Bahnhof schliesst im Juni. Das haben die Betreiber*innen auf Instagram verkündet. Im Januar sei der Mietvertrag für das Lokal nicht verlängert worden, begründen sie das Aus. Das Lokal gibt es seit Oktober 2021 an diesem Standort. Im Sommer 2020 startete Malso mit einem Pop-Up auf dem Loryplatz.
- Präsidium: An ihrer Mitgliederversammlung von gestern Abend haben die Jungfreisinnigen Stadt Bern ein neues Co-Präsidium gewählt. Alois Juillerat und Corsin Casty übernehmen den Posten nach dem Rücktritt von Loris Urwyler, wie die Partei mitteilt.
- Öffentlicher Verkehr: Die BLS hat im Jahr 2024 so viele Fahrgäste transportiert wie noch nie zuvor. Das hat das ÖV-Unternehmen gestern mitgeteilt. 71,5 Millionen Personen reisten letztes Jahr mit der BLS, gut vier Prozent mehr als im Vorjahr. Das Unternehmen, das zu 56 Prozent dem Kanton Bern gehört, verbucht für das vergangene Geschäftsjahr einen Gewinn von 23,6 Millionen Franken. Die Gewerkschaft des Verkehrspersonals (SEV) fordert die BLS laut einer Mitteilung auf, angesichts des Gewinns bessere Löhne zu zahlen, um personelle Unterbestände zu minimieren.
- Sexuelle Belästigung: Letzte Woche gingen bei der Kantonspolizei drei Meldungen von Frauen ein, die im Berner Bremgartenwald von einem Mann sexuell belästigt worden seien. Nun hat die Polizei den mutmasslichen Täter ausfindig gemacht, wie sie gestern mitteilte. Die Staatsanwaltschaft hat gegen den 24-Jährigen eine Untersuchung eröffnet.
- Klimastreik: Gestern Abend fanden in mehreren Schweizer Städten, unter anderem in Bern, sowie auch in anderen Ländern Klimademonstrationen statt. Im Rahmen des «Globalen Klimastreiks» marschierten vom Bundesplatz aus mehrere Hundert Personen Richtung Altstadt, wo sie einen Sitzstreik abhielten, wie Bund/BZ schreiben.
PS: Morgen Abend starten die YB Frauen mit dem Viertelfinal-Hinspiel gegen Luzern (auswärts, 19 Uhr) in die entscheidende Phase der Meisterschaft. Das Team von Trainerin Imke Wübbenhorst zieht als Sieger der Regular Season in die Playoffs der Axa Women's Super League.