Kopf der Woche: Bernhard Pulver
Der Verwaltungsratspräsident der Insel und ehemalige Berner Regierungsrat wird ab Januar 2025 Vereinspräsident des Museumsquartiers Bern.
Nun also das Museumsquartier: Ab Januar übernimmt Bernhard Pulver das Präsidium des Vereins vom früheren Könizer Gemeindepräsidenten Luc Mentha (SP). Damit steht einer der wohl einflussreichsten Berner der letzten zwei Jahrzehnte an der Spitze des Berner Museumsquartiers (MQ), in dem sich elf im Kirchenfeld ansässige Kultur- und Bildungsinstitutionen versammeln.
Pulver ist mit allen politischen Wassern gewaschen, amtete zwölf Jahre als Regierungsrat, hat eine Honorarprofessur an der Universität Bern inne und mutierte vom Kopf der grünen Szene Berns zum Wirtschaftskapitän. 2019 wurde er Verwaltungsratspräsident des Inselspitals, dem grössten Berner Arbeitgeber mit rund 11’000 Mitarbeitenden.
In dieser Funktion hat er gleich an mehreren Fronten zu kämpfen: Neben der harzig verlaufenden Nachfolger*innensuche für CEO Uwe E. Jocham, muss sich Pulver auch mit Mobbing-Vorwürfen aus der Belegschaft auseinandersetzen und die Insel finanziell stabilisieren. Weil er seit dem Abgang Jochams interimistisch auch in die operative Leitung der Insel eingebunden ist, sind 60 Stunden Wochen keine Seltenheit.
Das Engagement beim Museumsquartier dürfte da kaum Entspannung bringen. Beim vor fünf Jahren vollmundig angekündigten kulturpolitischen Leuchtturmprojekt, ist die Anfangseuphorie längst verflogen. Grosse bauliche Veränderungen lassen auf sich warten oder es muss aus Kostengründen ganz auf sie verzichtet werden.
Bei der Gesamterneuerung des Historischen Museums ist das neue Quartier, das zu einem zusammenhängenden urbanen Raum werden soll, zumindest mitgedacht.
Auch der Aufbau einer «Zusammenarbeitskultur» zwischen den einzelnen Institutionen, darunter das Naturhistorische Museum und das Museum für Kommunikation, war laut den Beteiligten schwieriger als zunächst angenommen. Eigentlich war die auf vier Jahre angelegte Aufbauphase dazu gedacht, diese Vorarbeit zu leisten. Doch sie endet bereits in wenigen Wochen.
Pulver findet also ein Berner MQ vor, dessen Feld noch nicht bestellt ist. Er wird sein ganzes politisches Geschick einsetzen müssen, um die gestaltungswilligen Einzelinstitutionen zu einem stimmigen Ensemble zu formen – und das bei begrenzten Mitteln. «Als Präsident möchte ich mithelfen, mit klaren Visionen und Zielen den etappierten Weg zum integrierten Museumsquartier Bern zu gestalten», wird Pulver in der Medienmitteilung des MQ zitiert.
Pulver dürfte dabei seine Erfahrung im Museum Franz Gertsch in Burgdorf helfen, dessen Stiftungspräsident er seit 2020 ist. Es hat sich über die Landesgrenzen hinaus einen Namen für zeitgenössische Kunst gemacht – zuletzt mit einer Ausstellung, die auf Leihgaben vom renommierten Louisiana Museum für Moderne Kunst in Kopenhagen zurückgreift. Warhol, Rothko, Richter: Vielleicht kann Pulver ein bisschen von dieser Weltläufigkeit und Aufbruchsstimmung von Burgdorf mit nach Bern bringen?
*In einer früheren Version dieses Textes war die Rede davon, dass das Museum Franz Gertsch auf Leihgaben aus Louisiana und Dänemark zurückgreift. Es handelt sich aber einzig um das Louisiana Museum für Moderne Kunst aus Kopenhagen (Dänemark).