Landebahn – Hauptstadt-Brief #457
Dienstag, 29. April 2025 – die Themen: Belpmoos; Bagger Drama; GP; Bundesplatz; Grossratswahlen 2026; Gastro; Fussball.
Erneuerbare Energien oder Naturschutz: Diesen Konflikt zwischen zwei grünen Anliegen gibt es immer wieder. Der Bau von Solaranlagen oder Wasserkraftwerken kann Ökosysteme und Landschaften zerstören. Was höher zu gewichten ist, sorgt in der Schweiz regelmässig für Streit. Vor allem bei Projekten in den Alpen.
Aber auch im Flachland gibt es schützenswerte Landstriche. Zum Beispiel im Belpmoos. Unmittelbar neben der Landebahn des Berner Flughafens ist über Jahrzehnte eine grosse Trockenwiese gediehen – eine ungedüngte Fläche, die Lebensraum bietet für bedrohte Tier- und Pflanzenarten.
Darauf soll die grösste Freiflächen-Solaranlage der Schweiz entstehen. Das plant die Flughafen Bern AG gemeinsam mit dem kantonalen Energieunternehmen BKW. Auch die EWB beteiligen sich am Projekt. Doch wie schützenswert ist die Trockenwiese?
Diese Frage muss der Bundesrat klären. Wird die Wiese ins nationale Inventar der schützenswerten Trockenwiesen aufgenommen, dann darf darauf keine Solaranlage gebaut werden. Gemäss Recherchen der «Hauptstadt» deutet vieles darauf hin, dass die Wiese die Kriterien für das nationale Inventar grundsätzlich erfüllt.
Das Projekt «Belpmoos Solar» wirft aber noch weit grössere Fragen auf als die klassische Naturschutz-Debatte. Denn: Die Solaranlage würde einen Flughafen querfinanzieren, auf dem vor allem Privatjets verkehren. Das Geschäft mit erneuerbarer Energie würde der Flughafenbetreiberin helfen, ihre seit Jahren bestehenden Geldprobleme zu lösen.
Eine Trockenwiese mit Solarpanels bestücken, um den angrenzenden Flughafen mit seinen enormen Treibhausgas-Emissionen weiterhin betreiben zu können?
Eine radikale Lösung für diesen Widerspruch kommt aus den Reihen der städtischen Jungparteien Juso und Junge Alternative: Sie fordern mit einer Motion, dass die Solarpanels nicht auf der Wiese stehen sollen – sondern auf der Landebahn des Flughafens. Was dessen Ende bedeuten würde.
Weshalb das Berner Stadtparlament hier überhaupt mitreden kann und welche brisanten Fragen zum Belpmoos in den kommenden Monaten zu klären sind, kannst du heute in der «Hauptstadt» lesen.
- Bagger Drama: Der mehrfach prämierte Film von Piet Baumgartner erzählt die Geschichte einer Familie, in der zu wenig kommuniziert wird. Im Interview mit meiner Kollegin Victoria Habermacher erzählt der Berner Regisseur, was der Film mit seiner eigenen Geschichte zu tun hat und warum die Bagger ballettähnlich inszeniert werden. Lies hier den Artikel, er ist eine gute Inspiration für den nächsten Kinobesuch.
- GP: Bern scheint im Jogging-Fieber zu sein. Der Grand Prix von Bern hat gestern Abend sein Anmeldefenster frühzeitig geschlossen. Für den Lauf haben sich bereits 35’000 Personen angemeldet. Der GP stellt damit einen neuen Rekord auf: Die bisherige Teilnehmer*innen-Bestmarke lag im Jahr 2017 bei 33’618 Läufer*innen. Am Samstag, 10. Mai, wird der Volkslauf ausgetragen.
- Bundesplatz: Der 20-jährige Platz vor dem Bundeshaus muss saniert werden. Das haben Recherchen von SRF ergeben. Die Steinplatten sind teilweise zerbrochen und gespalten. Im Juni soll der Platz laut Angaben der Stadt Bern für 20’000 bis 25’000 Franken «aufgefrischt» werden. In ein paar Jahren sei eine Gesamtsanierung geplant.
- Grossratswahlen: Für die kantonalen Parlamentswahlen vom Frühjahr 2026 hat der Berner Regierungsrat die 160 Sitze auf die Wahlkreise verteilt. Dabei ergibt sich gegenüber den Wahlen 2022 nur eine Veränderung: Die Zahl der für die französischsprachige Minderheit im Wahlkreis Biel-Seeland garantierten Sitze wird von bisher vier auf fünf erhöht. Das teilte der Kanton gestern mit.
- Gastro: Die Piazzabar am Hirschengraben expandiert. Seit Jahren betreibt sie im Sommer das Pop-Up «Raum und Zeit» im Liebefeldpark. Dieses Jahr hat sie nebenan auf dem Hirschengraben die kleine Bar «Piazza im Park» eröffnet und wird nun ab dem 1. Juli im Museumsquartier ein weiteres Pop-up einrichten. Auch Live-Konzerte sind geplant. Das verkündeten die Betreiber*innen am Wochenende.
- Fussball I: YB hat am Samstagabend im Cup-Halbfinal kläglich gegen den Amateurverein FC Biel verloren. In der Verlängerung haben sowohl die Bieler wie auch die Berner ein Tor geschossen – das der Berner wurde aber wegen eines Handspiels des YB-Stürmers wieder aberkannt. YB verpasst mit dieser Niederlage den Einzug in den Final, der am 1. Juni im Wankdorf Stadion stattfindet.
- Fussball II: Mehr Erfolg hatten hingegen die YB Frauen: Sie gewannen am Samstag im Playoff-Halbfinal-Hinspiel die umkämpfte Partie gegen den FC Zürich dank drei späten Toren mit 3:1. Das Rückspiel ist am kommenden Samstag, 3. Mai, um 17 Uhr im Wankdorf.
PS: Seit einiger Zeit wird am Bahnhof Bern klassische Musik abgespielt. Das ist eine Form von defensiver Architektur, die dazu führt, dass bestimmte Gruppen aus Teilen des öffentlichen Raums verdrängt werden. Ist das bewusste Diskriminierung? Diese und weitere Fragen werden heute Abend, 18.15 Uhr, im Polit-Forum diskutiert.
In der ersten Version des Briefes haben wir bei der Piazza Bar im Park geschrieben, dass sie sich auf dem Bubenbergplatz befindet. Das ist falsch. Sie befindet sich am Hirschengraben. Wir entschuldigen uns für diesen Fehler.