Lichtblicke
«Hauptstadt»-Brief #10
Vielleicht wird es doch ein guter Sommer. Auf jeden Fall für jene, die sich mehr Italianità auf den Berner Plätzen und Strassen wünschen. Cafés auf den Trottoirs, laue Nächte, mediterrane Gefühle.
Denn die erweiterten Gartenrestaurant-Zonen – Fachbegriff: Aussenbestuhlungsflächen – bleiben bis diesen Herbst bestehen. Sie waren während der Corona-Pandemie eingeführt worden, damit die Abstände besser eingehalten werden konnten.
Das hat vor wenigen Wochen noch anders getönt: In zwei trockenen Sätzen teilte das Berner Regierungsstatthalteramt damals mit, dass die Betriebe die erweiterten Flächen «ab sofort wieder auf den Umfang gemäss Betriebsbewilligung reduzieren» sollten.
Es war einer der ersten Entscheide der neuen Regierungsstatthalterin Ladina Kirchen (SP), der an die Öffentlichkeit drang – und sie machte sich damit nicht gerade beliebt. Sie bewegte sich sozusagen in den Fussstapfen ihres oft kritisierten Vorgängers Christoph Lerch (SP). Stichwort: Alles, was Spass macht, wird von denen verboten. Auch wenn es auf der anderen Seite natürlich immer Anwohner*innen gibt, die sich über etwas mehr Ruhe freuen würden.
Doch nun kommt Kirchen auf den Entscheid zurück und lässt für dieses Jahr eine Übergangslösung zu, bevor der zuständige Gemeinderat Reto Nause (die Mitte) die Flächen durch Baubewilligungen permanent machen möchte.
Es ist bemerkenswert, wie schnell sich Regierungsstatthalteramt und Stadt Bern auf ein einvernehmliches Vorgehen geeinigt haben. «Aus der losen Serie ‘Einfach Durchsetzen ist Silber, aber gemeinsame Lösungen suchen ist Gold’», schreibt denn auch der neu gewählte Grossrat und amtierende Stadtratspräsident Manuel C. Widmer (GFL) auf Twitter.
Und das ist heute wichtig:
- Neue Gastronomin im Progr: Nun ist klar, wer in Zukunft für die Gastronomie in der beliebten Café-Bar Turnhalle zuständig ist. Wie das Zentrum für Kulturproduktion mitteilt, wurde Eve Angst vom Progr Stiftungsrat in die Geschäftsleitung gewählt. Sie leitet ab Mai die Geschicke des Progr gemeinsam mit Geschäftsleiterin Silvia Hofer und Veranstaltungschef Urs Emmenegger. Eve Angst ist bekannt als Gastgeberin des Restaurants Chun Hee an der Münstergasse, wo die «Hauptstadt» im letzten Herbst ihr Crowdfunding durchgeführt hat. Nun wird Eve Angst die Neuausrichtung der Turnhalle im kommenden Jahr verantworten. «Ich freue mich sehr auf diese Herausforderung und sehe für den Gastro-Bereich in diesem Haus ein riesiges, bisher ungenutztes Potenzial», wird sie zitiert. Dass der Progr die Turnhalle selber betreiben wird, ist seit knapp einem Jahr bekannt, als den langjährigen Mietern per Ende 2022 gekündigt wurde. In Zukunft soll die Turnhalle vermehrt als Kulturort wahrgenommen werden.
- Mehr Jugendkriminalität: Letztes Jahr gab es im Kanton Bern so wenig registrierte Straftaten wie noch nie seit Einführung der Kriminalstatistik 2008. Insgesamt waren es 63’661, während es im Vorjahr noch 69’910 Straftaten gewesen waren. Vor allem Einbrüche und Diebstähle haben abgenommen. Aber auch die häusliche Gewalt, die sich im ersten Corona-Jahr 2020 erhöht hatte, ging wieder leicht zurück. Ein Problem ist jedoch die zunehmende Jugendgewalt. Insbesondere die Zahl der wegen schwerer Körperverletzung, Raub, Angriff und Tätlichkeiten rapportierten Jugendlichen ist stark angestiegen. Mit repressiven Massnahmen und mehr Präsenz will die Polizei dem entgegenwirken, geht aus der Mitteilung hervor.
- Diaspora TV für Ukrainer*innen: Diaspora TV mit Sitz in Zollikofen bietet neu auch Sendeinhalte für Geflüchtete aus der Ukraine an. Am Sonntag sendete der von Mark Bamidele Emmanuel gegründete Sender live auf Youtube mit hier lebenden Ukrainer*innen. Das Ziel war es, praktische Hinweise und Tipps zu geben, wie die Neuangekommenen das Leben in der Schweiz meistern können. Durch die Sendung führte Uliana Pereskotska, die für die Ukrainian-Swiss Business Association arbeitet. Die auf ukrainisch geführte Sendung kann nachgehört werden (Ton gibt es nach Minute 27).