Müllcontainer statt Parkplatz
Im Quartier Mattenhof erstellt die Stadt Bern öffentliche Kehrichtcontainer und streicht dafür 20 Parkplätze. Grund sind neue Elektro-Lastwagen.
Die Stadt Bern hat erstmals öffentliche Containerstandplätze für die Kehrichtabfuhr erstellt. An der Cäcilien- und der Lentulusstrasse stehen an drei Standorten seit wenigen Wochen 17 Container für Kehricht und Papier. Hauptgrund für die Erstellung der Containerplätze ist nicht die im Jahr 2021 vom Volk beschlossene Containerpflicht und das Farbsack-Trennsystem. Sondern, dass die Stadt neue vollelektrische Kehrichtlastwagen beschafft hat.
Diese Fahrzeuge der neusten Generation haben laut einem Sprecher der Direktion Tiefbau, Verkehr und Stadtgrün (TVS) eine Standardbreite von 2,5 Metern und sind damit breiter als ihre speziell angefertigten Vorgänger. Das erschwere die Durchfahrt in engen Quartierstrassen. Dasselbe gilt für die meisten neuen Feuerwehrfahrzeuge.
20 Parkplätze aufgehoben
Um die Kehrichtentsorgung und die Zufahrt der Feuerwehr auch künftig gewährleisten zu können, müssten laut TVS Parkplätze verschoben oder aufgehoben werden. Neu werden gewisse Strassenabschnitte, wie zum Beispiel der Lentulusrain, nicht mehr befahren, sondern der Kehricht bei den Containern abgeholt. Die Stadt hat an der Cäcilien- und Lentulusstrasse sowie an der Niggelerstrasse und am Lentulusrain nun insgesamt 20 Parkplätze aufgehoben. Ohne die Container hätten für die komplette Durchfahrt 46 Parkplätze aufgehoben werden müssen, so die TVS.
Wegen der neuen Elektrolastwagen kommt es auch in weiteren Quartieren zu Änderungen. Die Anwohner*innen der Blumensteinstrasse, Depotstrasse, Fischermättelistrasse, der Hallerstrasse und des Forsthauswegs wurden in den letzten Wochen mit einem Schreiben informiert, dass sie ihren Kehricht neu zentral bereitstellen müssen. Auch an diesen Strassen müssen Parkplätze aufgehoben werden, so die TVS. Die genaue Zahl sei aber noch offen. Öffentliche Container werden dort jedoch nicht hingestellt. Die Stadt wird nur sogenannte zentrale Bereitstellungsplätze schaffen, an denen die Kehricht-Säcke lose deponiert werden.
Solche Plätze lösen zwar das Problem mit der Durchfahrt. Doch dem Gesundheitsschutz der Mitarbeitenden, mit welcher die Stadtregierung in der Abstimmungsvorlage von 2021 die Einführung einer Containerpflicht begründete, kommt die Stadt damit noch nicht näher.
Umsetzung Containerpflicht kommt im Herbst
Über drei Jahre sind vergangen, seit die Stimmbevölkerung der Stadt Bern Ja zur Pflicht für Kehrichtcontainer gesagt hat. Doch die Stadt hatte bis vor wenigen Wochen weder öffentliche Containerplätze erstellt, noch Liegenschaftsbesitzer zur Erstellung aufgefordert. Wegen einer kolossalen Fehlplanung, zu der die «Hauptstadt» eine zweiteilige Recherche publiziert hat, verkündete die Stadt vor einem Jahr einen Rückzug: Sie will die Containerpflicht nur teilweise umsetzen.
Den Plan für die Umsetzung einer abgespeckten Containerpflicht und einen Entscheid zum Farbsack-Trennsystem will der neue Entsorgungs-Direktor Matthias Aebischer im Herbst verkünden. Im Mattenhof wird nun mit den neuen Containerstandplätzen immerhin mal sichtbar, wie die Ghüderabfuhr künftig aussehen könnte.
Die Umsetzung der abgespeckten Containerpflicht wird auch Auswirkungen auf die öffentlichen Parkplätze haben. In der ganzen Stadt könnten mehrere hundert weitere Parkplätze durch Container ersetzt werden. In einer Analyse aus dem Jahr 2022 rechnete die Stadt für die Umsetzung der Containerpflicht mit rund 130 Parkplatzaufhebungen alleine im Quartier Mattenhof.