Niederschwellige Psychiatrie: die Liste

Die «Hauptstadt» sammelt Angebote für Menschen, die auf einen niederschwelligen Zugang zu psychiatrischer Hilfe angewiesen sind. Leite uns hilfreiche Tipps weiter.

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Im Living Museum kann auch Musik gemacht werden. (Bild: Manuel Lopez)

Das Angebot niederschwelliger psychiatrischer Angebote in Bern ist knapp. Kürzlich berichtete die «Hauptstadt» über das Living Museum, ein neues Kunstatelier für Menschen mit oder ohne Diagnose im ehemaligen Hallenbad Muubeeri.

Die «Hauptstadt» führt eine Liste weiterer niederschwelliger Psychiatrie-Angebote und ergänzt sie laufend.

Im Notfall

Dargebotene Hand: Notruf 143 für Erwachsene, rund um die Uhr, auch über die Website erreichbar. Kostenloses Gesprächsangebot via Telefon, Chat oder E-Mail.

Pro Juventute: Notruf 147 für Jugendliche. Kostenloses Sorgentelefon (rund um die Uhr), auch über die Website erreichbar; Beratung per WhatsApp und Mail. Online- Chat mit gleichaltrigen Berater*innen, Mo, Di, Do, 19 bis 22 Uhr

Elternnotruf: Telefonberatung für Eltern in Überforderungssituationen, auch via Chat, E-Mail oder Videocall.

Fachärztlicher Notfalldienst: Alle niedergelassenen Fachärzt*innen Psychiatrie und Psychotherapie der Region Bern gewährleisten im Schnitt einmal pro Monat für jeweils 24 Stunden einen Notfalldienst. Sie rücken bei Bedarf auch aus und behandeln und beurteilen niedrigschwellig Menschen in akuten psychiatrischen Notfallsituationen zu Hause oder in der Praxis. Der Dienst ist abrufbar über die Notfalldienstzentrale von Medphone, welche die Triage macht: 0900 57 67 47 (CHF 3.23/min).  

Selbsthilfe

Selbsthilfe BE ist ein Verein, der sich für die gemeinschaftliche Selbsthilfe engagiert. Auf dieser Website findest du Selbsthilfegruppen und weitere nützliche Informationen.

Die Website psy.ch versammelt Adressen für Beratung, Selbsthilfe und Therapie im Kanton Bern. Der Online-Wegweiser für psychische Gesundheit ist in zehn Sprachen abrufbar.

Weiterbildung: Das Wort ensa bedeutet in der Sprache australischer Ureinwohner*innen Antwort. Ensa heisst die Institution, die das australische Programm Mental Health First Aid in der Schweiz umsetzt. Sie bietet Erste-Hilfe-Kurse an, die erwachsene Laien befähigen, Menschen mit psychischen Problemen beizustehen. Die Kurse, sofern sie nicht als Webinar geführt werden, finden teilweise im SRK-Bildungszentrum Zollikofen statt.

Für Angehörige: Psychische Erkrankungen sind oft auch für Angehörige und Freund*innen eine Belastung. Die Website der Vereinigung Angehöriger psychisch Kranker (Vask Bern) versammelt zahlreiche Unterstützungsangebote. Dazu gehört etwa ein Informations- und Beratungstelefon, aber auch niederschwellige Weiterbildungsmöglichkeiten oder Angehörigengruppen. Der nationale Dachverband heisst seit 2024 Stand by you und hat eben eine nationale Umfrage publiziert, mit der erstmals Zahlen zu betroffenen Angehörigen erhoben wurden.

Prävention und Beratung

Depression: Das Berner Bündnis gegen Depression bietet kostenlose Online-Beratungsgespräche für junge Menschen an, die sich um kranke Familienmitglieder kümmern. Mit diesem Angebot unterstützen die Berater*innen die sogenannten «Young Caregivers» im Alltag bei medizinischen und individuellen Anliegen rund um ihre Angehörigen. Das Bündnis gegen Depression ist ein kantonales Netzwerk zur Verbesserung der Versorgungs- und Lebenssituation von depressiv erkrankten Menschen und ihren Angehörigen sowie zur Suizidprävention im Kanton Bern. Die Geschäftsstelle leitet von der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie.

Reden kann retten: Website des Bundesamts für Gesundheit und der Zürcher Gesundheitsförderung zur Suizidprävention. Ursprünglich von den SBB aufgebaut. Verständliche Kurztexte zu persönlichen Krisen, für Betroffene und Angehörige, Überblick über Beratungsangebote.

Das internetbasierte Interventionsprogramm feel-ok.ch für Jugendliche in der Schweiz, Deutschland und Österreich versammelt verschiedene Online-Beratungsangebote. Stellt im Kanton Bern den Link zu den Fachpersonen von Berner Gesundheit her.  

Pro Mente Sana bietet diverse Beratungsformate an. Am Telefon oder in Online-Tools, für Betroffene und Nahestehende. 

Digitale Therapie

Unterstützung für die mentale Gesundheit gibt es von digitalen Therapeutika in Form von Apps auf dem Smartphone. In der Schweiz gibt es – im Unterschied etwa zu Deutschland – keine wissenschaftlich zertifizierte Liste mit nachweislich wirksamen Apps.

Als Wegweiser im Dschungel der digitalen Therapeuten hilfreich ist dieses kurze Video von Tobias Kowatsch, Professor an der Universität St. Gallen, der sich mit der Wirksamkeit von Mental-Health-Apps auseinandergesetzt hat.

Die Abteilung für klinische Psychologie und Psychotherapie der Universität Bern hat digitale Selbsthilfeprogramme darauf untersucht, was sie bewirken. Auf ihrer (leider nicht aktualisierten) Website findest du diverse getestete Programme. Darunter ein frei zugängliches zur Selbsthilfe bei Niedergeschlagenheit

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Malen, Töpfern, Nähen in stressfreier Umgebung: Living Museum. (Bild: Manuel Lopez)

Support

Kunst: Seit 20 Jahren stellt der Verein Kunstwerkstadt Waldau Kunstschaffenden mit Psychiatrieerfahrung einen Raum zur Verfügung zu stellen, in dem sie sich künstlerisch frei entfalten können. Die Werke werden teilweise verkauft. In der Geschichte der Kunstwerkstatt fanden (neben der Schweiz und Europa) schon Ausstellungen in Indien, Japan oder China statt.

Musik: Der Gitarrist, Gitarrenlehrer und Musiktherapeut Fabian Müller arbeitet seit acht Jahren mit krisenerprobten Menschen in Gruppen- oder Einzelkursen. Die Musik-Gruppentherapie ist auch preislich sehr niederschwellig (36 Franken für 90 Minuten). Müllers Therapieangebot heisst Traummusik. Er ist eidgenössich diplomierter Kunsttherapeut, er unterrichtet unter anderem am Zentrum für medizinische Bildung Bern.

Theater: Der Kunsttherapeut und Autor Stephan Mathys führt im Theatersaal der Petruskirche Bern Theaterkurse für krisenerprobte Menschen durch. Der Kurs findet jeweils am Montag Nachmittag (15 bis 17 Uhr) statt, ein Einstieg ist jederzeit möglich. Auskünfte erhält man über die Mailadresse [email protected]. Mathys, der auch an der Klinik Südhang arbeitet, führt die Kurse gemeinsam mit der Pflegefachfrau Isabel Rüdisühli durch. 

Wohnen & Co: Das junge Unternehmen Klickplus in Münsingen bietet für junge Erwachsene mit psychischen Herausforderungen temporäre Unterstützung, etwa in Form von (teil)betreutem Wohnen oder bei der beruflichen Integration. Zudem findet mit Klicktalk einmal im Monat ein öffentlicher Abendkurs zu psychischer Gesundheit für Jugendliche und junge Erwachsene statt.

Übergang ins Berufsleben: Das Coachingangebot Schritt1 unterstützt junge Menschen zwischen 16 und 30 dabei, ihre individuellen Stärken, Ressourcen und Interessen zu erkennen und so ihren Handlungsspielraum zu erweitern. Angesiedelt im Generationenhaus der Burgergemeinde am Bahnhofplatz Bern.

Universität: Die Beratungsstelle Berner Hochschulen an der Erlachstrasse in der Länggasse bietet Studierenden und Mitarbeitenden von Universität und Fachhochschulen auch psychologische Beratungen an. Das vom Kanton finanzierte Team besteht aus Psycholog*innen verschiedener Fachrichtungen, die Angebote sind für Studierende und Hochschul-Angestellte unentgeltlich. Ziemlich reichhaltig ist das Angebot an Workshops.

Sport

Ultimate Frisbee: Die Flying Angels Bern, die Frisbee als Teamsport trainieren, lancieren ein Trainingsangebot explizit für Menschen in schwierigen Lebenslagen. Sie gründen ein niederschwelliges Team, in dem sich auch Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen wohlfühlen sollen, für die der Eintritt in ein reguläres Breitensportteam mit zu hohen Hürden verbunden wäre. Die Verantwortliche des neuen Teams, Florence Epiney, ist ausgebildet für die Leitung von Gruppen mit Menschen mit Psychiatrieerfahrung. Das erste Training findet am 8. April (18.45 bis 20.45 Uhr, Rasen bei Marziliturnhalle) statt, die ersten vier Trainings sind unentgeltlich. Informationen erhältst du per Mail oder per Telefon (079 511 08 93) direkt bei der Trainerin.

Was fehlt? Gibt es weitere niederschwellige Angebote in der Region Bern, die auf diese Übersicht gehören? Hilf mit, die Liste zu komplettieren und teile uns niederschwellige Angebote, die du kennst, mit, per Mail an: [email protected].

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Diskussion

Unsere Etikette
Meret Schefer
07. Mai 2024 um 14:22

Diese Sammlung ist unglaublich wertvoll. Danke euch!