Sarah – Hauptstadt-Brief #465

Samstag, 17. Mai 2025 – die Themen: Theaterfestival auawirleben; Zukunftswünsche von Jugendlichen; Rapper Baze; Kornhaus-Bibliotheken; Anstadt; Klimaschutz; Sibyl Eigenmann; Stefan Jordi; Handball; YB Frauen.

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(Bild: Marc Brunner, Buro Destruct)

«Hello, my name is Sarah», steht auf dem Namensschild, das ich am Eingang des Tojo Theaters bekomme. Ich klebe es auf. Und schaue unzählige weitere Sarahs an. Alle Besucher*innen erhalten an diesem Abend den Namen «Sarah». 

Und Sarah heisst auch die Performerin auf der Bühne. Die Irländerin Sarah Blanc zeigt das Stück «My feminist boner», also «Mein weiblicher Ständer». Der Abend ist Teil des internationalen Theaterfestivals auawirleben, das noch bis morgen Sonntag dauert.

In diesem Stück geht es um die Schönheitsindustrie, um den Druck, dem Frauen ausgesetzt sind. Schlank zu sein, sexy zu sein, perfekt zu sein. Das Erfrischende an dieser atemlosen Show: Sie ist nicht moralisch, sie setzt auf Humor, sie zieht den ganzen Druck ins Lächerliche. Alle Sarahs können herzhaft lachen.

Das passt wunderbar zum Thema der diesjährigen Ausgabe von auawirleben. «Good on you!» lautet es, gut für dich. 

Als ich aus dem Theater gehe, denke ich, genau das können wir alle brauchen: Horizonterweiterungen. Nicht die Augen vor den mühsamen Entwicklungen in der Welt verschliessen, aber gegenseitige Ermunterung und gemeinsames Lachen. Das stärkt. Danke, liebe Sarahs!

Sonnenschein an der Hilfikerstrasse (1)
Bilderserie von Thomas Kaspar (9/12): Sonnenschein an der Hilfikerstrasse. (Bild: Thomas Kaspar)

Und das möchte ich dir mit ins Wochenende geben:

  • Zukunftsgedanken: Was beschäftigt junge Menschen? Meine Kollegin Jana Schmid hat 18 Berner Berufsschüler*innen gefragt und ganz unterschiedliche Antworten erhalten, die sie in einem eindrücklichen Protokoll festgehalten hat. Während die einen Angst vor Krieg haben, fürchten die anderen, dass es ihnen finanziell schlechter geht als der Generation vor ihnen. Zum Glück haben die meisten aber auch Wünsche und Hoffnungen. Nächsten Mittwoch, 21. Mai, leitet Schmid für die «Hauptstadt» übrigens ein generationenübergreifendes Gespräch zum Thema Zukunftsangst. Mit dabei: Eine auf Angststörungen spezialisierte Psychologin, eine Jungpolitikerin und ein Religions- und Philosophielehrer. Der Eintritt ist frei, es gibt eine Kollekte. Kommst du auch? 19.30 Uhr, Kleine Bühne im Progr.  
  • Rap: Der Berner Rapper Baze (45) nimmt für mich mit seinen Songs seit jeher den Zeitgeist auf. Nun hat er ein neues Album veröffentlicht – im Gegensatz zu vorangehenden Alben, wo er sich zum Beispiel an Jazz ausprobierte, ist es wieder ganz klassischer Rap. Im Interview hat er mir erzählt, was Bern für ihn ist, warum er nun über Staubsaugroboter rappt und was er von der neuen Generation der Berner Rapper*innen hält.  
  • Bibliotheken im Hoch: Über 723’000 Eintritte konnten die 21 Zweigstellen der Kornhausbibliothek im letzten Jahr verzeichnen. Das sind über 60’000 mehr als im bereits sehr erfolgreichen Vorjahr, wie die Bibliothek mitteilt. Auch die Medienausleihe stieg um über neun Prozent an – auf rund 1,77 Millionen. Darunter seien Bücher in über 30 Sprachen, Zeitschriften und Zeitungen (digital und analog), Hörbücher, DVDs und Spiele und Spielsachen.
  • Massiver Polizeieinsatz: Die Kantonspolizei Bern hat am Donnerstag das Gelände der alternativen Wohnsiedlung Anstadt im Berner Gaswerkareal mehrere Stunden umstellt, schliesslich durchsucht und mehrere Tatverdächtige von Vermögensdelikten verhaftet. Diese werden unter anderem beschuldigt, in Gümligen eingebrochen zu sein und einen Tresor entwendet zu haben. Das berichtet die Nachrichtenagentur SDA und beruft sich unter anderem auf eine Polizeimeldung. Im Einsatz standen auch Hunde und Drohnen. Ausserhalb des Geländes meldeten sich während des gesamten Nachmittags gegen hundert der Anstadt wohlgesinnte Personen lautstark mit Parolen zu Wort. Gegen 16 Uhr verliessen die Polizist*innen das Areal wieder. Das Projekt Anstadt begann 2018 als Besetzung. Später stellte die Stadt der Siedlung eine offizielle Baubewilligung mit Auflagen aus. Der Gebrauchsleihvertrag endet Ende 2026.  
  • Klimaschutz: Der Kanton Bern will den lokalen Klimaschutz stärken. Mit dem Klimaprogramm für Gemeinden unterstützt er zukünftig Massnahmen in den Bereichen Klima, Energie und nachhaltige Entwicklung, die auf Gemeindeebene umgesetzt werden. Das hat er gestern mitgeteilt. Das Programm fördert 13 konkrete Massnahmen, von der Klimastrategie bis zur nachhaltigen Mobilität. Der Klimaschutz-Artikel in der Kantonsverfassung wurde 2021 vom Volk angenommen. Er verpflichtet Kanton und Gemeinden, sich aktiv für die Begrenzung der Klimaveränderungen und deren negativen Auswirkungen einzusetzen.  
  • Wechsel bei der Mitte: Die Berner Stadträtin und Grossrätin Sibyl Eigenmann (Mitte) ist ab August persönliche Mitarbeiterin des neu gewählten Mitte-Bundesrats Martin Pfister, wie das Departement für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport (VBS) mitteilt. Ihre politischen Ämter im Kanton Bern gibt sie ab. Per sofort tritt sie aus dem Stadtrat zurück, Ende Juni auch aus dem Grossen Rat. Während im Stadtrat noch nicht klar ist, wer für sie nachrückt, wird die ehemalige Stadträtin Milena Daphinoff für sie in den Grossen Rat kommen. Die 39-jährige Eigenmann ist auch Co-Präsidentin der Mitte Kanton Bern. Zuletzt arbeitete sie beim Verband Hotelleriesuisse.  
  • Berner Regierungsrat: Der SP-Grossrat Stefan Jordi verzichtet auf eine Kandidatur für den Regierungsrat. Das hat der Stadtberner am Donnerstag auf Bluesky bekannt gegeben. Das Amt hätte ihn gereizt, aber regionalpolitische Überlegungen hätten dagegen gesprochen. Mit der amtierenden SP-Regierungsrätin Evi Allemann komme bereits ein Regierungsmitglied aus der Stadt Bern, es brauche jemanden aus einer anderen Region. Damit zeichnet sich ab, dass die Nachfolge von Christoph Ammann wohl aus dem Oberaargau kommt: der Langenthaler Stadtpräsident Reto Müller und der ehemalige Nationalrat und Huttwiler Gemeindepräsident Adrian Wüthrich sind im Rennen.  
  • Handball: Erstmals seit 40 Jahren kann der BSV Bern Schweizer Handballmeister werden. Morgen Sonntag beginnt für das Team von Trainer David Staudenmann der Playoff-Final mit dem Auswärtsspiel gegen Kadetten Schaffhausen (Livestream auf SRF, Sonntag, 16.50 Uhr). Die Euphorie in Bern ist gross: Das Heimspiel am kommenden Donnerstag in Gümligen ist bereits ausverkauft. Meister wird, wer in der Playoff-Serie drei Spiele gewonnen hat.

PS: Heute Abend könnten die YB Frauen Meisterinnen werden. Im Hinspiel in Zürich unterlagen sie letzten Sonntag den GC Frauen noch mit 0:1. Nun steht das Heimspiel an. Um 17 Uhr im Wankdorfstadion. Es gibt noch Tickets und bei einem Sieg wohl auch eine Freinacht.

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