Stadt sperrt Turnweg für Autos

Nach einem mehrjährigen Rechtsstreit kann die Stadt Bern am Turnweg ein Fahrverbot umsetzen. Ab Mitte April wird der Abschnitt beim Breitenrain-Schulhaus für den motorisierten Verkehr gesperrt.

Turnweg wird zum Fahrverbot fotografiert am Donnerstag, 13. Maerz 2025 in Bern. (hauptstadt.be / Simon Boschi)
Der Strassenabschnitt vor dem Schulhaus Breitenrain wird für Autos und Motorräder gesperrt. Gegen das Vorhaben der Stadt wehrten sich Menschen aus dem Quartier – und die Kapo – vergeblich. (Bild: Simon Boschi)

Der Plan ist nicht neu und er war umstritten: Bereits 2019 publizierte die Stadtberner Verkehrsdirektion im Anzeiger der Region Bern ein Motorverkehr-Fahrverbot für einen Abschnitt des Turnwegs. 

Die Strasse führt am Breitenrain-Schulhaus vorbei. Die dortigen Schüler*innen nutzen einen Spielplatz auf der gegenüberliegenden Seite der Strasse als Pausenplatz. Bis anhin ist die Strasse als Begegnungszone mit Tempo 20 ausgestaltet. Während den Schulpausen wird der Abschnitt vor dem Schulhaus schon jetzt vorübergehend gesperrt. Wegen Sicherheitsbedenken plante die Stadt, den Streckenabschnitt für Autos und Motorräder ganz zu sperren. 

Einsprachen aus dem Quartier – und von der Kapo

Gegen das Vorhaben erhoben Quartiervereine, Anwohner*innen und lokale Gewerbetreibende Einsprache. Sie befürchten Mehrverkehr auf den umliegenden Strassen im Quartier, wo es ebenfalls einen Kindergarten, eine Kita und mehrere Spielplätze gibt.

Interessant ist: Auch der Kanton Bern, genauer die Kantonspolizei, beteiligte sich am Rechtsstreit. Denn am Nordring, gleich beim besagten Turnweg, befindet sich eine Einsatzzentrale der Kapo. Von dort fahren die Polizist*innen mit ihren Autos jeweils via Turnweg zur Breitenrainstrasse. Mit dem Verbot müssten sie einen Umweg von rund 600 Metern fahren, um die Breitenrainstrasse zu erreichen.

Die Gegner*innen des Fahrverbots wehrten sich bis vor Bundesgericht. 2023 wies zunächst das Regierungsstatthalteramt Bern-Mittelland ihre Beschwerden ab. Ein Jahr später wies auch das Berner Verwaltungsgericht eine Beschwerde gegen den Entscheid des Regierungsstatthalteramts ab. Laut dem Gericht gibt es  ein öffentliches Interesse an der Verkehrsbeschränkung und das Fahrverbot sei verhältnismässig. 

Das Gericht hält die Umwege, die Betroffene fahren müssten, für zumutbar, ebenso den – voraussichtlich nicht allzu grossen – Mehrverkehr im Quartier. Das Ziel, die Verkehrssicherheit der Schulkinder zu verbessern, rechtfertige die Einschränkung für die motorisierte Quartierbevölkerung. 

In einem Entscheid von Dezember 2024 trat schliesslich das Bundesgericht nicht auf die Beschwerde gegen das Urteil des Verwaltungsgerichts ein. Die Beschwerdeführenden hatten nach Ansicht des Bundesgerichts ihre Argumente nicht genügend begründet.

Sperrung kommt nach den Frühlingsferien

Damit ist der Rechtsstreit nun beendet und die Stadt kann das Fahrverbot wie geplant umsetzen. Das heisst: Der Abschnitt zwischen Breitenrainstrasse und Pappelweg vor dem Breitenrain-Schulhaus wird für den motorisierten Verkehr gesperrt. Das bestätigt die Direktion für Tiefbau, Verkehr und Stadtgrün auf Anfrage der «Hauptstadt».

Sie schreibt: «Die Stadt Bern ist froh, dass nach mehrjähriger Verzögerung die Verbesserung der Schulwegsicherheit rund um die Schule Breitenrain endlich angepackt und die bestehenden, erheblichen Sicherheitsdefizite nachhaltig behoben werden können.» 

Die Stadt will das Fahrverbot nach den Schulfrühlingsferien einführen. Damit wird der Turnweg voraussichtlich ab dem 21. April gesperrt. Weiterhin gestattet bleibt die Anlieferung zur Turnhalle des Breitenrain-Schulhauses. Derzeit prüfe die Stadt zudem «weitere bauliche Massnahmen», um auch das Tempo der weiterhin erlaubten Velos und E-Bikes zu reduzieren. 

Für Polizeiautos ist keine spezielle Ausnahme vorgesehen, wie die Verkehrsdirektion auf Anfrage mitteilt. Nur bei dringlichen Dienstfahrten seien Polizist*innen von der Einhaltung der Verkehrsregeln dispensiert und dürfen auch eine Strasse mit Fahrverbot befahren. Diese Regel gilt aber nicht nur für den Turnweg, sondern generell. 

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Diskussion

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Thomas Schneeberger
17. März 2025 um 22:47

Das ist wieder eine dieser "uneigentlichen Begegnungszonen" (O-Ton der Verkehrsplanung), ähnliche wie die Mittelstrasse:

Das Trottoir "möbliert" und verstellt, aber die Fahrgasse brav abgegrenzt mit Randstein, bolzengerade und absolut frei durchgängig, wo auch ein Sattelschlepper mit 60 hindurchfahren könnte.

Völlige Fehlplanung; diese Zone müsste als Platz gestaltet und wahrgenommen werden, wo Fahrzeuge bestenfalls geduldet sind und gezwungen werden, die Geschwindigkeit auf menschenverträgliches Mass zu senken.

Hélène von Aesch
16. März 2025 um 03:56

Velofahrer sind auch schnell unterwegs und gefährlich. Wenn schon das Fahrverbot mit dem Argument Sicherheit begründet wird, dann bitte konsequent umsetzen.

Maja Balmer
15. März 2025 um 08:29

Liebe Jana Schmid

Seit knapp sieben Jahren unterrichte ich im Schulhaus Breitenrain an einer der Basisstufenklassen. Der Turnweg wurde während der Schulpausen noch nie gesperrt. Wir Lehrpersonen stehen Pause für Pause am Übergang zum Teletubby-Spielplatz und probieren sicherzustellen, dass alle Kinder (vor allem die 4bis5jährigen, die von ihrer Entwicklung her Gefahren im Strassenverkehr schlicht noch nicht einschätzen können) sicher über die Strasse kommen. Meine Erfahrung als Pausenaufsicht ist, dass viele Autos (auch Polizeiautos) und Velos, die durch die Spielstrasse fahren, schneller als mit Tempo 20 fahren und sich „das Recht des Stärkeren“ nehmen - sprich, den Kindern keinen Vortritt geben. Zu gefährlichen Situationen kommt es regelmässig! Ich bin sehr dankbar, dass dieses Fahrverbot endlich umgesetzt wird - es erhöht die Sicherheit unserer Schulkinder während der Pausen am Morgen und der Tagesbetreuungszeit am Nachmittag stark.