«Im Bundeshaus will ich der Pflege eine Stimme geben»
In der Fragebogen-Stafette zu den Nationalratswahlen äussert sich heute SP-Kandidatin Manuela Kocher.
776 Personen bewerben sich im Kanton Bern um einen der 24 Nationalratssitze. Wen wählen? Da kann die «Hauptstadt» nur bedingt helfen. Allerdings wird in diesem Stafetten-Fragebogen etwas klarer, wo Kandidierende der verschiedenen Parteien stehen.
Das Prinzip ist simpel: Wir haben von jeder Partei, die bisher mindestens einen Sitz im Nationalrat besetzt, ein*e Kandidat*in ausgelost und diesen Personen die immer gleichen Fragen gestellt. Und weil es sich um eine Stafette handelt, bei der der Fragebogen von Kandidat zu Kandidatin übergeben wird, durfte die befragte Person die erste Frage an die nächste Kandidat*in gleich selber stellen.
SVP-Kandidat Ruedi Fischer stellt Ihnen folgende Einstiegsfrage: «Wie wollen Sie den Fachkräftemangel lösen?»
Manuela Kocher: In vielen Berufen geht es darum, die Arbeitsbedingungen zu verbessern, damit Mitarbeitende im Beruf bleiben. Darum sind gute Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten wichtig. Die Bedingungen zur Vereinbarkeit von Familien- und Berufsleben müssen wir verbessern, indem wir gute, flächendeckende Kinderbetreuungsangebote, die finanzierbar sind, ausbauen.
Welcher Einsatz im Wahlkampf fordert Sie am meisten Überwindung?
Als Grossrätin habe ich bereits dreimal einen Wahlkampf organisiert und durchgeführt. Daher gehören das Flyer verteilen, auf Podien Red und Antwort stehen oder Plakate aufhängen einfach dazu und sind langsam Routine geworden. Allerdings brauche ich manchmal schon einen guten Wecker, wenn wir frühmorgens eine Verteilaktion durchführen. Trotzdem lohnt es sich, weil die Begegnungen und der Austausch mit den Menschen einen beschenken.
Partei: SP
Alter: 51 Jahre
Beruf: Dipl. Pflegefachfrau, Grossrätin
Wohnort: Worben
Wem wollen Sie im Bundeshaus eine Stimme geben?
Der Pflege. Ich bin Pflegefachfrau und ich setzte mich für eine gute Pflege und ein bezahlbares Gesundheitswesen ein. Es muss wieder attraktiv werden, in der Pflege zu arbeiten. Dazu brauchen wir bessere Arbeitsbedingungen, wir wollen wieder mehr Zeit für die Pflege an Patient*innen haben. Die Rahmenbedingen zur Vereinbarkeit mit der Familienarbeit sind zentral, um Pflegende im Beruf zu halten.
Wer wird Sie sicher nicht wählen?
Hm…da alle einmal eine gute Pflege brauchen, hoffe ich, dass es um meinen Einsatz für die Pflege geht und nicht, für welche Partei ich kandidiere.
Wann haben Sie die letzte Volks-Abstimmung verpasst und warum?
Das ist schon lange her. Das wird in der Zeit gewesen sein, als die Kinder noch klein waren und wir nicht immer an die Abstimmungen dachten.
Was ist für Sie der wichtigste Artikel der Bundesverfassung?
Artikel 7. Die Würde des Menschen ist zu achten und zu schützen. Dies ist für mich ein wichtiger Leitsatz und widerspiegelt meine Art und Weise des Politisierens. Es kommt nicht darauf an, wer jemand ist oder was er kann, sondern wer er als Mensch ist.
Welche konkreten Massnahmen zur Bekämpfung des Klimawandels soll die Politik im ersten Jahr der Legislatur beschliessen?
Nach der Annahme des Klimaschutzgesetzes muss jetzt die Verordnung rasch erarbeitet werden, damit die Stromproduktion mit erneuerbaren Energien, der Ersatz von Elektro – und Ölheizungen sowie Gebäude schneller saniert und Anlagen zur Stromproduktion rascher bewilligt werden können.
Hier geht es zu den bisher publizierten Artikeln zu den nationalen Wahlen am 22. Oktober 2023.
Steuern gelten oft als verpönt, doch Steuern sind sehr wichtig für den sozialen Ausgleich: Was ist die wichtigste Steuer und warum?
Die Bundessteuer – weil sie auf das Einkommen und Vermögen von natürlichen Personen und Unternehmen erhoben wird und die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit berücksichtigt. Eine wesentliche Rolle spielt auch die Mehrwertsteuer, damit die Finanzierung der AHV gesichert werden kann.
Der Einfluss von künstlicher Intelligenz wird in den kommenden Jahren viele Lebenslagen betreffen. Fürchten Sie sich davor oder sehen Sie auch Chancen und wenn ja wo?
Aus dem Ausland kennen wir bereits den Einsatz von Robotern in der Betreuung von älteren Menschen. Dort wird also die künstliche Intelligenz bereits eingesetzt. Es bedingt aber immer noch ein System, welches von Menschen betreut wird. Somit kann, bis zu einem gewissen Mass, die menschliche Arbeitskraft ersetzt werden. Ob solche Roboter einst bei uns eingesetzt würden, hängt stark von unserem gesellschaftlichen Verständnis, wie wir die Betreuung organisieren wollen, ab.
Warum politisieren Sie bei der SP?
In den Neunziger Jahren hat der Kanton viele Sparpakete geschnürt, und die Auswirkungen haben wir in der Pflege direkt zu spüren bekommen: Stellenabbau, Halbierung der Lohnstufen, kein Teuerungsausgleich mehr. Das hat mich politisiert. In der SP habe ich die Werte gefunden, welche mir wichtig sind. Gute Arbeitsbedingungen, soziale Gerechtigkeit, Solidarität und Demokratie.
Mit welcher Sportart würden Sie Ihren politischen Stil vergleichen?
Ich würde sagen, Rudern. Beim Rudern muss man eng zusammenarbeiten, was ich auch über die Parteigrenzen hinweg mache. Es braucht Ausdauer. Die Zusammenarbeit muss rhythmisch sein, damit man das Anliegen oder eben das Boot voranbringt. Jeder Ruderer beeinflusst das Tempo und den Erfolg des gesamten Teams. Teamgeist, Fairness und der Zusammenhalt untereinander sind Aspekte, die mir wichtig sind.
Wer, der nicht in Ihrer Partei sitzt, sollte in den Nationalrat gewählt werden?
Kilian Baumann (Grüne).
Mit welchem politischen Erfolg möchten Sie in die Geschichte eingehen?
Mit dem Umbau im Gesundheitswesen, der die Kosten stabilisiert, die Qualität der Leistungen garantiert und die Arbeitsbedingungen für die Gesundheitsberufe verbessert
Was wollen Sie vom grünen Kandidaten Christoph Leuppi wissen?
Wie würden Sie die Ernährungssicherheit garantieren?