«Eine christliche Partei leidet mit den Opfern»
In der Fragebogen-Stafette zu den Nationalratswahlen äussert sich heute EVP-Kandidatin Denise Arni.
776 Personen bewerben sich im Kanton Bern um einen der 24 Nationalratssitze. Wen wählen? Da kann die «Hauptstadt» nur bedingt helfen. Allerdings wird in diesem Stafetten-Fragebogen etwas klarer, wo Kandidierende der verschiedenen Parteien stehen.
Das Prinzip ist simpel: Wir haben von jeder Partei, die bisher mindestens einen Sitz im Nationalrat besetzt, ein*e Kandidat*in ausgelost und diesen Personen die immer gleichen Fragen gestellt. Und weil es sich um eine Stafette handelt, bei der der Fragebogen von Kandidat zu Kandidatin übergeben wird, durfte die befragte Person die erste Frage an die nächste Kandidat*in gleich selber stellen.
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FDP-Kandidatin Franziska Hügli stellt Ihnen folgende Einstiegsfrage: «Die katholische Kirche in der Schweiz wird durch die Missbrauchsskandale gerade in ihren Grundfesten erschüttert. Wie stellen Sie sich bei der EVP zu diesem Thema, wie grenzen Sie sich ab und befürchten Sie, dass diese Skandale auch der EVP Stimmen kosten könnte?»
Denise Arni: Eine Partei, die christliche Werte lebt und unter anderem Menschenhandel (und damit auch sexuellen Missbrauch) bekämpft, leidet mit den Opfern mit und fordert, dass die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen werden. Ich denke, dass das Stimmvolk hier unterscheiden kann zwischen kriminellen Männern in der katholischen Kirche, die Furchtbares getan haben, und einer evangelischen Partei, die sich in der Politik für christliche Werte einsetzt.
Welcher Einsatz im Wahlkampf fordert Sie am meisten Überwindung?
Das Aufstellen der eigenen Plakate und das Verteilen der eigenen Flyer. Das ist einerseits ein zeitlicher Aufwand, erfordert aber von mir persönlich am meisten Überwindung.
Wem wollen Sie im Bundeshaus eine Stimme geben?
Dem Volk.
Wer wird Sie sicher nicht wählen?
Jemand, der mich nicht kennt und lieber polarisierende Charaktere mag.
Wann haben Sie die letzte Volks-Abstimmung verpasst und warum?
Kann mich nicht erinnern, wann ich sie verpasst habe.
Partei: EVP
Alter: 46 Jahre
Beruf: Schulleiterin
Wohnort: Herzogenbuchsee
Was ist für Sie der wichtigste Artikel der Bundesverfassung?
Die Präambel und der zweite Artikel. Im Zweck und Sinn der Verfassung ist alles gesagt.
Welche konkreten Massnahmen zur Bekämpfung des Klimawandels soll die Politik im ersten Jahr der Legislatur beschliessen?
Ich wünsche mir eine Klimapolitik, die Lösungen sucht, an der niemand verdient und in der niemand ausgebeutet wird. Konkret begrüsse ich Massnahmen, die den ökologischen Fussabdruck vermindern (Billigflüge verbieten).
Steuern gelten oft als verpönt, doch Steuern sind sehr wichtig für den sozialen Ausgleich: Was ist die wichtigste Steuer und warum?
Die wichtigste Steuer zu benennen finde ich schwierig. Als Lokalpolitikerin beschäftige ich mich vorwiegend mit den Gemeindesteuern, also sind diese für mich zur Zeit sehr wichtig.
Der Einfluss von künstlicher Intelligenz wird in den kommenden Jahren viele Lebenslagen betreffen. Fürchten Sie sich davor oder sehen Sie auch Chancen und wenn ja wo?
Ich fürchte mich nicht davor. Der verantwortungsbewusste Umgang mit der künstlichen Intelligenz ist aber aus meiner Sicht eine grosse Herausforderung für unsere Gesellschaft.
Hier geht es zu den bisher publizierten Fragebogen und weiteren Artikeln zu den nationalen Wahlen am 22. Oktober 2023.
Warum politisieren Sie bei der EVP?
Die EVP ist eine christliche Mitte-Partei, das gefällt mir. Der Konsens wird gesucht, die Gegenargumente angehört. Bin ich mit den Stimmempfehlungen nicht einverstanden, schätze ich die Freiheit, nach meiner Meinung abstimmen zu können.
Mit welcher Sportart würden Sie Ihren politischen Stil vergleichen?
Spontan mit Curling: beobachten, abwägen und dann den Stein in die Mitte setzen oder den Gegner wegschieben.
Wer, der nicht in Ihrer Partei sitzt, sollte in den Nationalrat gewählt werden?
Ich wünsche mir, dass der Oberaargau vertreten wird. Da gibt es mehrere wählbare Kandidat/-innen.
Mit welchem politischen Erfolg möchten Sie in die Geschichte eingehen?
Mit Integrität, Authentizität und der nötigen Demut.
Was wollen Sie von Kandidat Johann Ulrich Grädel (EDU) wissen?
Die EDU setzt sich dafür ein, dass die christlichen Grundwerte in Staat und Gesellschaft an Einfluss gewinnen und gleichzeitig zum Erhalt eines konfessionell neutralen, demokratischen und freiheitlichen Rechtsstaates beitragen. Wie ist euch das bereits gelungen?