«Ich will mithelfen, die Schweiz zusammenzuhalten»
In der Fragebogen-Stafette zu den Nationalratswahlen äussert sich heute Mitte-Kandidat Matthias Matti.
776 Personen bewerben sich im Kanton Bern um einen der 24 Nationalratssitze. Wen wählen? Da kann die «Hauptstadt» nur bedingt helfen. Allerdings wird in diesem Stafetten-Fragebogen etwas klarer, wo Kandidierende der verschiedenen Parteien stehen.
Das Prinzip ist simpel: Wir haben von jeder Partei, die bisher mindestens einen Sitz im Nationalrat besetzt, ein*e Kandidat*in ausgelost und diesen Personen die immer gleichen Fragen gestellt. Und weil es sich um eine Stafette handelt, bei der der Fragebogen von Kandidat zu Kandidatin übergeben wird, durfte die befragte Person die erste Frage an die nächste Kandidat*in gleich selber stellen.
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Der grüne Kandidat Christoph Leuppi stellt Ihnen folgende Einstiegsfrage: «Die Schweiz hat das Übereinkommen von der Klimakonferenz in Paris ratifiziert und sich zu einem Reduktionsziel der Treibhausgasemmissionen von minus 50 Prozent bis 2030 gegenüber 1990 verpflichtet. Bis 2050 sollten die Emissionen auf netto null gesenkt werden. Warum ist es uns aus Deiner Sicht nicht gelungen, die Emissionen bis zum jetzigen Zeitpunkt ausreichend zu senken?»
Matthias Matti: Lieber Christoph, leider ist uns hier die Polarisierung und somit die Verhinderungspolitik im Weg. Wegen dem ewigen Gezwänge von Links und Rechts haben wir es nicht geschafft griffige Gesetze zu erlassen und die Emissionen ausreichend zu senken! Darum fordere ich:
Ein klares Bekenntnis zur CO2-Netto-Null Strategie bis 2050 sowie dem 1.5 Grad Ziel für unsere Erde.
Die Einbindung von Berg- und Randregionen in ein griffiges CO2-Gesetz, damit diese Gebiete, die von den Auswirkungen des Klimawandels besonders betroffen sind, die kommenden Herausforderungen bewältigen können.
Investitionen in Klimatechnologien und Energieeffizienz zur CO2-Reduktion müssen künftig steuerlich bevorteilt werden. So ermöglichen wir es, dass aus der Energiewende ein wirtschaftlicher Wettbewerbsvorteil entsteht.
Die Förderung der Innovation und Forschung in Zukunftstechnologien zur Vermeidung, Speicherung und Reduktion von CO2-Abgasen.
Ein Anreizsystem, dass dafür sorgt, dass weniger Abfall produziert, und gleichzeitig einen deutlichen Ausbau der Kreislaufwirtschaft, damit Produkte vermehrt wiederverwertbar hergestellt werden.
Welcher Einsatz im Wahlkampf fordert Sie am meisten Überwindung?
Ich spreche gerne mit Leuten auf der Strasse oder im Zug, ich philosophiere gerne über die Zukunft und arbeite in Gruppen und Teams an Lösungen. Aber von den «doofen» Köpfen (meiner gehört dazu) auf den Plakaten während dem Wahlkampf habe ich eine Abscheu. Es braucht für mich immer wieder Überwindung hier mitzumachen, aber es gehört einfach dazu!
Wem wollen Sie im Bundeshaus eine Stimme geben?
Seit Jahren engagiere ich mich für einen starken Tourismus sowie für einen starken Werkplatz Schweiz mit einem ausgefeilten Bildungssystem ein. Die Wahrung der Sicherheit und des Wohlstandes für die Familien und Menschen in der Schweiz sind mir wichtig.
Partei: Die Mitte
Alter: 53 Jahre
Beruf: Stv Projektleiter «Mitholz» / VBS
Wohnort: Zweisimmen und Gelterfingen
Wer wird Sie sicher nicht wählen?
Extreme Persönlichkeiten auf der linken und rechten Seite! Ich suche die Lösung und verbinde, für diese Kreise bin ich zu langweilig. Die Polarisierung verhindert seit Jahren den Fortschritt auch in der Schweiz.
Wann haben Sie die letzte Volks-Abstimmung verpasst und warum?
Da kann ich mich nicht erinnern. Ist, wenn überhaupt, schon sehr lange her.
Was ist für Sie der wichtigste Artikel der Bundesverfassung?
Für mich gibt es nicht den wichtigsten Artikel, die Präambel umschreibt die Dinge, für die ich mich einsetze sehr gut! In ihr finde ich auch die Motivation, mich für die Schweiz und ihre Institutionen einzusetzen.
Präambel: Im Namen Gottes des Allmächtigen! / Das Schweizervolk und die Kantone, / in der Verantwortung gegenüber der Schöpfung, / im Bestreben, den Bund zu erneuern, um Freiheit und Demokratie, Unabhängigkeit und Frieden in Solidarität und Offenheit gegenüber der Welt zu stärken, / im Willen, in gegenseitiger Rücksichtnahme und Achtung ihre Vielfalt in der Einheit zu leben, / im Bewusstsein der gemeinsamen Errungenschaften und der Verantwortung gegenüber den künftigen Generationen, / gewiss, dass frei nur ist, wer seine Freiheit gebraucht, und dass die Stärke des Volkes sich misst am Wohl der Schwachen, / geben sich folgende Verfassung.
Welche konkreten Massnahmen zur Bekämpfung des Klimawandels soll die Politik im ersten Jahr der Legislatur beschliessen?
Der Ausbau der alternativen, einheimischen Energieträger wie Holz, Sonne, Wasser und Wind ist konsequent zu fördern. Nur so schaffen wir es, unseren Beitrag an den Klimawandel zu leisten. Wir müssen die vorhandene Energie vor Ort nutzen und die Wertschöpfung hier bei uns generieren und nicht ins Ausland verschenken.
Steuern gelten oft als verpönt, doch Steuern sind sehr wichtig für den sozialen Ausgleich: Was ist die wichtigste Steuer und warum?
Hier habe ich keine Favoriten. Steuern sind ein notwendiges Übel und unser Steuersystem ist ein grosser unübersichtlicher Flickenteppich. Hier sind innovative Veränderungen sicher angebracht! Z.B. ist nicht nachvollziehbar, warum verheiratete Paare mehr bezahlen müssen als unverheiratete. Die Initiative der Mitte will hier Gegensteuer geben.
Hier geht es zu den bisher publizierten Fragebogen und weiteren Artikeln zu den nationalen Wahlen am 22. Oktober 2023.
Der Einfluss von künstlicher Intelligenz wird in den kommenden Jahren viele Lebenslagen betreffen. Fürchten Sie sich davor oder sehen Sie auch Chancen und wenn ja wo?
Sich vor der Zukunft zu fürchten, ist ein schlechter Ratgeber! Schon Konfuzius sagte, wer ständig glücklich sein möchte, muss sich oft verändern. KI wird die Welt verändern, wird zahlreiche Chancen (z.B. in der Medizin) aber auch Risiken bergen. Wir müssen auf die Entwicklungen agieren, reagieren und so auch in der Politik das Beste für die Gesellschaft anvisieren.
Warum politisieren Sie bei der Partei «Die Mitte»?
Ich setze mich für die Schweiz als Ganzes ein. Ich will mithelfen, die Schweiz zusammenzuhalten und nicht durch Polarisierung auseinander zu reissen. Ich bin überzeugt von unseren Institutionen und der direkten Demokratie und diese lasse ich mir weder von links noch von rechts vernichten. Auch meine Kinder sollen ein Leben wie meine Generation führen dürfen. Nicht links – nicht rechts: deswegen ist der «Matti i dr Mitti».
Mit welcher Sportart würden Sie Ihren politischen Stil vergleichen?
Als aktiver Segelflugpilot liegt für mich das Segelfliegen nahe. Im Flugzeug geht es einmal hoch und danach wieder runter, du fliegst mit dem Wind und auch gegen den Wind. Aber stets mit deinem Ziel vor Augen und die Instrumente unter Kontrolle. Du darfst nicht zu schnell, aber auch nicht zu langsam fliegen und zu guter Letzt musst du mit allen Passagieren sicher am Ziel landen. So sehe ich sowohl meine politische Tätigkeit, wie auch meinen Stil.
Wer, der nicht in Ihrer Partei sitzt, sollte in den Nationalrat gewählt werden?
Lotti Latrous. Eine sehr eindrückliche Frau, welche ihr ganzes Leben den armen Menschen widmet und uneigennützig ihren Weg geht. Eine Frau, die nicht nur spricht und fordert, sondern tagtäglich ihr Leben den Armen opfert.
Mit welchem politischen Erfolg möchten Sie in die Geschichte eingehen?
Erfolg ist vergänglich, wie jeder Mensch auch. Ich freue mich an jedem Feedback. Es ist nicht mein Ziel, in die Geschichte einzugehen, sondern einen Beitrag an mein liebstes Land, meine Heimat zu leisten. Die Geschichte wird nach mir geschrieben und sollte ich irgendwo Erwähnung finden, würde ich mich freuen, wenn meine Hinterbliebenen etwas im Zusammenhang mit Freiheit, Solidarität und Verantwortung für die Schweiz und den Kanton Bern lesen dürften.
Was wollen Sie von Kandidatin Melanie Gasser (Grünliberale) wissen?
Spitalschliessungen, Hausarzt- und Fachkräftemangel, steigende Krankenkassenprämien usw. Wie bekommen wir das Gesundheitswesen in den Griff?