Wahlen 2023

«Klimafreundliches Verhalten soll günstiger werden»

In der Fragebogen-Stafette zu den Nationalratswahlen äussert sich heute Glp-Kandidatin Melanie Gasser.

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(Bild: Aurel Märki)

776 Personen bewerben sich im Kanton Bern um einen der 24 Nationalratssitze. Wen wählen? Da kann die «Hauptstadt» nur bedingt helfen. Allerdings wird in diesem Stafetten-Fragebogen etwas klarer, wo Kandidierende der verschiedenen Parteien stehen.

Das Prinzip ist simpel: Wir haben von jeder Partei, die bisher mindestens einen Sitz im Nationalrat besetzt, ein*e Kandidat*in ausgelost und diesen Personen die immer gleichen Fragen gestellt. Und weil es sich um eine Stafette handelt, bei der der Fragebogen von Kandidat zu Kandidatin übergeben wird, durfte die befragte Person die erste Frage an die nächste Kandidat*in gleich selber stellen.

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Der Mitte-Kandidat Matthias Matti stellt Ihnen folgende Einstiegsfrage: «Spitalschliessungen, Hausarzt- und Fachkräftemangel, steigende Krankenkassenprämien usw. Wie bekommen wir das Gesundheitswesen in den Griff?»

Melanie Gasser: Wir müssen aufhören, das Gesundheitswesen an den falschen Kennzahlen zu messen. Ein Spital soll nicht primär Gewinn machen, sondern Menschen gesund. Die Schweizer Gesundheitsversorgung ist eine der besten der Welt. Diese Qualität kostet etwas – das muss auch die Politik erkennen und verstärkt in die Aus- und Weiterbildung von medizinischen Fachkräften investieren. Aber auch die Eigenverantwortung der Patient*innen gilt es zu stärken: Wer mit einer Grippe direkt in den Spitalnotfall rennt, soll mehr bezahlen müssen. Nicht zur Diskussion steht für mich das Versicherungsobligatorium. Die Abschaffung würde zu einer unsolidarischen Zweiklassenmedizin führen.

Welcher Einsatz im Wahlkampf fordert Sie am meisten Überwindung?

Meine Familie und Freunde um Hilfe zu bitten. Als jüngere Politikerin der GLP ist das Wahlkampfbudget klein und ich bin auf viel Zeit und Einsatz aus meinem privaten Umfeld angewiesen.

Wem wollen Sie im Bundeshaus eine Stimme geben?

Jenen, die ihr Leistungspotenzial ausschöpfen und unser Land mit ihrer Erwerbstätigkeit, ihrer Care-Arbeit oder ihrem sozialen Engagement tragen.

Wer wird Sie sicher nicht wählen?

Populisten - ich löse Probleme lieber als sie zu bewirtschaften.  Das erreiche ich mit Brücken zwischen den Lagern.

Version 8
Melanie Gasser

Partei: Grünliberale

Alter: 36 Jahre

Beruf: Sozialvorsteherin, Grossrätin, Juristin

Wohnort: Ostermundigen

Wann haben Sie die letzte Volks-Abstimmung verpasst und warum?

Ich habe vor einigen Jahren bei einer Vorlage nicht abgestimmt, weil zwei Herzen in meiner Brust schlugen. Ich konnte mich schlicht nicht zu einem JA oder NEIN durchringen.

Was ist für Sie der wichtigste Artikel der Bundesverfassung?

Es gibt nicht den «einen» wichtigsten Artikel. Ich bin überzeugt, dass sämtliche in der Bundesverfassung verankerten Grundrechte die Werte unserer Gesellschaft in der Schweiz widerspiegeln. Bei meiner Arbeit begleitet mich vor allem das Recht auf Hilfe in Notlagen und die Pflicht zur Wahrung des Kindeswohls. 

Welche konkreten Massnahmen zur Bekämpfung des Klimawandels soll die Politik im ersten Jahr der Legislatur beschliessen?

Ein klimaneutraler Lebensstil darf nicht eine Frage des Portemonnaies sein. Dies erreichen wir nur mit einem Systemwechsel: klimafreundliches Verhalten soll kostengünstiger werden. Es gilt die richtigen Anreize zu setzen.

Steuern gelten oft als verpönt, doch Steuern sind sehr wichtig für den sozialen Ausgleich: Was ist die wichtigste Steuer und warum?

Die aktuelle CO2-Steuer hat aus meiner Sicht ein riesiges Potenzial und muss dringend ausgebaut werden. Genau mit dieser Steuer setzen wir die nötigen Anreize. Dank der Rückverteilung der Steuererträge ist die CO2-Steuer zudem sozialverträglich ausgestaltet.

Wahlen 2023

Hier geht es zu den bisher publizierten Fragebogen und weiteren Artikeln zu den nationalen Wahlen am 22. Oktober 2023.

Der Einfluss von künstlicher Intelligenz (KI) wird in den kommenden Jahren viele Lebenslagen betreffen. Fürchten Sie sich davor oder sehen Sie auch Chancen und wenn ja wo?

KI birgt Risiken, gerade in der falschen Anwendung – etwa bei der Verbreitung von Fakenews. Das Wichtigste ist daher die Stärkung der Medienkompetenz in der Anwendung und dem Umgang mit KI-Inhalten. Daneben ist KI aber eine riesige Chance – gerade repetitive und aufwändige Arbeiten könnten vereinfacht werden.

Warum politisieren Sie bei den Grünliberalen?

Die Grünliberalen verfolgen innovative Ansätze und schaffen es, der Umwelt, dem Sozialstaat und der Wirtschaft gleichermassen gerecht zu werden.

Mit welcher Sportart würden Sie Ihren politischen Stil vergleichen?

Langlaufen – in verlässlichen Bahnen und stetig in zügigem Tempo voran.

Wer, der nicht in Ihrer Partei sitzt, sollte in den Nationalrat gewählt werden?

Seraina Patzen (Junge Grüne Stadt Bern): klug, dossierfest und lösungsorientiert – sie isch scho no cool :-)

Mit welchem politischen Erfolg möchten Sie in die Geschichte eingehen?

Mit einer nationalen Gesetzgebung in der Sozialhilfe.

Was wollen Sie von Kandidatin Franziska Hügli (FDP) wissen?

Der Bund möchte in der Region Bern die Autobahn ausbauen (Ausbau Autobahnanschluss Wankdorf, 8-Spur-Ausbau Grauholz-Autobahn, 6-Spur-Ausbau Muri-Rubigen-Autobahn etc.). Verfolgt der Bund damit die richtige Stossrichtung?

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