Wahlen 2023

«Mir gefällt das Prinzip der Mehrwertsteuer»

In der Fragebogen-Stafette zu den Nationalratswahlen äussert sich heute FDP-Kandidatin Franziska Hügli.

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(Bild: Aurel Märki)

776 Personen bewerben sich im Kanton Bern um einen der 24 Nationalratssitze. Wen wählen? Da kann die «Hauptstadt» nur bedingt helfen. Allerdings wird in diesem Stafetten-Fragebogen etwas klarer, wo Kandidierende der verschiedenen Parteien stehen.

Das Prinzip ist simpel: Wir haben von jeder Partei, die bisher mindestens einen Sitz im Nationalrat besetzt, ein*e Kandidat*in ausgelost und diesen Personen die immer gleichen Fragen gestellt. Und weil es sich um eine Stafette handelt, bei der der Fragebogen von Kandidat zu Kandidatin übergeben wird, durfte die befragte Person die erste Frage an die nächste Kandidat*in gleich selber stellen.

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Glp-Kandidatin Melanie Gasser stellt Ihnen folgende Einstiegsfrage: «Der Bund möchte in der Region Bern die Autobahn ausbauen (Ausbau Autobahnanschluss Wankdorf, 8-Spur-Ausbau Grauholz-Autobahn, 6-Spur-Ausbau Muri-Rubigen-Autobahn etc.). Verfolgt der Bund damit die richtige Stossrichtung?»

Franziska Hügli: Die Bevölkerung in der Schweiz wächst und mit ihr die Wirtschaft. Solange dermassen viele unproduktive und nota bene auch umweltschädliche Staustunden entstehen, ist ein Ausbau sinnvoll. Das entbindet uns aber überhaupt nicht davon, die Mobilität mit geeigneten Massnahmen und zeitnah zu dekarbonisieren.

Welcher Einsatz im Wahlkampf fordert Sie am meisten Überwindung?

Das Ausfüllen von Fragebogen von Interessenverbänden aller Art, mit denen man mich in eine Schublade stecken will.

Wem wollen Sie im Bundeshaus eine Stimme geben?

Den KMU-Unternehmerinnen und -Unternehmern, die tagtäglich unter herausfordernden Rahmenbedingungen Arbeitsplätze sichern und schaffen und zu einem attraktiven und vielfältigen Werkplatz Schweiz beitragen.

Wer wird Sie sicher nicht wählen?

Menschen, die nicht das Individuum betrachten, sondern eine Partei oder eine Schublade nicht wählen.

Wann haben Sie die letzte Volks-Abstimmung verpasst und warum?

Daran kann ich mich beim besten Willen nicht erinnern. Abstimmen und Wählen ist ein derart grosses Privileg, dass ich das nicht auslasse.

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Franziska Hügli

Partei: FDP

Alter: 56 Jahre

Beruf: Unternehmerin, KMU-Verwaltungsrätin und PK-Stiftungsrätin

Wohnort: Muri b. Bern

Was ist für Sie der wichtigste Artikel der Bundesverfassung?

Die Bundesverfassung ist die Grundlage und der Leitstern und deshalb als Ganzes wichtig. Für mich persönlich bedeutsam ist Art. 6, der uns Bürgerinnen und Bürger in die Pflicht nimmt, eigenverantwortlich zu handeln und dabei das Gemeinwohl nicht aus den Augen zu verlieren.

Welche konkreten Massnahmen zur Bekämpfung des Klimawandels soll die Politik im ersten Jahr der Legislatur beschliessen?

Sie soll dafür sorgen, dass alle, die mit privaten Geldern einen Beitrag zum Umweltschutz leisten, während mindestens ein paar Jahren mit verlässlichen Rahmenbedingungen rechnen können (Fördergelder, Rückvergütungen, Steuererlasse, Zertifizierungen, Labels etc.). Da herrscht im Moment ein fürchterliches – auch von den Kantonen verursachtes – Hüst und Hott. Ein ordnende Hand täte Not, denn schlechte Luft macht auch nicht an den Kantonsgrenzen halt.

Steuern gelten oft als verpönt, doch Steuern sind sehr wichtig für den sozialen Ausgleich: Was ist die wichtigste Steuer und warum?

Wir haben sehr viel Umverteilung in unserem Steuersystem, was aus sozialer Sicht erwünscht ist. Allerdings lassen solche Systeme auf allen Ebenen sehr viel Optimierung zu. Ich persönlich finde verursachergerechte Steuern transparent. Deshalb gefällt mir das Prinzip der Mehrwertsteuer und ich habe auch die Einführung einer CO2-Abgabe befürwortet.  

Der Einfluss von künstlicher Intelligenz (KI) wird in den kommenden Jahren viele Lebenslagen betreffen. Fürchten Sie sich davor oder sehen Sie auch Chancen und wenn ja wo?

KI ist schon heute überall, wo grosse Datenmengen geordnet und analysiert werden. ChatGPT hat das einfach sehr unmittelbar einer breiteren Öffentlichkeit sichtbar gemacht. Und ihr gezeigt, was alles möglich ist. Wenn die Regulatoren dieser Welt eine geeignete Antwort auf die heiklen ethischen Fragestellungen finden, dann wird KI uns in vielen Lebensbereichen von Routinetätigkeiten entlasten und uns für Tätigkeiten freispielen, die nur der Mensch ausüben kann. Unabdingbar ist, dass beim Einsatz von KI Transparenz hergestellt ist.

Wahlen 2023

Hier geht es zu den bisher publizierten Fragebogen und weiteren Artikeln zu den nationalen Wahlen am 22. Oktober 2023.

Warum politisieren Sie bei der FDP?

Weil ich mich gerne für das liberale Original einsetze und weil ich mag, dass die FDP-Exponentinnen und Exponenten nicht einfach ständig poltern, sondern an echten Lösungen interessiert sind. Das ist zwar nicht sexy, aber auf Dauer wirkungsvoll.

Mit welcher Sportart würden Sie Ihren politischen Stil vergleichen?

Im Moment fühlt es sich als FDPlerin an wie bei einem Hürdenlauf. Aber ich bin von Natur aus eine Teamplayerin und in einer Fussballmannschaft wäre ich der Libero.

Wer, der nicht in Ihrer Partei sitzt, sollte in den Nationalrat gewählt werden?

Ich mag allen, die mit einem transparenten Wertesystem, Mut und innerer Unabhängigkeit die Schweiz voranbringen wollen, einen Einsitz im Parlament von Herzen gönnen.

Mit welchem politischen Erfolg möchten Sie in die Geschichte eingehen?

Mit meinem beruflichen Knowhow könnte ich viel zu einer tragfähigen, zukunftsgerichteten Rentenreform beitragen.

Was wollen Sie von Kandidatin Denise Arni-Séquin (EVP) wissen?

Die katholische Kirche in der Schweiz wird durch die Missbrauchsskandale gerade in ihren Grundfesten erschüttert. Wie stellen Sie sich bei der EVP zu diesem Thema, wie grenzen Sie sich ab und befürchten Sie, dass diese Skandale auch der EVP Stimmen kosten könnte?

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