Stelle für Arbeitsintegration muss schliessen
Die Farb AG hilft Sozialhilfebeziehenden, im Arbeitsmarkt Fuss zu fassen. Weil der Kanton die Arbeitsintegration umstrukturiert, wird die Könizer Firma aufgelöst. Auch andere Anbieter werden betroffen sein.
Das Café Restaurant «Chäppu» in Ittigen ist eine Zwischenstation für Menschen, die sich auf dem Weg in den ersten Arbeitsmarkt befinden. In der Küche und im Service des Quartierrestaurants arbeiten Sozialhilfebeziehende, damit sie sich beruflich neu orientieren können.
Die Arbeit im «Chäppu» wird von der Fachstelle Arbeitsintegration Region Bern (Farb) mit Sitz in Köniz angeboten. Die Firma bietet im Auftrag des Kantons auch Einsätze in anderen Bereichen wie in der Landschaftspflege oder in einem Textilatelier an. Sie berät und unterstützt Sozialhilfebeziehende zudem bei der Arbeitsintegration.
Keine Zukunft für kleinere Anbieter
Rund 40 Mitarbeitende kümmern sich jährlich um rund 600 Klient*innen. Doch damit ist bald Schluss: Die Farb AG wird per Ende 2026 aufgelöst. Das teilte sie diese Woche mit. Auch die Belegschaft wurde informiert. Die Mitarbeitenden müssen sich neue Arbeit suchen. Die Farb will sie bei der beruflichen Neuorientierung unterstützen. Die zuständigen Sozialdienste werden die Klient*innen an andere Betriebe vermitteln müssen.
Grund ist, dass der Kanton Bern die Arbeitsintegration umstrukturiert. Die Gesundheits-, Sozial- und Integrationsdirektion (GSI) unter der Leitung von Regierungsrat Pierre Alain Schnegg (SVP) wird nächstes Jahr die Aufgabe erstmals öffentlich ausschreiben. Die Anbieter, die den Zuschlag erhalten, werden 2028 den Betrieb aufnehmen.
Für einen vergleichsweise kleinen Betrieb wie die Farb bedeutet das den Todesstoss. Der Verwaltungsratspräsident Markus Meyer sagt dazu: «Der Kanton hat klargestellt, dass künftig nur noch drei bis fünf Betriebe einen Zuschlag erhalten werden.»
Aktuell gibt es im Kanton Bern acht Anbieter für Arbeitsintegration. «In Zukunft können nur noch grössere Anbieter bestehen», sagt Meyer. Deren Zuständigkeitsgebiete werden sich entsprechend ausweiten. Die Farb versuchte noch, sich mit einem grösseren Betrieb zusammenzuschliessen – konkret mit dem Stadtberner Kompetenzzentrum Arbeit. Doch die Verhandlungen sind gescheitert.
Für die Farb gebe es daher keine Chance weiterzumachen, so Meyer. Deshalb haben die Gemeinden Ittigen und Köniz, die Hauptaktionärinnen des Betriebs sind, deren Auflösung beschlossen.
Tiefgreifende Umstrukturierung
Markus Meyer von der Farb sagt: «Ich bedaure, dass wir zu dem Schritt gezwungen sind. Aber es ist das gute Recht des Kantons, die Spielregeln zu ändern.» Er will keine Prognose abgeben, ob die kantonale Umstrukturierung das Angebot an Arbeitsintegration im Kanton schmälern wird. «Die Farb wird Ende des nächsten Jahres keine Klient*innen mehr annehmen können», sagt er. An welche alternativen Angebote diese dann verwiesen werden, sei Sache der Sozialdienste.
Die Umstrukturierungen werden auch andere Anbieter treffen. So wird etwa auch die Fachstelle Arbeitsintegration in Thun voraussichtlich per Ende 2027 aufgelöst.
Die Sozialdienste haben sich in der Vergangenheit kritisch geäussert zu den Umstrukturierungsplänen von Pierre Alain Schnegg. Das Kantonsparlament überwies ausserdem letzten Winter eine Motion der grünen Grossrätin Andrea de Meuron, die mehr Mitsprache der Gemeinden, Sozialdienste und Anbieter für Arbeitsintegration sowie eine bessere Evaluation der geplanten öffentlichen Ausschreibung fordert. Ansonsten sei ein Kahlschlag bei bewährten Strukturen zu befürchten.
Der Kanton Bern war für eine Stellungnahme zur Auflösung der Farb kurzfristig nicht verfügbar.