«Im besten Fall kommt Kunst raus»

Fotoporträt #18. Emma Madita Mösch (20), jüngste*r Schauspielstudent*in an der Hochschule der Künste Bern, spielt ab Mitte September in «Sturmhöhe» bei Bühnen Bern.

Emma Madita Mösch
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Probt zur Zeit mit dem Ensemble von Bühnen Bern: Emma Madita Mösch. (Bild: Danielle Liniger)

«Wenn ich auf der Bühne stehe, fühle ich eine totale Sicherheit. Ich weiss, was als nächstes passiert, wo ich hinmuss, welche Beziehung ich zu den Personen auf der Bühne habe, ob ich zum Publikum spreche oder zu jemandem auf der Bühne. 

Gerade weil so vieles festgelegt ist, kann ich mich fallenlassen. Wenn ich mal den Text vergesse, merken es die Zuschauer*innen vielleicht nicht einmal, weil ich die Anweisungen für meine Rolle kenne und leicht ins Improvisieren komme. Auf der Bühne bin ich viel sicherer als im Alltag, wo eigentlich alles unklar ist. 

Ich bin die jüngste Person, die an der Hochschule der Künste Bern (HKB) Schauspiel studiert. Mit sieben schickte meine Mutter mich und meine zwei Schwestern ins Kindertheater Basel – und dann hörte es nicht mehr auf. Schon in der dritten Klasse suchte ich im Internet nach Schauspielschulen. Als ich zu alt fürs Kindertheater war, wechselte ich zum Jungen Theater Basel. Und mit 17 bewarb ich mich an der HKB und wurde angenommen. 

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«Auf der Bühne bin ich viel sicherer als im Alltag, wo eigentlich alles unklar ist», sagt Emma Madita Mösch. (Bild: Danielle Liniger)

Jetzt bin ich im dritten Studienjahr, im Moment in einer intensiven Probenphase. Für ein halbes Jahr gehöre ich als Teil der Ausbildung zum Ensemble von Bühnen Bern. Vor vier Wochen haben wir mit den Proben zu «Sturmhöhe» begonnen, nach dem Roman von Emily Brontë. Am 14. September ist Premiere. Daneben lese ich schon den Text fürs nächste Stück: In «Ronja Räubertochter» von Astrid Lindgren, das Ende November startet, spiele ich Glatzen-Per, einen alten Räuber. 

Ich bin nichtbinär, für meine wichtigsten Menschen heisse ich Mae. Noch ist es schwierig, meine Geschlechtsidentität ins Schauspiel hineinzubringen und mich auch so vorzustellen. Oft werde ich weiblich gelesen. Weil man mich im Internet und auf Casting-Plattformen darunter findet, behalte ich Emma Madita Mösch als Künstler*innennamen.

An der Schauspielerei faszinieren mich immer wieder neue Dinge. Ich stehe einfach unheimlich gerne auf der Bühne. Ich mag es, in andere Rollen zu schlüpfen. Aber mir gefällt auch die Ensemblearbeit. Man lernt für eine kurze Zeit viele verschiedene Leute kennen. Oft ist in einer Probezeit so viel kreative Kraft im Raum, von allen Seiten. Und im besten Fall kommt Kunst raus. Das finde ich dann auch toll.»

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Emma Madita Mösch in den Vidmarhallen, wo die Proben stattfinden. (Bild: Danielle Liniger)
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