«Als Kind war ich Fingernägel-Kauerin»

Fotoporträt #19: Katja Mäder macht Nail Art. Sie freut sich, dass ihr langjähriges Hobby heute Trend ist.

Katja Mäder; Kartoffellack; hauptstadt.be; © Danielle Liniger
Katja Mäder (29) hat während der Corona-Pandemie nach einer langen Pause wieder mit Nail Art angefangen. (Bild: Danielle Liniger)

«Lange kaute ich Nägel und schämte mich für meine Hände. Von einem Tag auf den anderen hörte ich damit auf. Dann kam die Freude am Nagellack.

In der Oberstufe entdeckte ich im Internet die Arbeit einer Nagelkünstlerin. Sie hatte mit Zahnstochern Ostereier-Muster auf ihre Nägel aufgetragen. Ich dachte: grandios. Wenig später begann ich, auch mit Nail Art zu experimentieren.

Damals war Nail Art noch nicht so ein Ding. Meine Inspiration fand ich auf den Sozialen Medien, bei Künstlerinnen aus den USA. Ich tüftelte an meinen eigenen Händen und denen meiner Freundinnen.

Einmal konnte ich eine Mutterschaftsvertretung in einem Tattoo- und Nail Art-Studio in Freiburg machen, wo ich aufgewachsen bin. Im Anschluss an die Vertretung konnte ich gleich dort bleiben. Damals erhielt ich noch viele fragende Blicke, wenn ich erzählte, dass ich ‹Nägeli mache›.

Katja Mäder; Kartoffellack; hauptstadt.be; © Danielle Liniger
Als sie als Jugendliche damit anfing, war Nägel machen «noch nicht so ein Ding», sagt Katja Mäder. (Bild: Danielle Liniger)

Fürs Studium zog ich nach Bern und machte eine Pause mit Nail Art. Während Corona fing ich wieder damit an, weil ich Zeit und Lust hatte. Zuerst machte ich nur meine eigenen Nägel. Dann kamen Freund*innen vorbei. Ich postete meine Arbeit auf Instagram und erhielt immer mehr Anfragen.

Auf einmal sassen auch Menschen, die ich gar nicht kannte, in meinem Wohnzimmer, um sich die Nägel machen zu lassen. Da dachte ich: Jetzt ist es Zeit für ein Studio.

Nail Art ist zum Trend geworden. Es ist heute viel salonfähiger und nicht mehr als ‹Tussi›-Ding stigmatisiert. Die Grenzen sind aufgeweicht – ich kann die kitschigsten pinken Nägel machen und sagen: Ist doch toll. Genauso können es aber schwarze Nägel sein. Es ist auch normal geworden, dass Männer sich die Nägel machen lassen und nicht mehr nur Finta-Personen, was ich sehr begrüsse.

Nun mache ich im ehemaligen Wartezimmer eines Tattoo-Studios an einem Tag pro Woche Nägel. Daneben arbeite ich in der offenen Arbeit mit Kindern und als Bookerin im ISC Club.

Ich mag auch die soziale Komponente am ‹Nägele›: Eineinhalb Stunden zusammensitzen, Musik hören und quatschen. Und dann den Menschen zuschauen, wie sie aufgeregt ihre Hände begutachten.»

Katja Mäder; Kartoffellack; hauptstadt.be; © Danielle Liniger
Mit ihren Kund*innen zusammen Musik hören und quatschen ist für Katja Mäder ein wichtiger Teil der Arbeit. (Bild: Danielle Liniger)
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