Frauenmehrheit – Hauptstadt-Brief #443

Dienstag, 25. März 2025 – die Themen: Frauen in der Politik; Urteil Könizbergwald; Gastro-Talk; SCB gewinnt; Kriminalstatistik; Regierungsratswahlen; YB-Frauen.

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(Bild: Marc Brunner, Buro Destruct)

Vielleicht erinnerst du dich: 2020 hatte Bern plötzlich die weltweit grösste Frauenmehrheit in einem Parlament. Das Wahlergebnis katapultierte den Frauenanteil im Berner Stadtrat von 47,5 Prozent auf 68,8 Prozent. 

Hat die Geschlechterverteilung Auswirkungen auf die politische Arbeit im Parlament? Das hat sich GFL-Stadtratsmitglied und Politikstudentin Mirjam Roder gefragt. In ihrer Masterarbeit hat sie deshalb drei Legislaturen mit unterschiedlicher Geschlechterzusammensetzung miteinander verglichen. 

Die kurze Antwort auf Roders Forschungsfrage: Ja, eine Frauenmehrheit im Parlament wirkt sich anders auf die politische Arbeit aus, als wenn mehr Männer im Stadtrat sitzen. 

In einer Diskussionsrunde im Polit-Forum haben Mirjam Roder und Claudine Esseiva, FDP-Grossrätin sowie Vorstandsmitglied des Frauenverbands Alliance F, gestern Abend über die Erkenntnisse aus der Arbeit gesprochen. Roder präsentierte dabei ihre drei wichtigsten Schlüsse: 

  • Frauen reichen Vorstösse häufiger gemeinsam mit anderen Parlamentsmitgliedern ein als Männer. 
  • Vorstösse, die von Frauen initiiert sind, haben eine höhere Wahrscheinlichkeit, angenommen zu werden. 
  • Frauen legen andere thematische Schwerpunkte als Männer, indem sie vermehrt Vorstösse zur Sozial- und Gleichstellungspolitik einreichen. 

Was anschliessend zu einer spannenden Diskussion führte: Der Frauenanteil sank noch während der Legislaturperiode von 68,8 Prozent auf 55 Prozent. Grund dafür ist, dass pro Amtszeit 45 bis 50 Stadträt*innen verabschiedet werden – in der letzten Legislatur war ein Grossteil davon Frauen. Claudine Esseiva erklärte das damit, dass das Politsystem «familienunfreundlich» sei. Als Beispiel nannte sie die Sitzungen im Stadtrat, die jeweils donnerstags von 17 Uhr bis 19 Uhr und von 20:30 Uhr bis zirka 22:30 Uhr stattfinden. 

Solche Strukturen gehören aus Sicht Esseivas aufgebrochen. Und so schloss sie ihr Schlussplädoyer mit den Worten: «Kommt in die Politik, damit sich etwas ändert!» Das Ganze war so mitreissend, dass eine Frau hinter mir zu ihrer Sitznachbarin flüsterte: «Soll ich auch in die FDP eintreten?»

ERN - 23JAN24 - THEATER EFFINGER Spielzeit 2023/2024 

Schauspieler Reinhardt Winter

Der Verdacht
von Friedrich Duerrenmatt

Regie Markus Keller

Spielerinnen

Reinhardt Winter
Gilles Tschudi
Karo Guthke
Hannes Perkmann
Ullrich Matthaeus
Sebastian Gfeller
Stefan Hugi
Eliane Wiedmer

Buehne Markus Keller

Kostuem Sybile Welti

www.theatereffinger.ch
https://www.theatereffinger.ch/premieren/der-verdacht

Permiere Samstag 17. Februar - 16 Maerz 2024

Bern, Dienstag 23. Januar 2024.

© SEVERIN NOWACKI Fotograf BR Postfach CH-3001 Bern Switzerland +41 79 761 33 46 PC 30-455681-8 info@nowacki.ch www.nowacki.ch
Bilderserie von Severin Nowacki (11/12): Schauspieler Reinhardt Winter spielt «Der Verdacht» von Friedrich Duerrenmatt im Theater Effinger. Aufgenommen am Dienstag 23. Januar 2024. (Bild: Severin Nowacki)
  • Gerichtsurteil: 2022 starb im Könizbergwald ein Mädchen. Gestern hat das Obergericht dessen Mutter wegen Mordes zu 18 Jahren Freiheitsstrafe verurteilt. Die Verteidigung hatte das Urteil vom Regionalgericht weitergezogen. Bereits in erster Instanz war die Mutter in einem Indizienprozess wegen Mordes verurteilt worden. Der Fall sei schwer zu ertragen, vor allem, weil ein Motiv fehle. Das schreibt meine Kollegin Jana Schmid, die dem Prozess beiwohnte, in ihrem treffenden Bericht.
  • Hauptsachen-Talk: Bern hat eine lebendige Gastroszene. Doch verändertes Gästeverhalten, Teuerung und Fachkräftemangel machen den Betrieben zu schaffen. Geht für die Gastrobetriebe die Rechnung noch auf? Gibt es innovative Ansätze, um auf die Herausforderungen zu reagieren? Das wollen Marina Bolzli und ich am Donnerstag, 3. April, mit folgenden Gäst*innen diskutieren: Tobias Burkhalter (Präsident Gastrobern und Inhaber des Restaurants Goldener Schlüssel), Eve Angst (Leitung Gastronomie und Mitglied Geschäftsleitung Progr), Stefan Ruprecht (Mitinhaber Gastrounternehmen Taberna u.a. mit Dampfzentrale, Ringgi, Pyri), Julian Sonderegger, (Mitgründer Popup Trybhouz beim Altenbergsteg). Der Talk findet um 19:30 Uhr in der Turnhalle statt, der Eintritt ist frei. Wir freuen uns auf dich!
  • SCB: Der Berner Eishockey-Club hat gestern Abend im sechsten Playoff-Spiel mit 4:3 in der Verlängerung gegen Fribourg Gottéron gewonnen. In der Serie steht es nun 3:3, das letzte Spiel morgen wird entscheiden: Gewinnen die Berner, sind sie eine Runde weiter. Verlieren sie, ist die Saison für sie zu Ende. Der Bericht zum jüngsten Spiel, in Zusammenarbeit mit dem Magazin Eishockey-Online, folgt heute im Verlaufe des Tages auf unserer Website.
  • Kriminalstatistik: Im Kanton Bern hat die Zahl der registrierten Straftaten 2024 zugenommen. Sie stieg gegenüber dem Vorjahr um 17 Prozent auf 73'469 Straftaten. Das geht aus der gestern publizierten polizeilichen Kriminalstatistik 2024 hervor. Im Bereich der häuslichen Gewalt verzeichnet die Kriminalstatistik den höchsten bisher registrierten Wert: 1’975 Straftaten wurden angezeigt. Das entspricht  einer Zunahme von 14 Prozent gegenüber dem Vorjahr.  
  • Regierungsratswahlen 2026: Der SVP-Wahlkreis Bern-Mittelland schlägt den Zollikofer Gemeindepräsident und Grossrat Daniel Bichsel zur Wahl für die Kantonsregierung vor. Das hat die Partei gestern mitgeteilt. Auch der Thuner SVP-Stadtpräsident Raphael Lanz hat sein Interesse an einer Kandidatur bereits signalisiert. Aktuell können die Wahlkreise ihre Favorit*innen lancieren. Über die offizielle SVP-Kandidatur für die Wahl wird letztlich die Kantonalpartei an einer Versammlung entscheiden.   
  • Fussball: Die YB-Frauen spielten am Samstag vor 10'647 Zuschauenden im Wankdorf – ein neuer Rekord für die höchste Schweizer Frauenliga. Und nicht nur die vollen Ränge waren aussergewöhnlich: Dank dem 1:0-Sieg gegen die GC Frauen und einem Unentschieden der Kontrahentinnen aus Genf und Basel springen die Bernerinnen in der letzten Runde auf Platz 1 und qualifizieren sich so für den Europapokal. In den Playoffs trifft YB nun auf den FC Luzern. Das entscheidende Tor gegen GC erzielte Noa Schärz. 

PS: Die Heitere Fahne in Wabern widmet sich jedes Jahr einem anderen Motto. Dieses Jahr heisst es «Ciao Bubble»; alternative Stimmen und Perspektiven sollen erkundet werden. In diesem Rahmen gibt es morgen Mittwoch einen Filmabend, um in zwei völlig unterschiedliche Wohnsiedlungen einzutauchen: In das besetzte Areal «Anstadt» in Bern und in eine Senior*innenstadt in Florida. Pizza gibt es ab 18 Uhr, Film ab 20 Uhr. Der Eintritt ist frei, es gibt eine Kollekte.

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