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Gamen, Ausschaffungshaft, Abstimmungen

News vom Dienstag – Hauptstadt-Brief #543

Hauptstadt-Brief Apfel weiss
(Bild: Marc Brunner)

Als Kind wollte ich einen Gameboy, um mit den Nachbarsjungs Pokémon zu spielen. Später hing ich stundenlang vor dem Computer und spielte Sims. Mit meiner Schwester oder Freundinnen baute ich Häuser und lebte verschiedene Sims-Leben – ein typisches Mädchen-Spiel.

Das sind meine wenigen Berührungspunkte mit Gaming. Damit geht es mir wahrscheinlich ähnlich wie vielen Frauen. 

Die Berner Game-Entwickler Dominik Gygax und Matthias Thomann haben im November «Unpetrified: Echoes of Nature» herausgebracht, das sich an eine ähnliche Zielgruppe richtet. Über fünf Jahre haben sie in einem Team von zwölf Personen daran gearbeitet. Am Wochenende haben sie den Release im CineMovie gefeiert.

Im Computerspiel geht es um einen Golem in einer bunten Welt, der die Natur mithilfe eines Fuchses retten soll. Im Gegensatz zu vielen anderen Games haben die beiden ein gewaltfreies Spiel voller Emotionen gestaltet. 

Gygax und Thomann haben viel Herzblut investiert. Zum Beispiel haben sie die Musik mit einem Live-Orchester aufgenommen. Und sie haben in der von Männern dominierten Branche bewusst auf Frauen im Team gesetzt: Géraldine Cammisar hat das Storytelling des Games übernommen. 

«Die Entwicklung war bis zuletzt kein einfaches Unterfangen», sagte mir Dominik Gygax gestern am Telefon. Der Gaming-Markt in der Schweiz sei klein, daher sei es schwierig, finanzielle Unterstützung zur Entwicklung eines Spiels zu erhalten. Immerhin: Als erste Game-Entwicklungsfirma haben sie von der Standortförderung des Kantons Bern einen Zuschuss bekommen. Nun muss sich zeigen, ob das Spiel bei der jungen weiblichen Zielgruppe ankommt – und sich der Aufwand für das Team auch finanziell lohnen wird. 

Für mich ist klar: Wäre ich nochmal jung, hätte ich Freude an so einem Spiel.

der Selecta Automat (1)
Bilderserie von Luise Baumgarten (4/12): Der Selecta-Automat. (Bild: Luise Baumgarten)
  • Ausschaffungshaft: Ein Kind ab 15 Jahren, das ohne gültige Aufenthaltspapiere in der Schweiz lebt, darf inhaftiert werden. Das erlaubt das nationale Recht. Anders sehen das die Schweizer Anti-Folter-Kommission und diverse internationale Organisationen: Sie beurteilen die Haft als Verstoss gegen die Kinderrechte. In ihrer ausführlichen Recherche zur Ausschaffungshaft hat sich meine Kollegin Jana Schmid auch mit der Inhaftierung von Jugendlichen beschäftigt. Dabei stiess sie auf widersprüchliche Statistiken und undurchsichtige Regelungen. Das Ganze eingeordnet hat sie in einem Interview mit der Rechtsprofessorin Martina Caroni. Hier findest du die Recherche zu Jugendlichen in Ausschaffungshaft und hier das Interview mit Martina Caroni. Den ersten Teil der Recherche, der am Samstag erschienen ist, kannst du hier nachlesen.
  • Stadt Bern: Sämtlichen städtischen Vorlagen hat das Berner Stimmvolk am Sonntag deutlich zugestimmt. Die drei separaten Vorlagen zur Überbauung auf dem Gaswerk-Areal wurden jeweils mit rund zwei Drittel Ja-Stimmen angenommen. Das Anstadt-Kollektiv sowie die SVP hatten die Vorlagen bekämpft. Auf dem Areal sind rund 500 Wohnungen geplant; Baubeginn ist frühestens 2029. Ebenfalls angenommen wurden das Budget 2026 (68 Prozent), der Weiterbetrieb der Velostation Welle 7 (76 Prozent), mehr Finanzkompetenzen für Stadtparlament und -regierung (67 Prozent) sowie die Überbauungsordnung für das neue Wohnquartier im Weyermannshaus (81 Prozent).
  • Schulsanierungen: Die Gebäude des Oberstufenzentrums Köniz können umfassend erneuert werden. Die Könizer Stimmbevölkerung hat den entsprechenden Kredit über 21 Millionen Franken deutlich angenommen (80 Prozent), wie die Gemeinde mitteilt. Die Bauarbeiten starten im kommenden Sommer. Auch in weiteren Berner Gemeinden fanden Schulsanierungen am Sonntag an der Urne eine Mehrheit: In Muri wird die Schule Horbern, in Thun die Oberstufenschule Strättligen, in Belp die Schulanlage Mühlematt und in der Gemeinde Fraubrunnen die Schule in Büren zum Hof saniert beziehungsweise erweitert.
  • Mehrweg-Geschirr: Der Kanton Bern erhöht die Personengrenze für den obligatorischen Gebrauch von Mehrweg-Geschirr. Die Pflicht gilt künftig erst für bewilligungspflichtige Veranstaltungen ab 2000 Personen. Bisher lag der Grenzwert bei 1000 Personen, wie der Kanton mitteilt. Die neue Regel gilt ab dem 1. Januar 2026 und ist die Folge einer Motion im Kantonsparlament. Ziel sei es, die Verhältnismässigkeit zwischen Aufwand und ökologischem Nutzen zu wahren. Trotz des höheren Grenzwerts empfiehlt der Kanton, sofern «sinnvoll, umsetzbar und wirtschaftlich», auch bei kleineren Anlässen den Gebrauch von Mehrweg-Geschirr.
  • Wohnungsbau: Im Thuner Neufeldquartier soll ein neues Wohnquartier mit öffentlichem Park entstehen. 63 Prozent der Thuner Stimmberechtigten sprachen sich am Sonntag für eine entsprechende Änderung der Überbauungsordnung aus, wie die Stadt schreibt. Das Areal gehört je zur Hälfte der Stadt Thun und Privaten. Insgesamt sollen dereinst 600 neue Wohnungen entstehen, rund die Hälfte davon als gemeinnütziger und preisgünstiger Wohnraum. 
  • Wahlen: Die Grüne Partei ist in Wohlen nicht mehr im siebenköpfigen Gemeinderat vertreten. Bei der Wahl am Sonntag sicherte sich stattdessen die SPplus einen zusätzlichen Sitz und ist neu mit drei Gemeinderät*innen die stärkste Partei in der Wohlener Exekutive. Die Grüne Maria Iannino Gerber hatte aufgrund der Amtszeitbeschränkung nicht mehr antreten dürfen. Den Überblick über die Wahlergebnisse findest du in unserem aktualisierten Artikel über die Wahlen in der Berner Agglo.
  • Stadtrat-Brief-Crowdfunding: Die «Hauptstadt» verfolgt als einziges Berner Medium jede Stadtrat-Sitzung vor Ort und berichtet darüber. Das ist wichtig für eine funktionierende Demokratie. Zumal nirgendwo sonst Entscheide gefällt werden, die so direkt den Alltag betreffen wie im Gemeindeparlament. Unsere Berichterstattung ist aber nur möglich mit den entsprechenden Ressourcen. Deshalb brauchen wir dich, um auch 2026 aus jeder Sitzung berichten zu können. Unterstütze jetzt unser Crowdfunding und trage zu einer lebendigen Demokratie bei. 

PS: Immer weniger Menschen interessieren sich für Nachrichten – News-Deprivation nennt sich dieses Phänomen in der Fachsprache. Doch weshalb ist das so? Und wie kann die Neugier auf relevanten Journalismus wieder gestärkt werden? Das ist heute Abend Thema an einer Podiumsdiskussion im Museum für Kommunikation (18.30 Uhr, kostenlos). Mit auf der Bühne ist auch der «Hauptstadt»-Mitgründer Jürg Steiner. PPS: Nach der Podiumsdiskussion gibt es die Möglichkeit zu gamen – nicht digital, sondern ganz klassisch analog. Franziska Oehmer-Pedrazzi und ihr Mann Stefano Pedrazzi lancieren ihr Brettspiel «News Maker», bei dem man als Chefredaktor*in eine Zeitung führt.

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Diskussion

Unsere Etikette
Andreas Joss
02. Dezember 2025 um 06:44

Games

Danke für den Hinweis des Spiels. Da werde ich gerne einen Blick hineinwerfen. Übrigens; Freude an einem Spiel kann man auch als „alte“ erwachsene Person haben. Ich bin 42 und zocke regelmässig mit grosser Freude Games.