Jugendclub – «Hauptstadt»-Brief #170

Dienstag, 9. Mai 2023 – die Themen: Stellwerk, Kulturagenda, Nachtkultur, Höhenangst, Finanzen, Solarpflicht, «Hauptstadt»-Events.

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(Bild: Marc Brunner, Buro Destruct)

Seit gestern arbeitet die Redaktion der «Hauptstadt» unter verstärkter Beobachtung: Wir sitzen für eine Woche im Berner Käfigturm mitten in einer Ausstellung des Polit-Forums zum Journalismus. 

Wie entsteht Journalismus und warum ist er wichtig? Davon handelt die Ausstellung und das wollen auch wir diese Woche vermehrt thematisieren – einerseits auf Social Media und andererseits im «Hauptstadt»-Brief. Heute berichtet Kollegin Lena Madonna, wie es ihr an der Pressekonferenz der Stadt Bern zum neuen Jugendclub Stellwerk ergangen ist. 

Aber lies zuerst die Meldung, die Lena danach verfasst hat:

Stellwerk: Jetzt stehen Farbtöpfe herum und Kabel hängen von der Decke. Dabei soll in weniger als einem Monat auf der Parkterrasse der Grossen Schanze das neue Jugendkulturlokal «Stellwerk» seine Türen öffnen. Obwohl «neu» eigentlich das falsche Wort dafür ist. Denn geplant ist der Jugendclub, seit die Stadt Bern im Jahr 2013 ein Nachtlebenkonzept erarbeitet hat. Nach vielen Stolpersteinen und Zwischenlösungen – wie dem Club «Einspruch» in der Aarbergergasse – wird am 2. Juni nun ein Jugendclub eröffnet, der nicht nur Ausgangslokal ist, sondern jungen Menschen auch Raum für Kreativität und Entfaltung bietet. Beispielsweise mit Atelierräumen zum Mieten, einem Tanz- und Bewegungsraum und einem kleinen Tonstudio.

An Pressekonferenzen gehen wir, wenn relevante Themen zur Sprache kommen oder um Zwischentöne zu erfahren. «Diese Meldung hätte ich auch aufgrund der Medienmitteilung verfassen können», sagte mir Lena nach dem Medientermin. Doch nach den offiziellen Vorträgen habe sie noch mit den Verantwortlichen gesprochen und erfahren, dass die Atelierräume und das Tonstudio bei der Eröffnung noch gar nicht bezugsbereit seien. «Das ist in diesem Fall kein Skandal», sagte Lena. Bei einem anderen Thema könnten solche Zusatzinformationen aber sehr wohl die Berichterstattung entscheidend verändern. 

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Abgestellt. (Bild: Renato Antonietti)

Und jetzt noch zu anderen Themen des Tages:

  • Kulturagenda: Die Berner Kulturagenda (BKA) soll es weiterhin als Printprodukt geben. Das haben die Berner Kulturveranstalter*innen gestern Abend mit einer Zweidrittelmehrheit entschieden, wie die Co-Präsidentin Carmen Inniger auf Anfrage mitteilte. Die BKA soll ab 2024 von der Mediengruppe Tamedia gedruckt und vertrieben werden. Das heisst, sie wird «Bund» und «Berner Zeitung» beigelegt werden. Bisher war sie mit dem «Anzeiger der Region Bern» in die Briefkästen geflattert. Den wird es aber ab 2024 gedruckt nicht mehr geben. Die SR Medien Group, Herausgeberin des Anzeigers, verliert damit den Auftrag des Vereins BKA. Als Online-Partnerin haben sich die Vereinsmitglieder für die Freiburger Kulturplattform In-Situ entschieden. Gesichert ist der Erhalt der Print-Agenda noch nicht. Da diese Option teuer ist, werden sich die Verantwortlichen der BKA nun auf die Suche nach zusätzlichen Drittmitteln machen müssen.
  • Nachtkultur: Zum Auftakt unserer Redaktionsverlegung in die Berner Innenstadt zogen meine Kolleg*innen Andrea von Däniken und Jürg Steiner Freitagnacht in der Altstadt von Bar zu Bar und liessen das Berner Nachtleben auf sich wirken. Lies hier ihren schönen Text über einsame Männer, Drinks mit stolzen Preisen und einen samtweichen Entspannungsmodus in der Gay-Bar.
  • Höhenangst: Heute Abend feiert die Berner Autorin Saskia Winkelmann Tojo Theater Taufe ihres Romans «Höhenangst». Meine Kollegin Marina Bolzli hat das Buch gelesen, fand die Geschichte bereichernd und schreibt in ihrer Rezension über die Protagonistin: Sie suche. Die erste Liebe, die weitere Bestimmung, das Glück und auch die Flucht davor. Sie fände Jo, die rätselhafte und eigensinnige junge Frau, die nach einem mutmasslichen Suizid-Versuch neu zu ihr in die Klasse kommt. Und dann würden Grenzen ausgelotet, ausgetestet, überschritten.
  • Entspannung: In der Gemeinde Köniz hat sich die finanzielle Lage dank einer Steuererhöhung und sogenannten Sondereffekten bei den Steuereinnahmen entspannt. Die Rechnung 2022 weist laut Mitteilung der Gemeinde einen Ertragsüberschuss von 8,9 Millionen Franken aus. Köniz hat turbulente Zeiten hinter sich. Nach einigen roten Rechnungen, hiess das Stimmvolk vor einem Jahr das Budget 2022 mit Steuererhöhung nach langem Hin und Her gut. So wurde damals im letzten Moment eine Zwangsverwaltung der Gemeinde durch den Kanton verhindert. 
  • Solarpflicht: Der Berner Regierungsrat hat einen Gegenvorschlag zur Solar-Initiative vorgelegt. Das Begehren der Grünen geht ihm zu weit. Bestehende Bauten sollten demnach nur dann mit einer Solaranlage ausgerüstet werden, wenn Dachflächen saniert werden. Eine weitergehende Nachrüstungspflicht bei bestehenden Bauten erachte sie als unverhältnismässig, teilte die Kantonsregierung gestern mit. Wann das Begehren vors Volk kommt, ist noch offen.
  • «Hauptstadt»-Events: Diese Woche laden die «Hauptstadt» und das Polit-Forum zu zwei Veranstaltungen ein. Am Mittwoch diskutieren im Demokratie-Turm ab 18.30 Uhr Simon Bärtschi (Chefredaktor Bund/BZ), Anna Jobin (Präsidentin Eidgenössische Medienkommission), Riccardo Ramacci (Stiftung Mercator Schweiz) und Marina Bolzli (Hauptstadt) über die Finanzierung von Lokaljournalismus. Und am Donnerstag wollen wir unsere Leser*innen und den Stadtrat näher zusammenbringen. Dazu laden wir um 19 Uhr im Käfigturm zur Demokratie-Bar. Anwesend sind Stadträt*innen aus allen Fraktionen, um mit Hauptstädter*innen über Politik und über Bern zu diskutieren. Kommst du auch?

PS: Sie stinken, sie verschmutzen Wasser, sie sind Ausdruck von Achtlosigkeit. Weggeworfene Zigaretten sind ein Ärgernis. Eine kleine NGO kämpft dagegen an: Stop2drop startet heute seine zweite nationale Zigarettenstummel-Sammelaktion. Mit Hilfe von Freiwilligen und Schulen will sie innert zwei Wochen eine Million Zigarettenstummel einsammeln. Gegründet wurde Stop2drop übrigens vor vier Jahren von Schüler*innen einer 10. Klasse aus Burgdorf.

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Diskussion

Unsere Etikette
Christine Reichenbach
10. Mai 2023 um 07:45

Ich schliesse mich der Bitte von Christoph Grottolo an, denn ich bin auch nicht auf Social Media.

Andreas Brütsch
09. Mai 2023 um 15:49

Hallo Hauptstadt

Es sieht ganz so aus, dass der Text über den Jugendclub ausschliesslich auf Instagramm zu lesen ist. Das finde ich jetzt ziemlich ärgerlich. Ich habe ein Abo und möchte die Hauptstadt lesen können. Nur deswegen fange ich nicht extra mit Instagramm an... Dort gibt es meines Wissens keine öffentlich zugänglichen Seiten wie bei Facebook. Könntet ihr dieses Vorgehen bitte wieder ändern? Gerne dürft ihr einzelne Artikel auch in den Social Media publizieren. Aber doch bitte nicht ausschliesslich, das schliesst aus und kommt offensichtlich nicht nur bei mir nicht gut an. Danke fürs Verständnis.

Christoph Grottolo
09. Mai 2023 um 05:30

Ich finds ja ok, wenn ihr auch auf Social Media kommuniziert.

Da ich aber meine Daten nicht an Meta verschenken will, würde ich mich freuen, wenn ihr diese Inhalte jeweils auch im Web oder auf einem nichtkommerziellen Social Media- Kanal postet.