Kita – «Hauptstadt»-Brief #176
Donnerstag, 25. Mai 2023 – die Themen: Kita, fehlende Transparenz, abgesagtes Festival, Veloverkehr und Tramunterbruch
Er konnte kaum ein kleines Hölzchen greifen, damals, vor anderthalb Jahren. Jetzt spaziert er selbstständig zum Kita-Eingangstor, den Rucksack geschultert und sprudelt vor Wörtern für die kleinen Wunder der Welt, die ihn umgeben.
Unser Sohn ist zwei Jahre alt. Er hat heute den letzten Tag in seiner ersten Kita-Gruppe. Das ist eine Randnotiz, gehört ins private Familienalbum, magst du vielleicht denken. Aber es ist doch so viel mehr.
«Alle grossen Leute waren einmal Kinder, aber nur wenige erinnern sich daran», schrieb Antoine de Saint-Exupéry im «Kleinen Prinzen». Und nicht nur die eigene Kindheit kann im Sturm des Alltags in Vergessenheit geraten. Vergessen geht häufig auch, was sie leisten, die Kitas dieser Stadt – diese Erfahrungsräume, Spielwiesen, Schauplätze herzzerreissender Abschiedsszenen und laufender Kindernasen.
Er ist jetzt schon ein ganzer Mensch, denke ich, wenn ich am Tor der Kita stehe, kurz einen Blick auf das Spiel unseres Sohns erhasche, bevor ich ihn schliesslich abhole.
Ja, die Wörter biegen manchmal noch in seltsame Richtungen ab, und die Windeln müssen weiter gewechselt werden, aber unser Kind greift, schmeckt, riecht und wundert sich in dieser Welt. Auch dank euch, der Kita.
Wenn ich Kita sage, denke ich zum Beispiel an Tatjana, Zoë, Salomé und Fabia. Sie sind es, die Brei kochen, Decken auslegen, ein Kind in den Schlaf wiegen und das andere parallel vor einem Sturz mit dem Bobbycar bewahren. Danke, dass es euch gibt.
Unser Kind war eine Birke und wird nun eine Ulme. In einer neuen Gruppe, einer neuen kleinen Welt, dort unten in der Elfenau.
Alle grossen Leute waren einmal kleine Bäume, die einfach in den Himmel wachsen wollten. Daran können wir uns an diesem Donnerstagmorgen kurz erinnern, finde ich.
Und jetzt zu den Themen des Tages:
Mehr Transparenz: Braucht es brachialere Methoden, damit die Politik ihre Finanzierung endlich offenlegt? In Köniz waren solche vor 500 Jahren schon einmal erfolgreich. Unsere Kolumnistin Annatina Foppa hat die Geschichtsbücher gewälzt und erzählt, wie einst 300 bewaffnete junge Männer vom Könizer Kirchweihfest nach Bern zogen und die Offenlegung von sogenannten Pensionen forderten.
Festivalsommer: Der Verein Gurzilla hat das geplante Musikfestival in der Bieler Gurzelen abgesagt, wie die Nachrichtenagentur Keystone SDA berichtet. Grund ist der «unterirdische» Vorverkauf. Das erste Gurzilla Festival hätte vom 8. bis am 10. Juni stattfinden sollen. Im ehemaligen Bieler Fussballstadion wären am Festival nationale und internationale Acts wie Onyx, Grossstadtgeflüster oder Deus aufgetreten. Ein Alternativprogramm werde es nicht geben.
Veloverkehr: Die neuesten Zahlen des Bundesamts für Raumentwicklung zum Verkehrsverhalten der Stadtberner Bevölkerung zeigen, dass jede fünfte Fahrt mit dem Velo zurückgelegt wurde. Die Bundesstadt kann damit schweizweit einen der stärksten Anstiege beim Veloverkehr verzeichnen. Der Präsident von Pro Velo Bern, Michael Sutter, fordert nun in «Der Bund», die Velooffensive vollständig umzusetzen, und eine sichere Infrastruktur für alle Fahrradfahrenden zu bauen. Warum dies besonders wichtig ist, um den Anteil der Velofahrenden in Ballungsräumen zu erhöhen, zeigt dieser spannende Hintergrund aus den Niederlanden.
Tramunterbruch: Fahrgäste der Linie 6 in Richtung Worb sind den Ersatzverkehr mit Bussen schon gewohnt. Weil die Thunstrasse in Muri grundsaniert wird, fahren zwischen Egghölzli und Zentrum Muri seit Frühjahr Busse statt Trams. Seit Dienstag gibt es nun auch zwischen Muri und Worb Probleme: Ein Tram entgleiste bei der Haltestelle Siloah. Bis am Freitag ist die Linie gemäss Keystone SDA noch blockiert. Auch hier verkehren Ersatzbusse.
Videospiele: «Wir wollten einen Ort schaffen, an dem sich Gamer*innen treffen und vernetzen können», sagt Lukas Walliser von der Erupt-Lounge in Bern. Was es mit dem Treffpunkt auf sich hat, und warum Gaming nicht nur im stillen Kämmerlein stattfinden muss, hat unser Autor Fabio Peter herausgefunden.