Klimaforscher – Hauptstadt-Brief #474

Dienstag, 10. Juni – die Themen: Berner Klimaforschung und Trump; Fussballcampus in Thun; Pfarrblatt; besonderes Volksschulangebot; Bieler Lauftage; Pop-ups an der Aare.

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(Bild: Marc Brunner, Buro Destruct)

Die News aus den USA sind düster. Nicht erst seit der Präsident die Nationalgarde nach Kalifornien geschickt hat, um die Proteste gegen seine Abschiebungspolitik zu stoppen. «Ich kann nicht mehr hinschauen», sagte mir jüngst ein Bekannter. Was er über die USA unter Trump lese, deprimiere ihn. Deshalb informiere er sich aktuell nur noch über Schweizer und insbesondere Berner Themen. «Die betreffen mich unmittelbarer und geben immer wieder Anlass zur Hoffnung.»

Reizen auszuweichen, die negative Gefühle auslösen, ist eine probate Strategie. Das hat der Hauptsachen-Talk zum Thema Zukunftsangst gezeigt. Doch nicht immer ist Ausweichen möglich. In unserer globalisierten Gesellschaft ist selbst das Leben in Bern nicht von Trumps populistischem Treiben entkoppelt. Das zeigt das Beispiel des Klimawissenschaftlers Thomas Frölicher.

Frölicher ist Professor für Klimaphysik an der Universität Bern und erforscht seit Jahren, wie die Klimaerwärmung die Meere verändert. Dafür ist er auf Daten aus der ganzen Welt angewiesen; etwa die Hälfte der entsprechenden Messroboter wird von den USA finanziert. Diese Finanzierung ist jedoch gefährdet, da Trump Universitäten die Budgets kürzt und Forschende entlässt.

Besonders die Klimaforschung hat Trump im Visier. Deshalb rieten Kolleg*innen Frölicher vor einer USA-Reise, den Zollbeamten nicht zu sagen, dass er Klimawissenschaftler sei. Stattdessen solle er sich als Physiker bezeichnen. Frölicher blieb bei der Wahrheit und konnte problemlos einreisen. «Aber dass man sich solche Gedanken machen muss, ist höchst bedenklich», sagt er im Gespräch mit der «Hauptstadt».

Persönliche News-Pausen können kurzfristig helfen. Doch Thomas Frölicher ist ein konkretes Beispiel, dass wir auch in Bern nicht die Augen verschliessen dürfen – weder vor den Folgen der Klimaerwärmung noch vor Trumps hetzerischer Politik.

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Bilderserie von Regine Strub (6/12): Plastik Käfer. (Bild: Regine Strub)

Über Pfingsten war es ruhig in Bern. Das sind die News:

  • Fussballcampus: Der Schweizerische Fussballverband will in Thun ein Nationales Leistungszentrum bauen. Das zeigen Recherchen des Tagesanzeigers. Demnach soll in Thun ein Campus mit Trainingsplätzen, einem Verwaltungsgebäude und einem Hotel entstehen. Aktuell laufen finale Verhandlungen. Auch der Hauptsitz des Verbands soll vom bisherigen Standort in Muri nach Thun verlegt werden. Vorbild ist der Campus des Deutschen Fussballbundes in Frankfurt. Das Schweizer Leistungszentrum soll in unmittelbarer Nähe zum bestehenden Thuner Fussballstadion gebaut werden. Auf dem Areal Thun Süd plant die Stadt einen Sportcluster. Vorgesehen sind eine neue Ballsporthalle – unter anderem für die Handballer*innen von Wacker Thun – und eine Tennis-/Kletterhalle mit Aussenplätzen.
  • Pfarrblatt: Ende Mai wurde Annalena Müller als Chefredaktorin des «Pfarrblatts» entlassen. Fristlos und selbst für die eigene Redaktion unverständlich. Nun legen Recherchen der NZZ (Abo) nahe, dass ein Missbrauchsfall zur Trennung beigetragen haben könnte. Demnach weigert sich das Bistum Basel, Akten zur historischen Aufarbeitung von Missbräuchen herauszugeben. Dabei geht es auch um einen nigerianischen Priester, der zwischen 1995 und 1998 eine Minderjährige missbraucht hat. Der Fall wurde 2023 vom Beobachter (Abo) öffentlich gemacht, Müller hat ihn seither medial eng begleitet. Unter anderem hat sie ein Interview mit dem Opfer geführt, das dem Basler Bischof vorwirft, den Täter zu schützen. Der Pfarrblatt-Vorstand bestreitet jedoch, dass Müllers Entlassung mit ihrer kritischen Berichterstattung zusammenhängt.
  • Schule: Das besondere Volksschulangebot des Kantons Bern erhält eine neue Leiterin. Alexandra Reinalter wird das Amt per 1. August übernehmen, wie der Kanton in einer Mitteilung schreibt. Die studierte Psychologin hat Leitungserfahrung in verschiedenen Kinder- und Jugendinstitutionen sowie im Bereich der sonderpädagogischen Bildung. Zuletzt war sie Direktorin der Stiftung You Count. Beim Kanton Bern wird sie verantwortlich sein für Kinder und Jugendliche mit besonderem Bildungsbedarf.
  • Bieler Lauftage: Am Wochenende wurde im Seeland gerannt. Rund 5’000 Personen nahmen an den Bieler Lauftagen teil. Königsdisziplin war der 100-Kilometer-Lauf durch 20 Gemeinden und zwei Kantone. 1'083 Personen hatten sich dafür angemeldet, 726 schafften es vor Kontrollschluss ins Ziel. Am schnellsten war Demian Schaedler. Er brauchte für die Distanz gerade mal 7:17 Stunden. Bei den Frauen gewann Claudia Bernasconi in 8:28 Stunden. Die ältesten Zieleinläufer waren zwei 81-jährige Deutsche. Die beiden brauchten für die Monsterdistanz rund 18 bzw. 20 Stunden. Respekt!

PS: Ab heute wird es richtig warm. Ende der Woche soll das Thermometer sogar erstmals die 30-Grad-Marke knacken. Pünktlich zum Sommerwetter haben am Wochenende diverse Pop-ups an der Aare eröffnet. Einem Burger im Trybhouz oder einem kühlen Getränk in der Aarebar steht somit nichts mehr im Weg. Einzig die Aare ist noch eher kühl.

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