Das Inselspital ist eine eigene Stadt. Über 11’000 Menschen arbeiten bei der Insel Gruppe an fünf Standorten im Kanton. Die Insel pflegt pro Jahr 60’000 Patient*innen stationär und führt fast eine Million ambulante Konsultationen durch. Sie ist eine der grössten Arbeitgeberinnen im Kanton Bern. Und sie wird ab nächstem Jahr von einer Frau geführt. Die deutsche Neurologin Jennifer Diedler (47) wird den Posten übernehmen.

Diedler tritt kein leichtes Erbe an. Die Insel wird derzeit interimistisch vom früheren Uni-Rektor Christian Leumann geführt. Diedlers Vorgänger Uwe E. Jocham musste vor einem Jahr den Hut nehmen. Zuvor hatte die Insel den Betrieb digitalisiert, mit dem Anna-Seiler-Haus einen Neubau realisiert und ein Fixlohnsystem eingeführt.

Was aber auch heisst: Im Idealfall übernimmt die Neurologin, die sich in ärztlichem Qualitätsmanagement weitergebildet hat und seit dreieinhalb Jahren das Universitätsklinikum des Saarlandes leitet, einen modernisierten Betrieb. Und kann ihn nun in ruhigere Gewässer lenken.

Diedler könnte sich dann mehr aufs Personal fokussieren, ihm Wertschätzung entgegenbringen und Teams weniger auseinanderreissen. Sie könnte vielleicht etwas weniger nach internationaler Brillanz streben, sondern ein Toplevel in Hausarztmedizin und Geriatrie ansteuern, was beides für die lokale Bevölkerung wichtig ist. Und schliesslich könnte sie versuchen, clever mit dem Kostendruck umzugehen, der auf allen Spitälern lastet.

Dabei kann helfen, dass Jennifer Diedler selbst aus der Medizin kommt. Und dass sie anscheinend nicht nur fachliche Kapazitäten mitbringt. So heisst es in einer Mitteilung des Universitätsklinikums des Saarlandes, der Weggang von Diedler sei «ein grosser menschlicher und fachlicher Verlust». Und etwas mehr Menschlichkeit auf der Führungsebene könnte eigentlich keinem Betrieb schaden.