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Radio Rabe steigt auf

Das Berner Alternativradio wird im kommenden Jahr sein Empfangsgebiet deutlich ausweiten. Aus dem Stadtradio wird – zumindest in Bezug auf die geografische Verbreitung – ein Regionalradio.

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Von hier aus wir Radio RaBe in Zukunft ein grösseres Sendegebiet bedienen. (Bild: Noah Pilloud)

«RaBe steigt eine Liga auf», heisst es in der neusten Ausgabe von «StattRadio», dem Informationsbrief, den Mitglieder von Radio RaBe monatlich erhalten. Gemeint ist damit, dass Radio RaBe sein Sendegebiet auf das neue Jahr hin deutlich ausweitet. Laut «StattRadio» wird Radio RaBe dann «von Neuchâtel im Osten bis nach Olten im Westen» zu hören sein. Die Geografie scheint vor lauter Vorfreude etwas aus den Fugen geraten zu sein.

Tatsache aber ist, dass Radio RaBe durch einen Wechsel bei der DAB+-Verbreitung mit den beiden Berner Regionalradios gleichziehen kann. Radio Bern 1 und Radio Energy Bern verbreiten ihre Programme zwar über den gleichen UKW-Sender auf dem Bantiger wie Radio RaBe, zur Zeit aber über einen sehr viel leistungsfähigeren DAB+-Sender. Sie sind daher insbesondere in den Autoradios und ausserhalb der Stadt Bern sehr viel besser zu empfangen als das Stadtradio. Nun wechselt auch Radio RaBe zu diesem Verbreitungsdienst, womit der Nachteil bei der Empfangbarkeit über DAB+ ausgeglichen wird.

Laut bisheriger Konzession gehörte nur die Stadt Bern zum eigentlichen Sendegebiet.

Als Gegenleistung erhält der Veranstalter einen jährlichen Betriebsbeitrag von 645’655 Franken aus der Haushaltsabgabe. Das ist genau gleich viel wie in den vergangenen Jahren für das deutlich kleinere Sendegebiet. Medienpolitisch ergibt das eigentlich keinen Sinn: Angemessener wäre es wohl, wenn das Bundesamt den mit dem Aufstieg in die höhere Liga verbundenen Mehraufwand auch durch eine höhere Zuweisung aus dem Topf der Haushaltsgebühren abgelten würde.

Stadtradio wird Agglomerationsradio

Auch in programmlicher Hinsicht wird sich Radio RaBe anpassen. Der Auftrag zur Erbringung lokaler und regionaler Informationsleistungen wird sich in der ab 2025 gültigen Konzession auf den gesamten Verwaltungsbezirk Bern-Mittelland beziehen, der sich bekanntlich von Ferenbalm bis Landiwil und von Fraubrunnen bis Guggisberg erstreckt. Laut bisheriger Konzession gehörte nur die Stadt Bern zum eigentlichen Sendegebiet. Dieses wird daher in Zukunft erheblich grösser sein, und Radio RaBe wird vom Stadtradio zum Agglomerationsradio werden.

Das ist vor allem deshalb von Bedeutung, weil Radio Bern 1 und Radio Energy Bern sich gar nicht mehr um eine Konzession beworben haben. Für sie gibt es daher auch keine Programmauflagen mehr, und sie sind nicht mehr verpflichtet, irgendwelche lokalen oder regionalen Informationen zu verbreiten. Radio RaBe wird daher in Zukunft der einzige Radioveranstalter sein, der einen solchen Informationsauftrag im Bereich von Stadt und Region Bern zu erfüllen hat.

Aufgeschobene Konzessionsentscheide

Allerdings hat Radio RaBe die entsprechende Konzession offiziell noch gar nicht erhalten. Das zuständige Bundesamt für Kommunikation hat die auf Dezember 2023 angekündigte Entscheidung über die Erteilung von Konzessionen nämlich soeben auf den kommenden Januar verschoben, Dass Radio RaBe wiederum eine Konzession erhalten wird, ist aber so gut wie sicher: Für die Konzession zum Betrieb eines Komplementärradios im Verwaltungskreis Bern-Mittelland hat sich ausser Radio RaBe nämlich gar niemand beworben.

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Spannender ist der Wettbewerb um die einzige Konzession für ein Regionalfernsehen in Bern. Zwar bewirbt sich der bestehende Veranstalter «TeleBärn» aus dem Hause CH Media AG erneut um die mit CHF 3,27 Mio. dotierte Konzession, doch gibt es hier einen Mitbewerber: Ein Konsortium, welches sich um die Gratiszeitung Berner Bär und das Basler Regionalfernsehen «Telebasel» gebildet hat, will ebenfalls in der Region Bern Privatfernsehen veranstalten. Die Initiant*innen behaupten, dass sie ein näher am Berner Publikum funktionierendes und mit mehr lokaler Information ausgestattetes Regionalfernsehen produzieren werden, als dies bei TeleBärn zuletzt der Fall war.

Im Moment scheint das Rennen noch offen zu sein. Klar ist einzig, dass es in Bern nur Platz für ein solches Regionalfernsehen gibt. Ob dies weiterhin «TeleBärn» sein wird der ob die Newcomer das zuständige Bundesamt mit ihrem Projekt überzeugen konnten, ist bisher nicht ersichtlich. Der zu einer Stellungnahme eingeladene Regierungsrat des Kantons Bern hat ebenfalls keine klare Präferenz erkennen lassen. Klarheit über diesen Teil der Berner Medienlandschaft wird daher erst in der ersten Januarhälfte geschaffen.

Der Autor: Willi Egloff ist Rechtsanwalt in Bern und Mitglied im Vorstand des Trägervereins von Journal B.

Transparenzhinweis: Journal B arbeitet mit Radio RaBe zusammen und übernimmt von dort regelmässig Informationsbeiträge.

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