Ukulele – «Hauptstadt»-Brief #197
Donnerstag, 13. Juli 2023 – die Themen: Eurogames, transparente Finanzen, gefrässige Fledermäuse, ein pulsierendes Nachtleben inklusive «Güsche»-Tipps.
Wer derzeit nicht feiert, feiert nie mehr. Das Angebot für Unterhaltendes und Tanzbares in der Stadt Bern ist in diesen Tagen beinahe unerschöpflich. Seit gestern Mittwoch läuft die vierzigste Ausgabe des Gurtenfestivals. Über 150 Acts werden bis am Sonntag auf dem Berner Hausberg in Köniz auftreten. Wer Lust auf ein alternatives Programm zum «Güsche» hat, wird bei der «Heitere Fahne» und dem «Gugus Gurte» fündig. Abgesehen davon könnte man von gestern Abend noch den Sound der britischen Rockband «Muse» im Ohr haben, die auf dem Expo-Gelände für ihre Will of the People Tour gastierte und Volkes Wille erfüllte. Parallel dazu hätte man nach Biel pilgern können, wo Fussball-Meister YB beim «Match for Peace» auf Dynamo Kiev traf. Hatte ich schon die «Thuner Seefestspiele» erwähnt, die heute Donnerstag mit dem ewigen «Dällebach Kari» Premiere feiern? Mich trifft man an keinem dieser Anlässe, für mich gibt es «Keine Party», um es mit dem Gurten-Headliner «Deichkind» zu sagen. Denn der Babyphone-Empfang reicht nur ein paar Hundert Meter weit. Ich bin alleine mit meinem zweieinhalbjährigen Kind und passe meine Abendplanung dementsprechend an. Ganz ohne Unterhaltung muss aber auch ich nicht auskommen: Der Sohn hat eine Ukulele für sich entdeckt und schrammt wilder darauf herum als die Gitarristen der «Toten Hosen» zu ihren besten Zeiten. Nach Ende des Konzerts wird die Ukulele auch gerne zweckentfremdet, um damit in alter Punk-Manier das Bobbycar zu verdreschen. Macht kaputt, was euch kaputt macht, hiess es damals bei «Ton Steine Scherben». Für meine Unterhaltung ist gesorgt, der Eintritt vorerst gratis. Und damit wünsche ich euch einen schönen Festivalsommer.
Und das möchte ich dir mit in den Tag geben:
- Eurogames: Judith Wildi und Helene Grob tanzen ihr letztes Turnier an der Europameisterschaft des gleichgeschlechtlichen Tanzsports, die im Juli in Bern stattfindet. Meine Kollegin Edith Krähenbühl hat sie für ein Portrait getroffen.
- Parteifinanzen: Die SP ist die finanzstärkste Partei der Stadt Bern. 2022 nahm sie 290’000 Franken ein. Das zeigt der nun aktualisierte Eintrag im neuen Melderegister zur Parteienfinanzierung, den sich meine Kollegen Joel Widmer und Jürg Steiner genauer angeschaut haben. Ursprünglich hatten die Berner Sozialdemokrat*innen die Rechnungen der Quartiersektionen nicht deklariert.
- Fledermäuse: Warum man sich glücklich schätzen kann, wenn eine Fledermaus im eigenen Quartier patrouilliert, erklärt unsere Kolumnistin Irene Weinberger. Das Tier kann nämlich in einer einzigen Nacht zwischen 1500 und 2000 Mücken vertilgen.
- Unwetter: Aufgrund der starken Niederschläge standen mehrere Linien der Berner Verkehrsbetriebe Bernmobil am Mittwochnachmittag still. Wie die Nachrichtenagentur Keystone-SDA berichtet, gab es im Bereich Helvetiaplatz zwischenzeitlich Hochwasser.
- Meinungsforschung: Das Meinungsforschungsinstitut GfS Bern will nach Deutschland expandieren. Die Berner Forscher*innen haben nach eigenen Angaben um die 250 Abstimmungen in der Schweiz untersucht. Mit diesem Erfahrungsschatz macht GfS Bern nun erstmals den Schritt über die Grenzen: In Zukunft wird das Büro seine Dienste in Berlin anbieten, wie die Neue Zürcher Zeitung schreibt.
- Sprayerei: Ein Graffiti der Punkband «Pussy Riot» wird wahrscheinlich in einem Gerichtsfall münden, weil sich die Urheberinnen gegen die Busse wehren. Die Gemeinde Köniz könnte damit zum Schauplatz für einen politischen Schauprozess werden, der über die Landesgrenzen hinaus für Schlagzeilen sorgen dürfte, schreibt die Berner Zeitung.
PS: Martin Oesch hat das Weiterschreiben-Stipendium der Stadt Bern erhalten, wie am Mittwoch bekannt wurde. Anlass genug, um das Portrait meiner Kollegin Andrea von Däniken über den Metzger und Illustrator zu lesen. Es erschien im Mai.