Herbstsession, Nachtleben, YB

News vom Dienstag, Hauptstadt-Brief #504

Hauptstadt-Brief Spiegelei weiss
(Bild: Marc Brunner)

Gestern Nachmittag ist der Grosse Rat in die Herbstsession gestartet. Die kantonalen Wahlen vom kommenden März sind schon in den Köpfen präsent: In den Debatten wird schärfer argumentiert. Das wird auch für das neue Sozialhilfegesetz gelten, das der Rat ab morgen diskutiert. Der Regierungsrat will das Gesetz totalrevidieren

Vor allem die linken Parteien kritisieren das neue Gesetz, weil es Verschärfungen vorsieht. Der Druck auf Armutsbetroffene würde erhöht, schreibt das Grüne Bündnis. Auch die SP sieht «gravierende Probleme». 

Besonders umstritten ist ein geplanter Selbstbehalt für die Gemeinden. Sie teilen sich die Kosten für die Sozialhilfe mit dem Kanton. Neu soll ein Selbstbehalt von 5 bis 20 Prozent sie dazu animieren, Kosten zu sparen. Gemeinden, die weniger für die Sozialhilfe ausgeben, erhielten mehr Geld zurück. In der Kommission wurde der Vorschlag knapp angenommen. 

Auch mit anderen Massnahmen sollen Kosten eingespart werden. So müssten Sozialhilfebeziehende neu etwa Grundkenntnisse in Deutsch oder Französisch vorweisen, ansonsten könnten ihnen Leistungen gekürzt werden. 

Ausserdem sollen Sozialdienste Asylsuchenden künftig statt Bargeld Bezahlkarten abgeben dürfen, damit diese kein Geld ins Ausland überweisen können. 

Positiv für Sozialhilfebeziehende wäre jedoch: Wer Arbeit findet und sich wieder selber finanzieren kann, müsste die erhaltene Sozialhilfe nicht mehr zurückzahlen.

Definitiv entschieden wird in dieser Session zwar noch nichts, weil es die erste Lesung ist, die das Parlament dem Sozialhilfegesetz widmet. Die zweite folgt im März, wenige Tage vor den Wahlen. Danach könnte das Gesetz stehen, oder es kommt zu einem Referendum und damit zu einer Volksabstimmung. 

Riesenrad BEA Bern 2012 auf dem Weg vom Rosengarten nach Hause
Bilderserie von Silvan Mahler (1/12): BEA-Riesenrad 2012. (Bild: Silvan Mahler)
  • Notenfreie Schule: Elf Schulen des Berner Schulkreises Mattenhof wollen Schüler*innen künftig nicht mehr mit Noten beurteilen. Stattdessen soll es mehr inhaltliches Feedback geben. Mein Kollege Joël Widmer hat mit Schulleiterin Barbara Muntwyler über die Beweggründe für das Projekt gesprochen. Was mich überrascht hat: Die notenfreie Bewertung soll nicht zu weniger, sondern zu mehr Leistung animieren. Welche Optionen als alternative Beurteilung die Schulen nun testen, kannst du im Artikel lesen.
  • Nachtleben I: In der städtischen Bar- und Clubkommission steht ein personeller Wandel an. Präsidentin Lucy Reber tritt aus beruflichen Gründen per sofort zurück, und auch Geschäftsführerin Corina Liebi gibt ihr Amt Ende Oktober ab. Reber war etwas mehr als ein Jahr im Amt, Liebi über zwei Jahre. Die Stelle für die Geschäftsführung ist ausgeschrieben und das Präsidium übernehmen zwei Vorstandsmitglieder ad interim. Das schrieb die Kommission gestern in einer Mitteilung.
  • Wankdorf: Die Stadt Bern will im Wankdorf-City-Quartier eine neue Parkanlage bauen. Dafür will sie das Gebäude des heutigen Metzgercenters, wo Metzgereien aus der Region Fleisch einkaufen, abreissen. Das berichtet die Nachrichtenagentur SDA. Der Park soll ab 2030 entstehen, wenn der Mietvertrag mit dem genossenschaftlich organisierten Metzgercenter ausläuft. Geplant sind Bäume, Schotterterrassen und Teiche. 
  • Menschenhandel: Die Kantonspolizei Bern hat die Ermittlungen in einem großen Fall von Menschenhandel und Förderung der Prostitution abgeschlossen. Das teilte sie gestern mit. Die Staatsanwaltschaft für besondere Aufgaben hat 146 Opfer ermittelt, vor allem Frauen aus China. Fünf Beschuldigte (drei Männer und zwei Frauen) werden sich vor Gericht verantworten müssen. Die Ermittlungen dauerten fast drei Jahre.
  • Nachtleben II: Die städtischen Nachtclubs leiden unter zu wenig Kundschaft. Das zeigte sich zuletzt mit der Schliessung des Kapitels. Offenbar serbelt aber nicht nur das urbane Partyleben: Auch ländliche Dorfpartys und «Hundsverlochete» stehen unter Druck. Laut einem Bericht von Bund/Berner Zeitung fehlen ihnen zunehmend die Gäst*innen – vor allem die jungen. Das zeigt sich etwa beim Bar- und Pubfestival Rüeggisberg, das am Wochenende zum letzten Mal stattfand.
  • Fussball: Am Sonntag gelang den YB Männern ein 3:1 Heimsieg gegen Lugano. Dabei brillierte der erst 16-jährige Verteidiger Olivier Mambwa bei seinem Debüt-Spiel. Der Club gab ausserdem zwei Transfers bekannt: Der englische U20-Nationalspieler Ryan Andrews kommt vom FC Watford zu YB, und auch der 22-jährige Schweizer Nationalspieler Alvyn Sanches verstärkt das Team. Er wechselt von Lausanne nach Bern, nachdem er sich im März bei seinem ersten Nati-Spiel einen Kreuzbandriss zugezogen hat. Die YB Frauen verloren am Samstag mit 0:1 gegen Fortuna Hjörring aus Dänemark. Damit qualifizieren sie sich nicht für die Champions League. Sie steigen aber in die zweite Qualifikationsrunde des Women’s Europa Cups ein.

      PS: Die «Hauptstadt»-Redaktion ist diese Woche in Ittigen. Wir berichten (unter anderem) aus der Mittagspause über die Gastronomie vor Ort. Gestern assen wir im Café-Restaurant Chäppu. Ich kann dir das Zmittag dort wie auch die Gastrokritik von meinem Kollegen Jürg Steiner wärmstens empfehlen.

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      Diskussion

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      Alexander Steiner
      02. September 2025 um 05:14

      Falscher Link

      Unter Punkt «Nachtleben II» zeigt der Link «Bund/Berner Zeitung» auf https://www.bernerzeitung.ch/sozialhilfe-kanton-bern-darueber-entscheidet-der-grosse-rat-609180018127 Ihr meint aber vermutlich diesen Artikel: https://www.derbund.ch/clubsterben-und-weniger-alkohol-wie-feiern-die-jungen-von-heute-606717135345