Stufenbau, Öffnungszeiten, Wohnungsbau

News vom Samstag, Hauptstadt-Brief #503

Hauptstadt-Brief Wecker weiss
(Bild: Marc Brunner)

Erinnerst du dich an deinen ersten Konzertbesuch ohne Eltern? Bei mir waren es die Fantastischen Vier im Dezember 1995, zwei Tage nach meinem 15. Geburtstag. Das Ticket hatte ich beim Wettbewerb eines Jugendmagazins gewonnen: Ich musste einen eigenen Raptext einreichen.

Das Konzert fand im Stufenbau in Ittigen statt. Ein Ort, an dem ich nie zuvor gewesen war. Irgendwo mitten im Industriegebiet, unter einer Autobahnbrücke, einen mittellangen Marsch von der RBS-Station Papiermühle entfernt. Dorthin war ich in einem Pulk anderer Hiphop-Fans, die mich ein bisschen einschüchterten, gepilgert. Und sah vor mir nun diese lange Treppe und das schräge Bähnli, die in den fünften Stock des Stufenbaus führten. Dort, wo meine damalige Lieblingsband wartete.

Ich fühlte mich klein. Und in dieser Nacht war alles gross. Das Licht, der Sound, die Stimmung. Ich hielt mich am hinteren Rand des Saals, wo es nicht so eng und wild war. Natürlich spielten die «Fantas» auch den Ohrwurm «Sie ist weg». Ich war getragen von all den anderen Jugendlichen, die wie ich derselben Band zujubelten. Ein einmaliges Gefühl.

Warum mir der Stufenbau gerade jetzt in den Sinn kommt? Weil die «Hauptstadt» ihre Redaktion ab nächsten Montag für eine Woche nach Ittigen zügelt. Meine Kollegin Andrea von Däniken wird sich dabei auch mit dem denkmalgeschützten Stufenbau und seiner wechselvollen Geschichte beschäftigen.

Um dich mit Ittigen vertraut zu machen, kann ich dir den Text meines Kollegen Jürg Steiner sehr empfehlen. Er ist in die multikulturelle Ittiger Grossüberbauung Kappelisacker eingetaucht. Dort, im «Chäppu-Träff», sind wir übrigens nächste Woche zu finden.

Schosshaldenfriedhof (1)
Bilderserie von Gaby Möhl (12/12): Schosshaldenfriedhof. (Bild: Gaby Möhl)

Und jetzt noch zu anderen Themen des Tages:

  • Ladenöffnungszeiten: Ab 2026 schliessen die Läden in der Berner Innenstadt samstags wieder um 17 Uhr. Seit Dezember 2023 läuft ein Versuch mit verlängerten Öffnungszeiten bis 18 Uhr. Ein Ergebnisbericht zeige laut Regierungsrat nun, dass sich die längeren Ladenöffnungszeiten nicht wie erhofft auf den Umsatz auswirken und von den Unternehmen und Beschäftigten nicht als positiv bewertet werden. Deshalb hat der Regierungsrat entschieden, die Ladenöffnungszeiten im Kanton Bern nicht anzupassen.  
  • Wohnungsbau: Im Gebiet Weyermannshaus West sollen 1200 neue Wohnungen entstehen. Dafür hat der Stadtrat am Donnerstag grünes Licht gegeben. Die Wohnungen werden von den Grundeigentümern Burgergemeinde und Post gebaut. Interessant dabei: Die Burgergemeinde plant, nicht wie verlangt ein Drittel der Wohnungen preisgünstig anzubieten, sondern sogar die Hälfte. Mein Kollege Joël Widmer fasst diese und andere Diskussionen im Stadtrat zusammen.  
  • Verteuerte Mieten: In zwei Hochhäusern an der Bahnstrasse im Holligenquartier werden die Wohnungen massiv teurer. Nach einer Totalsanierung kostet eine 3,5-Zimmer-Wohnung mit 80 Quadratmetern neu 2000 Franken, vorher waren es 1180 Franken monatlich, wie BZ/Bund schreiben. Das sei eine Teuerung von 70 Prozent, angekündigt worden sei eine Teuerung von 40 Prozent. Die Hochhäuser gehören der Personalvorsorgekasse der Stadt Bern.
  • Verteuerte Strompreise: Die Stromtarife für Privathaushalte in der Stadt Bern werden im kommenden Jahr rund fünf Prozent teurer. Gründe dafür sind neue gesetzliche Bestimmungen, Investitionen in das Verteilnetz sowie Altlasten aus den Vorjahren, wie die Stadt mitteilt. Kommendes Jahr müssen Privathaushalte durchschnittlich 33,06 Rappen pro Kilowattstunde bezahlen, im laufenden Jahr waren es noch 31,43 Rappen pro Kilowattstunde. Das heisst, für einen Haushalt mit fünf Zimmern, Elektroherd und Tumbler steigen die Stromkosten um rund 73 Franken pro Jahr, wie im Communiqué vorgerechnet wird.  
  • Erfolgreiches YB: Die Young Boys liessen im Playoff-Rückspiel daheim gegen Slovan Bratislava am Donnerstag nichts anbrennen und qualifizierten sich mit dem 4:2-Gesamtsieg für die Ligaphase der Europa League. Dort stehen auch bereits die Gegner von YB fest: Das Team trifft zuhause auf Lille, Lyon, Ludogorez Rasgrad und Panathinaikos Athen. Die Auswärtsspiele bestreitet YB gegen Aston Villa, PAOK Thessaloniki, FCSB Bukarest und den VfB Stuttgart. Der genaue Spielplan wird morgen Sonntag veröffentlicht.  
  • Städtischer Bundesrat: Der Basler Beat Jans ist der einzige städtische Bundesrat. Gemeinsam mit den unabhängigen Medien Bajour in Basel und Tsüri in Zürich hat mein Kollege Joël Widmer ihn zur städtischen Sicht, der Abstimmung zur E-ID, der EU und der bundesrätlichen Strategie gegen Femizide ausgefragt. Das Interview findest du hier.   
  • Windpark: In Kirchlindach formiert sich Widerstand gegen den geplanten Windpark. Bürger*innen haben den Verein «Stopp Windpark Kirchlindach» gegründet, wie die Nachrichtenagentur sda schreibt. Der Verein wehrt sich gegen das Windpark-Projekt im Lindechwald-Kohlholz. Der Richtplan Windenergie der Region Bern-Mittelland weist dieses Gebiet als möglichen Standort für Windanlagen aus. Im März 2025 wurde auf der Leutschenhöhe ein rund 100 Meter hoher Messmast montiert, der das Windaufkommen misst. Geplant sind dereinst fünf 200 Meter hohe Windturbinen. Die Windenergie bringe viel zu wenig Ertrag für den enormen Schaden, der beim Bau und Betrieb in dieser schützenswerten Landschaft entstehe, schrieb der Verein am Donnerstag in einer Mitteilung. Er rief den Gemeinderat von Kirchlindach dazu auf, das Projekt zu stoppen. Nebst dem neuen Verein wehrt sich auch die «Aktionsgruppe Gegenwind Frienisberg» gegen das Vorhaben.

PS: Falls du dich für die kantonalen Wahlen interessierst, empfehle ich dir nicht nur unsere Kandidierendenvorschau, sondern auch die gestern Abend ausgestrahlte «Bärner Rundi» auf Telebärn. Mein Kollege Jürg Steiner diskutiert dort mit anderen Experten die Ausgangslage für die Regierungsratswahlen im März 2026.

PPS: Wusstest du, dass im Jahr 2024 42 Mädchen im Kanton Bern auf den Namen Mia getauft wurden und 70 Knaben auf den Namen Noah? Das hat eine Auswertung des Bundesamts für Statistik ergeben. Sie belegen somit den Spitzenplatz bei den Vornamen. Wer ein Flair für Zahlen hat, kann auch seinen Namen suchen und sich in dieser Tabelle verlieren.

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