Raststätten, Wahlkampf-Podium, Lehrpersonen
News vom Samstag – Hauptstadt-Brief #506
Lange Zeit verband ich mit Autobahnraststätten einzig Harndrang und Uringestank. Und Umwege durch souvenir-überladene Geschäfte, zu denen mich die Gebäude-Architektur nach dem Pinkeln zwang. Aber vor ein paar Jahren hatte ich ein Schlüsselerlebnis. Ich kam zurück von einer einjährigen Reise. Es war ein Roadtrip. Den ersten Fuss auf Schweizer Boden setzte ich auf eine Raststätte irgendwo im Tessin. Ich wollte ein Gipfeli kaufen, erwartete einen Kiosk und fand mich in einem Palast wieder. Alles war high-end. Alles glänzte, oder es war aus ästhetisch-mattem Naturstein. Das Licht war angenehm gedämpft. Auf der Toilette wähnte ich mich in einem Luxushotel. Es roch nach Zitrone. Es gab Regenwaldduschen, sanfte Musik und einen diskret plätschernden künstlichen Wasserfall auf dem Korridor. Es war so sauber, dass ich mir noch schmutziger vorkam, als ich war. Vielleicht übertreibt meine Erinnerung. Auf jeden Fall war es furchtbar. Ich glaube, man nennt das «Reverse Culture Shock» – ein umgekehrter Kulturschock nach der Heimkehr ins eigene Land. Seither studiere ich Schweizer Autobahnraststätten mit Interesse, wenn ich auf einer Halt mache. Ich beobachte die Vibes, die sie ausstrahlen. Bemühte Frische und Naturnähe etwa: mit Holztresen und absurden Mengen an aufgetürmtem (echtem) Gemüse und Obst. Bemühte Swissness natürlich auch: mit übertriebener Sauberkeit, hochwertigen Materialien und monströsen Bernhardiner-Statuen. Diese Woche besuchte ich im Rahmen der «Hauptstadt»-Aussenwoche die Raststätte Grauholz. Die Reportage kannst du heute in der «Hauptstadt» lesen. Mein Fazit: Hier hätte ich keinen Kulturschock erlitten.
- Lokalpolitik: In der Regierung der Gemeinde Köniz kommt es am Wahltag des 28. September zu einem grossen Personalwechsel. Drei von fünf Regierungsmitgliedern treten nicht mehr an. Der Wahlkampf in Köniz ist so intensiv wie selten zuvor. Deshalb organisiert die «Hauptstadt» zusammen mit der «Könizer Zeitung» eine Live-Diskussion mit allen Kandidierenden. Am 11. September, um 19 Uhr im Rossstall des Schloss Köniz. Eintritt frei.
- Lehrpersonen: Die PH Bern verzeichnet für das kommende Herbstsemester mit 1060 so viele Studienanmeldungen wie noch nie. Auch die 766 Abschlüsse im Jahr 2024 seien eine Rekordmarke, teilt die Hochschule mit. 72 Prozent der rund 3200 Studierenden würden ausserdem bereits an Schulen unterrichten.
- Wasserkraft: Der Berner Energiekonzern BKW modernisiert für rund 120 Millionen Franken sein über hundertjähriges Wasserkraftwerk in Mühleberg. Die Anlage an der Aare soll künftig mehr Strom produzieren und höhere ökologische Standards erfüllen. Die Bauarbeiten sollen 2028 beginnen. Die gestaffelte Inbetriebnahme erfolge zwischen 2030 und 2033. Während der Bauzeit bleibe die Stromproduktion weitgehend aufrechterhalten, heisst es in der Mitteilung der BKW.
- Veloverkehr: Der Regierungsrat des Kantons Bern will das Velowegnetz weiterentwickeln und hat einen entsprechenden Plan genehmigt. Damit würden die meisten Anforderungen des nationalen Veloweggesetzes erfüllt. Unter anderem sollen die Velowege sicherer, attraktiver und Schwachstellen sowie Lücken beseitigt werden. Weiter übernimmt der Kanton künftig die Kosten für Ersatzverbindungen, falls Velowege für den Alltagsverkehr nicht auf Kantonsstrassen umgesetzt werden können. Erste Abschnitte befinden sich bereits in der Planung, beispielsweise im Worblental.
- Sicherheit: Auf der Lorrainebrücke werden ab nächsten Montag auf beiden Seiten die Sicherheitszäune auf die ganze Brückenlänge ausgedehnt. Die Bauarbeiten dauern zwei bis drei Wochen, wobei jeweils eine Trottoirseite gesperrt und eine begehbar sein wird. Das hat die Stadt Bern gestern mitgeteilt.
- Kursaal: Jonas Scharf wird neuer Direktor des Kursaals. Er übernimmt die Position von Kevin Kunz, der nach zehn Jahren an der Spitze des Unternehmens in den Ruhestand geht. Scharf tritt den Direktorenposten ab Anfang April 2026 an, wie der Berner Betrieb gestern mitteilte.
- Gastrokritik: Diese Woche hat die «Hauptstadt» ihre Redaktion nach Ittigen ins Kappelisacker-Quartier verlegt. Und – wie immer in den Aussenwochen – in den Mittagspausen das Gastroangebot getestet. Der letzte Restaurantbesuch war ein «heisser Anwärter auf Platz 1 unter den getesteten Betrieben».
PS: An der Nacht der Forschung der Uni Bern gibt es neben Vorträgen über die Weltraumforschung, Religionspolitik oder Tierversuche auch Rap: Tommy Vercetti & Dezmond Dez spielen um 20 Uhr ein Konzert auf der Grossen Schanze.
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