Unverpackt – Hauptstadt-Brief #422
Dienstag, 4. Februar 2025 – die Themen: Theaterstück über Spitzensport; Regionalgefängnis; SVP Frauen; YB.
Viele nachhaltige Einkaufsmöglichkeiten sind am Anschlag: Ihre Kund*innen bleiben aus. Nachdem es vor und während Corona einen Ansturm auf die kleinen, oft idealistisch geführten Läden gab, hat sich der Trend um 180 Grad gedreht.
Letztes Jahr musste der Schweizer Kleiderladen Circle schliessen, viele (Bio-)Quartierläden klagen, dass weniger Kund*innen bei ihnen einkaufen, der Gmüesgarte, ein Laden für Zweitklass-Gemüse, musste seine Filiale im Stadtzentrum schliessen. Und seit gestern ist «Bern unverpackt» aufgrund rückläufiger Kundschaft geschlossen. Ein Teil des Sortiments ist nun in der Foodcop Güter am Eigerplatz zu finden.
Sie vermute, dass es einen Trend zurück zu mehr Convenience-Produkten gebe, sagte mir Andrea Annaheim von «Bern unverpackt» am Telefon. Dazu komme das Vorurteil, dass Unverpacktläden teurer als andere Einkaufsmöglichkeiten seien. Und die steigende Inflation, wegen der Menschen mehr aufs Portemonnaie achten.
Einen weiteren Grund hat eine Studie der Zürcher Hochschule für Angewandte Wirtschaft (ZHAW) herausgefunden: Nachhaltiges Verhalten darf nicht wesentlich teurer oder aufwändiger sein als weniger nachhaltige Alternativen. Auf mich trifft das bei Unverpacktläden zu. Ich bin oft daran gescheitert, dort einzukaufen, weil ich die Behälter zu Hause vergessen habe.
Was mir aber auch aufgefallen ist: Mittlerweile kann man auch bei den «Grossen» wie Migros* und Coop vermehrt unverpackt einkaufen. Es ist eine Entwicklung, die es schon oft gegeben hat: Pionier*innen beginnen mit etwas Neuem. Funktioniert es, gibt es schon bald grössere Nachahmer*innen. Und für die Kleinen, die damit angefangen haben, wird es schwierig zu überleben.
*Nachtrag: Auch die Migros stellt ihr Unverpackt-Angebot diesen Monat ein.
Und jetzt noch zu anderen Themen des Tages:
- Magglingen-Protokolle: Meine Kollegin Jana Schmid hat das Stück «Neue Körper am Ende der Welt – ein Sportstück» im Stadttheater Biel besucht. Theater sei die richtige Form und Biel mit seiner Nähe zu Magglingen der richtige Ort für eine Inszenierung über Spitzensport. Jedoch würden aktuelle Diskussionen verloren gehen, findet sie. Lies hier ihre Theaterkritik.
- Strafvollzug: Das Regionalgefängnis in Burgdorf schafft 40 zusätzliche Plätze für Kurzstrafen. Der Kanton reagiert damit auf die Fallschwemme bei den sogenannten Ersatzfreiheitsstrafen, wie das Regionaljournal Bern von Radio SRF am Montag berichtete. Ersatzfreiheitsstrafen werden verhängt, wenn Bussen oder Geldstrafen nicht bezahlt werden. Wegen eines Informatik-Problems kam es 2023 zu Verzögerungen beim Busseninkasso. Dies hatte zur Folge, dass im vergangenen Jahr 34'000 – statt wie bis anhin um die 21'000 – Kurzstrafen zum Vollzug überwiesen wurden.
- SVP: Daria Winkelmann-Rösti ist neue Präsidentin der SVP Frauen Kanton Bern, wie die Partei mitteilt. Sie folgt auf alt Grossrätin Christine Gerber, die per Ende 2024 zurückgetreten ist.
- Fussball: Die YB Frauen haben ihr letztes Testspiel der Wintervorbereitung am Samstag gegen den FC Yverdon Féminin souverän mit 5:0 gewonnen. Ebenfalls am Samstag haben die YB-Männer gegen Lausanne in der Super-League mit 2:1 gewonnen. Sie sind damit auf dem achten Platz der Super-League Tabelle – das nächste Spiel der Männer ist am Mittwoch gegen Yverdon im Wankdorfstadion. Die Frauen spielen am Samstag in der Meisterschaft gegen den FC Aarau.
PS: Kennst du die Altstadt-Café-Bar Marta? Dort finden ab und zu Pubquiz und – wie heute Abend – Konzerte statt: Der Dubliner Mark Geary singt um 20.30 Uhr in der behaglichen Kellerbar. Eintritt frei, Kollekte.