Neue Hundetagesstätte für Bümpliz
In Bümpliz eröffnet bald eine neue Hundetagesstätte. Die Nachfrage nach Tierbetreuung wächst. Hatte die Pandemie einen Einfluss?
Graues Wellblech dominiert die Gebäude an den Bahngleisen des Bahnhofs Bümpliz Süd. Die oft nicht höher als zweistöckigen Häuser beherbergen verschiedene Geschäfte und Industriezweige. Kundenwäscherei, Motorradverkauf, Metallbau, Tanzschule. In einem dieser Gebäude werden bald Vierbeiner betreut. Und es ist nicht das einzige Tiersitting-Angebot. Im alten Dorfkern von Bümpliz sind zwei weitere Tiersitting-Agenturen verzeichnet.
Anh, Jessica und Yogi, das Team des Tiersitting-Services all about dogs Bern, stehen an einem lauen Februarabend in den leeren Räumen ihrer zukünftigen Hundetagesstätte. Yogi, ein vierjähriger American Bully, tänzelt um die beiden herum, beschnuppert alle Ecken und läuft mit wedelndem Schwanz in die anderen Räume und wieder raus. «Hier drüben», Anh zeigt zum Lavabo, das etwas verloren an einer Wand im grössten Raum befestigt ist, «wollen wir einen kleine Wellness-Oase machen. Krallen kürzen, Haare schneiden, Hunde waschen», zählt er auf.
Anh und Jessica haben mitten in der Pandemie 2021 all about dogs Bern gegründet. Ihr Sitz ist in Bümpliz, weil beide dort wohnen und fest im Stadtteil verwurzelt sind.
Das Kerngeschäft von all about dogs hat sich bisher auf einen Abhol- und Bringservice bei den Hundebesitzer*innen zu Hause mit anschliessendem Spaziergang beschränkt. Dazu kam – anfangs nur als Notfalllösung angedacht – eine Tagesbetreuung für bis zu 5 Hunde. Doch das reichte nirgends hin, die Nachfrage für die Tagesbetreuung wachse, erklärt Anh.
Jetzt wollen die beiden mit einer Hundetagesstätte durchstarten. Auf rund 350 Quadratmetern können sie bis zu neunzehn Hunde betreuen.
Büro und Hunde
Beide hatten in ihren vorherigen Jobs nichts mit Tieren zu tun. Anh arbeitete als Junior Sales Manager für einen grossen Telekomanbieter, Jessica war Gärtnerin und danach durch verschiedene Weiterbildungen in die Büroarbeit gerutscht. Der abwechslungsreiche Alltag und das Unterwegssein sei erfüllender als die Bürojobs, die sie vorher hatten, sagen sie einstimmig.
Durch die Ausbildung haben die beiden auch mehr Sicherheit in der Führung der Hunde erlangt. Sie nehmen jeden Hund ohne Kriterien auf. Es sei oft sehr faszinierend und funktioniere gut, die unterschiedlichen Hunde zusammenzubringen und daraus eine Gruppe zu machen. «Wir sind neutral. Bei uns läuft es meistens gut, auch wenn die Kund*innen sagen, der Hund habe bei einer Sache Mühe», sagt Jessica. Es sei ein bisschen wie bei einem Kind, das in den Kindergarten kommt oder zu Besuch ist. «Zu Hause ist es eher frech als an einem fremden Ort. Bei Hunden sieht man das auch.»
Das Büro sind sie nicht komplett losgeworden – auch bei all about dogs fallen administrative Arbeiten an. Jetzt hilft das Wissen von den vorherigen Jobs und die Motivation dafür sei um einiges höher. So mussten sie für die Bewilligung der Huta viele Formulare ausfüllen und Abklärungen vornehmen.
Für das Angebot von all about dogs ist die Ausbildung FBA Tierbetreuer*in zwingend nötig. Die Ausbildung richtet sich an Organisationen oder Personen, die mehr als 5 Tiere an einem Tag (24 Stunden) betreuen. Sie beinhaltet ein dreimonatiges Praktikum und Theoriemodule zu Anatomie, Ernährung, Tierrecht.
Die Ausbildung sei eine strenge Zeit gewesen. Wochentags im normalen Job arbeiten, am Abend die Theoriemodule besuchen. Und das dreimonatige Praktikum haben die beiden hauptsächlich am Wochenende geleistet. «Aber es hat sich gelohnt,» sagt Anh.
Pandemie-Boom
Im letzten Frühjahr – mit der Aufhebung der bundesrätlichen Weisungen gegen die Pandemie – wurde das Team von all about dogs mit Anfragen überrannt. Jetzt pendle sich die Nachfrage wieder ein.
Laut Berner Tierschutz hat es während der Pandemie sogar Wartelisten bei Züchter*innen gegeben. «Es ging ein richtiges Hundesuchen los», sagt der Mediensprecher vom Berner Tierschutz. Nach der Pandemie hätten viele Menschen ihre Hunde ins Tierheim gegeben. Das sei schon auffällig.
Die Liebe für Tiere verbindet Anh und Jessica, das wird im Gespräch klar. Die beiden haben sich auch über ihre Hunde kennengelernt. Denn ja: Trotz ihrer alltäglichen Arbeit mit den Tieren ist ein eigener Hund für beide ein Muss.