Sehr nass – und relativ warm
Der feuchte Juli war in der Region Bern wärmer, als er sich anfühlte. Daten des Online Messnetzes Smart Urban Heat Map zeigen, dass die mittlere Julitemperatur leicht über dem Durchschnitt der letzten 30 Jahre lag.
Am vergangenen 6. Juli wurde alles anders. Die fast den ganzen Juni andauernde Hitzeperiode endete abrupt und machte unbeständigem und feuchtem Wetter Platz. Zwar war es am 2. Juli in der Agglomeration Bern noch einmal rekordheiss – zwischen 32,9 Grad (Köniz, Blinzernplateau) und 37,1 Grad (Lorrainepark). Doch dann wurde es zusehends bewölkter: Die Station Zollikofen von Meteo Schweiz registrierte für den Sommermonat Juli unterdurchschnittliche 219 Sonnenstunden. Das sind bloss 91 Prozent der Besonnung in den Julimonaten der Jahre 1991 bis 2020. Das führte dazu, dass die Hitze mitsamt Sommergefühlen wegblieb – abnormal kalt wurde es aber nicht.
Die mittlere Julitemperatur lag in Zollikofen trotzdem bei 19 Grad. Das sind immer noch 0,2 Grad mehr als der Schnitt der Julitemperaturen zwischen 1991 und 2020.
Zu diesem differenzierten Bild des lokalen Juli-Wetters führt eine Datenauswertung, die Felix Adank, Klimabeauftrager des Smart City Vereins Bern, vorgenommen hat. Der Verein betreibt seit 2023 ein Online-Messnetz, die regionale Smart Urban Heat Map – zu deutsch: intelligente regionale Hitze-Karte. 51 Sensoren in der Region Bern übermitteln laufend Daten zu den aktuellen Temperaturen und zur Luftfeuchtigkeit. Über die Website kann man so in Echtzeit den aktuellen Hitzezustand seines Standorts abrufen. Gleichzeitig ist die Smart Urban Heat Map aber auch ein Datenarchiv, das weitere statistische Analysen ermöglicht.
Für den Juli 2025 legt Felix Adank in seinem neusten Klimabulletin diese Ergebnisse vor:
Hitzetage: Es gab in der Region Bern an den heissesten Messstandorten trotz gefühltem Herbsteinbruch 10 Hitzetage (Temperatur über 30 Grad) und je nach Standort eine oder zwei Tropennächte (Temperatur sinkt nicht unter 20 Grad). An drei Messstandorten (Köniz Blinzernplateau, Wankdorfplatz, Stadtlabor) gab es sogar drei Tropennächte. An kühleren Standorten – etwa im Bremgartenwald – wurden gar keine Tropennächte gemessen. Die durchschnittlichen Einschlaftemperaturen in Stadt und Region Bern lagen bei allen Messstationen zwischen angenehmen 17 bis 20 Grad.
Aare: Die Aare lud nur noch Anfang Juli mit Temperaturen zwischen 21 und 23 Grad zum Bade. Ab dem 7. Juli sanken die Wassertemperaturen markant, an einzelnen Tagen bis auf 16 Grad. Die hydrologischen Verhältnisse entsprachen im Juli lange dem langjährigen Mittel von etwas über 200 Kubikmeter pro Sekunde – um den 29. Juli stiegen Wasserstand und Abfluss infolge starker Niederschläge jedoch auf rekordhohe Werte, der Abfluss lag bei über 400 m3/s.
Ozonbelastung: Angesichts der unterdurchschnittlichen Sonneneinstrahlung im Monat Juli hielt sich die Ozonbelastung in der Stadt Bern in Grenzen. Trotzdem wurde der Stundenmittel-Grenzwert von 120 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft an sechs Tagen insgesamt 31 Mal überschritten. Die meisten Überschreitungen registrierte die Messstation Morgartenstrasse in Bern zwischen dem 1. und 5. Juli 2025, der Maximalwert lag am 5. Juli bei 135 Mikrogramm pro Kubikmeter. Eine hohe Ozonkonzentration reizt Augen und Atemwege, verringert die Lungenfunktion und ist besonders gefährlich für Kinder, Asthmabetroffene und ältere Menschen.
Wärmeinseln: Interessant ist, wie stark sich die Temperaturen grossräumig unterscheiden. Als Referenzgrösse nimmt Felix Adank die Messstation Zollikofen. Die mittlere Tagestemperatur erreichte an diesem Ort für den Juli 2025 den Wert von 19 Grad (Juni 2025: 20,5 Grad). Als deutlichste Wärmeinseln im verhältnismässig kühlen Juli erwiesen sich die Standorte Stadtlabor, Ittigen Papiermühle und Helvetiaplatz mit mittleren Temperaturen zwischen 20,5 und 20,6 Grad Celsius. Zum Vergleich: im Vormonat Juni verzeichneten die wärmsten Stationen zwischen 22,4 und 22,7 Grad. Vergleichsweise kühl waren im Juli die Standorte Gurten Kulm, Köniz Bläuacker und der Bremgartenwald mit mittleren Temperaturen zwischen 18,1 und 18,7 Grad.
Tagesverlauf: Aufschlussreich ist ein Blick darauf, wie sich die Wärmeinseln im Tagesverlauf entwickeln. Felix Adank vergleicht dabei die Temperaturunterschiede zwischen den wärmsten Messstellen und der Referenzstation Zollikofen: Die durchschnittliche Abweichung der wärmsten Messstandorte Ittigen Papiermühle, BernExpo und Bern Lorrainepark liegt je nach Tageszeit zwischen 1,5 und 2,3 Grad, wobei sich die grössten Unterschiede zwischen 22 und 23 Uhr zeigen. Das ist zurückzuführen auf die gespeicherte Wärme der gebauten Umwelt. Im heissen Juni zeigten sich die grössten Unterschiede am Nachmittag zwischen 15 und 17 Uhr. Um 7 Uhr morgens gibt es hingegen kaum Unterschiede.
Die «Hauptstadt» verfolgt die lokale Klimaentwicklung aufmerksam. Deshalb veröffentlicht sie die Auswertungen von Felix Adank für die Sommermonate 2025. Sein Original-Klimabulletin für den Juli findest du hier.
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