Rasensport– «Hauptstadt»-Brief #390

Donnerstag, 14. November 2024 – die Themen: Sportplätze; Beratermandat; Zukunftstag; Medien-Krise; US-Demokratie; Ausstellung; Steuern in Muri und Altstadt–«Nachtläbe».

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(Bild: Marc Brunner, Buro Destruct)

Der Fussballclub SC Holligen 94 führt derzeit Wartelisten. Das erzählte mir gestern Vereinspräsident Roberto Campanielli am Rande einer Medienkonferenz des Berner Gemeinderates zur neuesten «Rasensportstrategie». Aufgrund fehlender Plätze können keine neuen Mannschaften mehr angemeldet werden. 40 Kinder müssen sich aktuell in Geduld und nicht in Beidfüssigkeit üben – insgesamt verfügt der Verein über 15 Junioren-Teams. Fussball boomt – auch bei Mädchen – und die neue Überbauung Warmbächli gegenüber vom Vereinsgelände tut ihr Übriges.

Die Probleme beim SC Holligen 94 zeigen sich auch anderswo. «Es fehlen stadtweit zwölf Naturrasenplätze oder sechs Kunstrasenplätze bis 2030», sagte die für Sport zuständige Gemeinderätin Franziska Teuscher (GB) an der Medienkonferenz. Abhilfe soll der neue Fussballcampus vor den Toren der Stadt schaffen, der neben YB auch Amateursportclubs zur Verfügung steht. Doch der Campus Rörswil wird frühestens zum Ende des Jahrzehnts seine Tore öffnen. 

Mehr Rasenflächen braucht es darum schon vorher. Die Stadt will in einem Massnahmenpaket bestehende Naturrasenplätze sanieren oder sie zu einem bedeutenden Teil in Kunstrasen umwandeln. Der Vorteil: Kunstrasen ist widerstandsfähiger und man kann ihn intensiver nutzen. Auch Schulrasenfelder sollen stärker ausgelastet werden. Dabei kann laut der Stadt in den Abendstunden eine mobile Beleuchtung helfen. Mit diesen Massnahmen soll das Manko bis 2035 behoben werden. Kosten wird dies rund 50 Millionen Franken, wobei die Gelder laut der Stadt bereits in der langjährigen Investitionsplanung berücksichtigt sind.

Kunstrasen- statt Naturrasenplätze – das wäre auch für Roberto Campanielli vom SC Holligen 94 eine Hilfe. Er muss in diesem Winter mit anderen Vereinsmitgliedern Mensch und Material auf den Kunstrasen Bodenweid befördern, weil der heimische Rasen während der fünfmonatigen Winterruhe keine Trainings zulässt.

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Fotoserie von Julianna Steiner (6/12): Going other places. (Bild: Julianna Steiner)

Zu den weiteren Themen:

  • Zukunftstag: Am heutigen Zukunftstag sollen Mädchen und Buben ihre individuellen Interessen und Talente in den Vordergrund stellen und Vorurteile hinterfragen. Zwei, denen das schon ganz gut zu gelingen scheint, sind Joscha Tschanz und Maël Duwan. Die beiden Lehrlinge haben am Co-Learning Ort Yolu im Effinger zum Beispiel ein Podcast-Studio in Eigenregie gebaut. Was sie ansonsten noch an ihrer «Lerne» fasziniert, hat die Journalistin Karin Hänzi für die «Hauptstadt» aufgeschrieben.
  • Beratermandat: Soll der Bahnhofplatz autofrei oder doch «nur» autoarm werden? Und müssen Gewerbetreibende dabei berücksichtigt werden? Diese Fragen sind gerade Teil einer politischen Diskussion. Welche Rolle dabei ein externer Berater und Innenstadt-Lobbyist spielt und wie solch gut dotierte Beraterverträge vergeben werden, habe ich für die Hauptstadt beleuchtet. Welches politisches Kalkül Gemeinderätin Marieke Kruit damit verfolgt, analysiert mein Kollege Joël Widmer.
  • Demokratie: Unser Philosophie-Kolumnist Christian Budnik scheut von Berufswegen nicht vor den grossen Fragen zurück. «Steht die US-Demokratie vor dem Aus?» dürfte ebenfalls in diese Kategorie fallen. Er warnt davor, dass ein wachsender Teil der Bevölkerung westlicher Länder scheinbar bereit ist, auf demokratische Errungenschaften zu verzichten – wenn ihre übrigen Bedürfnisse befriedigt sind. Meinungs- und Pressefreiheit, aber auch ganz grundsätzlich der Respekt vor dem Gegenüber scheinen dabei auf der Strecke zu bleiben.
  • Nachtläbe: Bist du auch zu wenig in der unteren Altstadt unterwegs? Meine Kolleginnen Andrea von Däniken und Edith Krähenbühl haben ein paar interessante Ausgehtipps zusammengestellt. Wer weiss, vielleicht zieht es sogar mich in das Seemanns-Clublokal, um von den sieben Weltmeeren zu träumen?
  • Kunst: Seine Werke sind farbenstrotzend, munter, voll kindlichem Eifer. Am 20. November wäre der Berner Künstler Pole Lehmann 100 Jahre alt geworden. Sein Sohn Lukas Lehmann nimmt dies zum Anlass und zeigt zusammen mit seiner Schwester Anna Barbara Lehmann einen Querschnitt des 1924 in Hindelbank geborenen Künstlers. Die Ausstellungseröffnung ist morgen um 17 Uhr im «Westrich» an der Bahnstrasse 22. Am 24. November ist bereits die Finissage.
  • Steuern: Die Stimmberechtigten der Gemeinde Muri können am 9. Februar über eine Steuersenkung entscheiden. Das Parlament lehnte Ende Oktober eine solche ab. Nun haben die Freisinnigen dagegen erfolgreich das Referendum ergriffen, schreibt die Nachrichtenagentur sda. Der Gemeinderat hatte von einer Steuersenkung abgeraten, weil sich damit der Budget-Fehlbetrag auf 3,9 Millionen Franken erhöhen würde. Ausserdem stünden in den kommenden Jahren bedeutende Investitionen ins Haus.

PS: Den Affen auf dem Vulkan treffen – das ist im Haus der Religionen möglich bei einem Doppelkonzert: Tamilische und buddhistische Musik erfüllen ab morgen Freitag, 19 Uhr den Raum.

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