Wabbele – «Hauptstadt»-Brief #209
Donnerstag, 24. August – die Themen: Poetry-Slam, Musiklabor, Spez-Sek, Klettern, Belästigungen, Hunde-Bisse, YB, Velogemel.
Wir hätten uns in diesen warmen Tagen keinen schöneren Ort für den gestrigen Leser*innen-Anlass der «Hauptstadt» aussuchen können als die Villa Bernau. Ein lauschiger Parkgarten, die untergehende Sonne hinter den Bäumen, ein reichhaltiges Apéro-Buffet unter weissen Sonnenschirmen. So geht Sommer, möchte man sagen. So haben wir ein neues akustisches Labor besucht. Im futuristischen «SE Musiclab» ist eine 3D-Beschallung installiert, die sowohl horizontal als auch vertikal funktioniert. Kein Geräusch wird dabei dem Zufall überlassen. Wie das funktioniert und was die Akustik der Zukunft mit der Vergangenheit zu tun hat, erklärt Lea Sidler in ihrem Text.
Und dann der fulminante Auftritt der Slam-Poetin Moët Liechti, die das allzu kitschige Sommergefühl zum Glück schnell auf den Boden der Realität holte. Der Sommer sei schlicht ein Karussell aus Sonnenbrand, Kater und Salat, erklärte sie und performte danach einen für die «Hauptstadt» geschriebenen Text zu Wabern.
«Und ig wobbele, wabbele z Wabere immer wi wyter dr Bärg zur Aare abe.»
Das Oben (der Gurten) und Unten (das Eichholz) beschäftigte Liechti, als sie für eineinhalb Jahre in Wabern wohnte. Es führte zum Beispiel dazu, dass Liechti den Glauben an das Fortbewegungsmittel Velo verlor.
«Aber säget mir, wie zur Höu söu ig nachem Bade im Eichholz mit mire Post-Aare-Müedigkeit no Energie ha de Bärg ufezfahre. Da gits schönneri Arte z stärbe.»
Müdigkeit bringt unsere Redaktion mit Wabern nicht in Verbindung. Im Gegenteil: Der gut besuchte «Hauptstadt»-Apéro motiviert, diese Woche noch weiter in Wabern einzutauchen und nachzuforschen.
Und jetzt noch zu anderen Themen des Tages:
- Spez-Sek: Soll die Könizer Schule ein Spezialfall bleiben? Oder soll die Gemeinde die «Spez-Sek» wie andere Gemeinden im Gymnasium streichen und in den Oberstufenzentren integrieren? Darüber debattierte das Könizer Gemeindeparlament am Montag. Mein Kollege Nicolai Morawitz hat die Versammlung besucht und zeigt in seinem Artikel auf, warum der Rat für die Abschaffung der «Spez-Sek»-Klassen am Gymnasium votierte. Grund für die Debatte ist eine Initiative zum Erhalt des Sondermodells, die im November an der Urne zur Abstimmung kommt.
- Kletteranlage: Künftig kann an zwei Brückenpfeilern des Berner Felsenauviadukts geklettert werden. Das teilten die Stadt Bern und die Sektion Bern des Schweizer Alpen-Clubs (SAC) gestern mit. An den Innenseiten der 45 Meter hohen Brückenpfeiler werden 8 bis 16 Kletterrouten eingerichtet. Der Baustart ist im Frühling 2024 vorgesehen. Den Grossteil der Baukosten übernimmt die Sektion Bern des SAC.
- Hunde-Bisse: Um illegale Sprayer anzuhalten, setzt die Berner Kantonspolizei immer wieder Schutzhunde ein. Fünf Personen wurden in eineinhalb Jahren von Polizeihunden gebissen, obwohl sie nur wegen leichten Delikten verfolgt wurden. Einem Mann musste in Folge beinahe ein Arm amputiert werden. Das Online-Magazin «Republik» hat zu den fünf Fällen recherchiert und zeigt in einem Artikel auf, warum solche Hundebisse grundrechtlich heikel sind.
- Belästigungen: Das neue Meldetool für Belästigungen «Bern schaut hin» wird genutzt. Seit Ende April sind rund 440 sexistische und queerfeindliche Belästigungen gemeldet worden. Das teilte die Stadt Bern gestern mit. Eine Zwischenbilanz bestätige, dass das Tool einem Bedürfnis der Menschen entspreche. Und, dass Belästigungen im öffentlichen Raum alltäglich seien – insbesondere gegenüber Frauen und queeren Menschen. Die Auswertung der Meldungen zeige deutlich, dass Frauen und queere Menschen häufiger von Belästigungen betroffen sind als heterosexuelle cis Männer.
- Young-Boys: In Israel trennen sich YB und Maccabi Haifa im ersten Playoff-Spiel torlos. Mit einem Sieg im Heimspiel können die Berner Fussballer die Gruppenphase der Champions League erreichen.
- Velogemel: Sechs Berner Traditionen haben es laut einer Mitteilung des Kantons Bern auf die überarbeitete «Liste der lebendigen Traditionen in der Schweiz» geschafft: Das Wybermahl in Hettiswil, die Huttwiler Märkte, die Métairies im Berner Jura, die pionierhafte Nutzung von erneuerbaren Energien im Kanton Bern, die Viehglockengiesserei und der Velogemel aus Grindelwald. Letzterer ist ein Schneefahrrad aus einem hölzernen Gestell mit zwei Kufen.
PS: In der aktuellen Hitze streben die meisten nicht nach sportlichen Höchstleistungen. Wer diese Woche dennoch Lust auf einen Lauf gegen die Uhr hat, dem sei der «Wabere-Louf» ans Herz gelegt. Am Freitagabend rennen rund 500 Kinder und Erwachsene auf verschiedenen Strecken um die Wette. Start, Ziel und ein Raclette-Zelt sind beim Schulhaus Wandermatte zu finden.