Zusammenrücken – Hauptstadt-Brief #464

Donnerstag, 15. Mai 2025 – die Themen: Wankdorfcity-Überbauung; Wechsel im Inselspital; Lindenhof schreibt Gewinn; Askforce-Kolumne; Politforum; Schulraum in Wabern und das Tanzfest Bern.

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(Bild: Marc Brunner, Buro Destruct)

Die Frage, auf wie viel Raum wir bauen und leben, finde ich sehr spannend. Das verdichtete Bauen ist dabei zu einem regelrechten Mantra geworden. Wie oft bin ich diesem Begriff in den letzten Jahren schon begegnet.

Im Norden Berns ist seit Mittwoch konkret zu beobachten, was man darunter verstehen kann. In der Wankdorfcity 3 getauften Überbauung, für die gestern der Spatenstich erfolgte, sind 500 Wohnungen für 1100 Menschen vorgesehen. Geplant hat die «gestapelte Stadt» der Architekt Rolf Mühlethaler, den meine Kollegin Andrea von Däniken zum Gespräch getroffen hat. Mühlethaler hat viel gebaut in Bern, pocht aber hartnäckig auf seine Unabhängigkeit. Deshalb scheut er keine deutlichen Worte – etwa zur geplanten Überbauung Viererfeld. Wankdorfcity 3 ist allerdings auch für Mühlethaler ein Wagnis. Für eine Terrassensiedlung mit bis zu 75 Meter hohen Häusern gibt es kein Vorbild. Im facettenreichen Interview erläutert Mühlethaler, wie wir auf wenig Raum möglichst attraktiv wohnen können. Eingeklemmt zwischen Autobahn und Zuggleisen, steht für die Überbauung vergleichsweise wenig Platz zur Verfügung. Um dem Rechnung zu tragen, wird die Wankdorfcity 3 dereinst sogar dichter gebaut sein als die historische Altstadt. Dieses «extrem dichte Bauen», wie Mühlethaler es nennt, folgt einer Notwendigkeit:

Wir haben – vor allem im städtischen Raum – «gar keine optimalen, konfliktfreien Landreserven mehr». Mühlethaler, das wird im Interview deutlich, sieht das verdichtete  Bauen mehr als Chance denn als Stresstest: «Weniger Raum erzeugt mehr Kontakte.» Und: «Wir suchen die Nachbarschaft.» Der gemischte Wohn- und Arbeitsraum, der neu im Wankdorf entsteht, erinnert mich an das Areal um den Wiener Nordwestbahnhof, in dem ich vor über zehn Jahren einmal gelebt habe. Damals dominierte dort entlang der Bahngleise Industrieöde, bis 2035 sollen nun 6500 Wohnungen für 16’000 Menschen entstehen. Die Frage, wie wir raumeffizient lebendige Wohnformen und Arbeitsplätze kombinieren, stellt sich also an Donau und Aare gleichermassen.

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Bilderserie von Thomas Kaspar (8/12): Rosalia-Wenger-Platz. (Bild: Thomas Kaspar)

Und jetzt noch zu anderen Themen des Tages:

  • Spital I: Bernhard Pulver tritt als Verwaltungsratspräsident des Inselspitals zurück. Pulver werde per Anfang November 2025 nach sieben Jahren das Unternehmen verlassen, teilte der Berner Regierungsrat am Mittwoch mit. Neuer Verwaltungsratspräsident wird Adrian Schmitter. Dieser ist seit 2014 und noch bis Ende September 2025 CEO des Kantonsspitals Baden. Davor war er CEO des Regionalspitals Emmental sowie Generalsekretär des Departements Gesundheit und Soziales im Kanton Aargau. Neben Schmitter ernannte der Regierungsrat auch drei andere Mitglieder des Verwaltungsrats neu, darunter auch Thomas Harnischberg, Chef der Krankenkasse KPT.  
  • Spital II: Die Berner Privatspitalgruppe Lindenhof hat im vergangenen Jahr einen Gewinn von rund 6,9 Millionen Franken erzielt. Insgesamt habe sie 2024 rund 172'000 Patient*innen betreut, teilte die Spitalgruppeam Mittwoch mit. Trotz positiver Zahlen sieht die Lindenhof-Gruppe weiterhin grosse Herausforderungen am Markt. Die Rentabilität sei weiterhin ungenügend, um den künftigen Investitionsbedarf zu sichern. Auch der Druck auf die Tarife bleibe bestehen. Der Mangel an Fachpersonen werde die Lindenhofgruppe auch künftig beschäftigen.
  • Kolumne: «Was ausser schwarz sehen Hellseherinnen im Stockdunkeln?» – die Askforce wäre nicht die Askforce, wenn sie nicht auch auf so eine spitzfindige Frage eine Antwort hätte. Es folgt in ihrer neuesten Kolumne ein wilder Ritt durch die Märchenwelt, Musikgeschichte und ein trumpsches Gedankenspiel.
  • Ausstellung: Im Politforum Bern eröffnet heute die Ausstellung «KI und Demokratie: welche Zukunft wollen wir?», die bis zum 13. Dezember 2025 dauert. Sie stellt die Frage, wie KI unsere Demokratie verändert und welche Rolle wir Bürger*innen in diesem Wandel haben. Bei der Vernissage, die heute Abend um 18 Uhr beginnt, wird auch ein Forschungsprojekt mit Jugendlichen zwischen 16 und 19 Jahren aus allen Sprachregionen der Schweiz vorgestellt.  
  • Schulraum: Wabern ist in den letzten Jahren stark gewachsen, wodurch sich auch der Bedarf an Schulraum erhöht hat. Die Schulanlage Morillon sollte deshalb erweitert werden. Nun verzögert sich das Projekt bis auf Weiteres, wie die Gemeinde Köniz am Mittwoch mitteilte. Einsprachen und eine Beschwerde gegen die Anpassung der Überbauungsordnung blockieren das Projekt. Für den Schulbetrieb stehen der Neubau und die Sportplätze somit frühestens im August 2028 zur Verfügung. Ab Sommer 2027 werden laut der Gemeinde Provisorien nötig.  

PS: Heute startet das Tanzfest Bern. Im PROGR, auf dem Bundesplatz, im Tanzhaus Bern und in der Innenstadt gibt es Schnupperkurse und Parties. Den Anfang machen heute Abend um 19 Uhr Chris Leuenberger und Benjamin Sunarjo, die dazu einladen, Teil eines kollektiven Atemkörpers zu werden, der sich durch die Stadt bewegt.

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