Anzeiger stellt Printzeitung ein

Der «Anzeiger Region Bern» erscheint am Mittwoch ein letztes Mal als Printzeitung. Die Redaktion wurde entlassen.

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(Bild: Silja Elsener)

Seit Anfang Jahr erscheint der «Anzeiger Region Bern» als Regionalzeitung mit eigener Redaktion. Doch dieses Projekt zur Stärkung der Medienvielfalt in Bern wird gestoppt. Die diesen Mittwoch erscheinende Ausgabe ist die vorerst letzte. Das teilt der Verlag Scribentes Media mit.

Auf Nachfrage der «Hauptstadt» bestätigt Verleger Christof Ramseier, dass mit diesem Schritt auch der Abbau der Redaktor*innen verbunden ist. «Die Mitarbeitenden des Anzeigers werden in dieser Zwischenphase nicht weiterbeschäftigt werden können», schreibt er. Die Redaktion des Anzeigers umfasst momentan vier Personen.

Mit der Einstellung der gedruckten Ausgabe und Entlassung der Redaktion will Ramseier aber nicht von einem Ende sprechen. Und so ist die Mitteilung betitelt mit: «Eine Zukunft für den Anzeiger Region Bern».

Hoffen auf eine Stiftung

Diese Zukunft wird so skizziert: Ab sofort wird der Anzeiger auf eine reine Onlineversion reduziert. Dort sollen regelmässig Beiträge erscheinen, die von «vielen interessierten SchreiberInnen» verfasst seien. Da es keine Redaktion mehr geben wird, handelt es sich demnach wohl um Beiträge von Freiwilligen. Dazu sollen auch «Meinungen» gehören.

Gleichzeitig wolle man versuchen, einen gemeinnützigen Verein oder eine Stiftung zu gründen, die einen Neustart der Printausgabe im kommenden Frühling ermöglichen würde. Sie würde anschliessend als Herausgeberin des Anzeigers fungieren.

Wenn es so weit kommen würde, würde der Anzeiger laut Medienmitteilung von da an noch alle zwei Wochen erscheinen. Gleichzeitig solle die Redaktion verstärkt werden, heisst es in der Mitteilung weiter. Eine Verstärkung würde in diesem Fall aber bedeuten: Es wird überhaupt erst wieder eine Redaktion eingestellt. Christof Ramseier teilt auf Anfrage mit, so könne «die eine oder andere» Person der jetzt Entlassenen von einem Wiedereinstieg «Gebrauch machen», sobald die Printausgabe wieder erscheinen würde.

Zu wenig Spenden

Im September war bekannt geworden, dass dem Anzeiger das Geld ausgeht. Es sei nicht gelungen, genügend Inserent*innen zu finden. «Für eine Übergangsfinanzierung bis zur Handlungsfähigkeit einer Förderstiftung» wollte er 150'000 Franken sammeln. Bis am Dienstagnachmittag waren 46'800 Franken gespendet worden, wie man auf der Website des Anzeigers nachschauen kann.

Bis Ende letzten Jahres war der Anzeiger über Jahrzehnte amtliches Mitteilungsorgan der Gemeinden. Die meisten von ihnen, so auch die Stadt Bern, publizieren ihre Mitteilungen seit diesem Jahr aber nur noch online.

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Diskussion

Unsere Etikette
Christoph Bürki
09. Oktober 2024 um 07:36

Jahrelang musste der "Anzeiger" von den Gemeinden und der Stadt mit Milionenbeträgen subventioniert werden. Zur Publikation von amtlichen Mitteilungen wäre das ja ok gewesen, leider wurde aber zunehmend von gewissen Managern versucht, um diesen obligatorischen Teil herum ein Medienunternehmen zu kreieren, als "Profit-Center". Dass dieses Unterfangen jetzt definitv ein Ende hat ist nur folgerichtig.