Artothek – Hauptstadt-Brief #431
Dienstag, 25. Februar 2025 – die Themen: Artothek in Langnau; Brasserie Lorraine; Museumsquartier; Hedda Gabler bei Bühnen Bern; SC Bern Frauen; Psychische Probleme; Baubewilligungen; Minerva Futsal; Podiumsgespräche im Käfigturm.
Wie wäre es mit einem Werk des Malers und Grafikers Eugen Jordi über deinem Wohnzimmer-Sofa? Oder einer Bronzeskulptur des Bildhauers Karl Geiser neben dem Bücherregal?
Was normalerweise eine kostspielige Anschaffung wäre, macht die Gemeinde Langnau im Emmental möglich. Sie lanciert eine sogenannte Artothek. Diese funktioniert ähnlich wie eine Bibliothek. Anstatt Bücher leiht man sich jedoch Kunstwerke für zuhause aus.
Die Gemeinde Langnau lagert rund 3’000 Objekte in ihrer Kunstsammlung. Bis vor wenigen Jahren waren es nur 50 Objekte. Mit der Auflösung der Stiftung des Emmentaler Kunstsammlers Hans Ulrich Schwaar kamen 2019 auf einen Schlag rund 2’500 Werke dazu. Diese Kunst, die eigentlich allen Langnauer*innen gehört, soll mit der Artothek nun einfacher zugänglich und sichtbarer werden.
Die kommunale Kulturkommission hat dazu 124 Werke von elf nationalen und internationalen Kunstschaffenden definiert, die für die Ausleihe ab Ende März reserviert werden können. Pro Person können bis zu zwei Objekte ausgeliehen werden, wobei die Leihe in der Regel ein Jahr dauert, wie die Nachrichtenagentur sda berichtet.
Langnau ist nicht die einzige bernische Gemeinde mit grosser Kunstsammlung. Die Stadt Bern verfügt über mehr als 4’000 Werke. Anders als in Langnau ist deren Ausleihe aber den städtischen Angestellten vorbehalten. Sogar noch etwas grösser ist die Sammlung des Kantons Berns. Diese umfasst rund 5’500 Werke, steht aber ebenfalls nur Kantonsangestellten für deren Arbeitsräume zur Verfügung.
Langnau ist da deutlich grosszügiger. Selbst Auswärtige können die Werke ausleihen. Für die einjährige Leihe zahlen Einheimische 25 Franken, wer nicht in Langnau lebt, zahlt 40 Franken. Die Versicherung ist dabei Sache der Ausleihenden.
Gefallen würde mir zum Beispiel Eugen Jordis Ölbild «Die Arbeitslosen». Noch fehlt mir aber der passende Platz dafür. Welches Werk gefällt dir am besten?
Die weiteren Themen des Tages:
- Brasserie Lorraine: Ein Gerichtsverfahren, verkürzte Öffnungszeiten und finanzielle Schwierigkeiten – negative Schlagzeilen dominierten zuletzt die öffentliche Wahrnehmung der Traditionsbeiz im Lorraine-Quartier. Das soll sich nun ändern: Die Brasserie hat sich neu organisiert, mittels Crowdfunding Geld gesammelt und will vermehrt «wirtschaftlich denken». Die sozialen Grundwerte sollen dabei weiterhin ihren Platz haben, die «Brass» eine niederschwellige Anlaufstelle für Bedürftige bleiben. Wie das gehen soll, hat das Kollektiv meiner Kollegin Andrea von Däniken erklärt.
- Museumsquartier: Das Alpine Museum könnte bald ein neues Zuhause erhalten. Die Burgergemeinde ist im Rahmen der Gestaltung des Museumsquartiers bereit, ein Gebäude zu finanzieren, das sowohl das Alpine Museum wie auch Depot-Flächen für alle Museen beherbergen könnte. Diesen Plan skizzierte Burgergemeinde-Präsident Bruno Wild an der gestrigen Sitzung des Grossen Burgerrates. Das Gebäude könnte an der Bernastrasse zwischen Historischem und Naturhistorischem Museum zu stehen kommen. Der Rat hat gestern zudem beschlossen, auf dem Naturhistorischen Museum für gut 500’000 Franken eine Solaranlage zu bauen, die rund einen Drittel des Strombedarfs des Museums produzieren soll.
- Eishockey: Erst seit vergangener Saison stellt der SC Bern ein eigenes Frauenteam. Dank der Integration des EV Bomo Thun spielte das Team von Beginn weg in der höchsten Spielklasse. Und das äusserst erfolgreich. Nach dem Cupsieg und dem Vizemeisterinnen-Titel im vergangenen Jahr schlossen sie vorgestern dank einem 4:2-Sieg über den HC Davos die Qualifikation auf dem ersten Platz ab. Beste Aussichten also auf den nächsten Titel. Die Playoff-Gegnerinnen der Bernerinnen sind noch nicht bekannt.
- Theaterkritik: Eine reduzierte, moderne Ästhetik und Yohanna Schwertfeger als eindringliche Hauptfigur – Barbara Weber inszeniert den Klassiker «Hedda Gabler» bei Bühnen Bern neu. Das Stück von Henrik Ibsen aus dem Jahr 1890 wird so zu einem zeitlosen Werk über eine Gefangene, deren unerfüllter Wunsch nach Selbstbestimmung sich in manipulativen Akten niederschlägt. Bettina Gugger hat das Stück für die «Hauptstadt» besucht.
- Psychische Probleme: Menschen mit psychischen Problemen wissen oft nicht, was tun und wo Hilfe holen. Der Kanton Bern hat dazu vor Jahren das Angebot psy.ch lanciert. Nun wurde die Website überarbeitet, die Betroffenen als Wegweiser dienen soll. So lassen sich Hilfsangebote in der Nähe noch einfacher finden. Auch finden Jugendliche und Angehörige neu mehr Informationen. Eine Liste mit niederschwelligen Hilfsangeboten findest du zudem hier bei der «Hauptstadt».
- Baubewilligungen: 88 Tage dauert es in der Region Bern im Schnitt vom Baugesuch bis zur Bewilligung. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie im Auftrag der Stadt Bern und der Regionalkonferenz Bern-Mittelland. Die Berner Baubehörden seien damit deutlich schneller am Werk als jene in anderen städtischen Zentren der Schweiz. So dauere es in Luzern für eine Baubewilligung durchschnittlich 120 Tage, in Genf fast doppelt so lange wie in Bern. Ziel der umfassenden Studie war eine Untersuchung des Wirtschaftsraums Bern.
- Futsal: Sowohl das Frauen- wie auch das Männerteam des Stadtberner Futsalvereins Minerva standen dieses Wochenende im Cupfinal. Dabei wurde die Männer-Equipe im Spiel gegen den FC Le Parc aus La Chaux-de-Fonds ihrer Favoritenrolle gerecht. Sie siegte mit 9:4 und sicherte sich damit den dritten Cupsieg ihrer Geschichte, wie die Plattform J berichtet. Weniger erfolgreich war der Auftritt der Frauen: Für sie resultierte eine bittere 4:5-Niederlage im Penaltyschiessen gegen den Futsal Club Luzern.
PS: Das Polit-Forum im Stadtberner Käfigturm bietet dieser Tage interessante Podiumsgespräche mit internationalem Bezug. Anlässlich des Jahrestages der russischen Invasion in die Ukraine ging es gestern um die (vermeintliche?) Schweizer Neutralität in diesem Konflikt. Das Gespräch mit illustren Gästen kannst du hier nachschauen. Morgen Abend geht es dann um die eritreische Diaspora in der Schweiz. Details dazu findest du hier. Der Talk beginnt um 18 Uhr. Der Eintritt ist frei, eine Anmeldung erwünscht.