Zmittag in Ittigen

Die «Hauptstadt» ist vom 1. bis 5. September im «Chäppu Träff» in Ittigen zu Gast und testet über Mittag das Gastro-Angebot in Ittigen.

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Teig fluffig, Zutaten frisch aus Italien: Die Pinsa im Cafè più lässt das italophile Herz höher schlagen. (Bild: Nicolai Morawitz)

Caffè più – Italianità bis ins Detail

Die Erwartungen sind hoch: Glaubt man der Google-Bewertung (4.9 Sterne!), ist das Caffè più im Ittiger Talgut-Zentrum ein heisser Anwärter auf Platz 1 unter den getesteten Gastro-Betrieben. 

Nach einer kurzen Velofahrt aus dem Kappelisacker, wo die «Hauptstadt»-Redaktion diese Woche gastiert, fühlen wir uns direkt in den Süden gebeamt. Ein Lokal wie das Caffé più gehört zum Inventar jeder italienischen Provinzstadt; hier in der Berner Agglo ist es doch eine Überraschung.

«Wir hatten das Gefühl, wir müssten ein bisschen Italianità rüberbringen», kommentiert Besitzer und Kaffeetechniker Francesco Caputo Interieur und Angebot. Und so setzen wir uns an den grossen Tisch und bestaunen Cafetieras aus verschiedenen Jahrzehnten zwischen Grosspackungen Kaffeepads und neapolitanischem Pizzamehl, während wir uns aufs Mittagessen freuen.

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Kaffeeutensilien zieren das Interieur des Caffè più in der ehemaligen Apotheke im Talgut-Zentrum. (Bild: Nicolai Morawitz)

Trotz der kleinen Küche – «nicht grösser als in einer Dreizimmerwohnung», wie die Kollegin nach dem Gang aufs WC berichtet – ist die Wartezeit nicht allzu lang. Aufgetischt werden Pinsa Romana als Spezialität des Hauses sowie frische Pasta von der Berner Teigwarenmanufaktur la Marra. Das Pesto alla Genovese stellt Nonna Concetta Caputo-Aiesi selbst her. Für die Kollegin mit der Glutenintoleranz gibt’s einen Insalata mista grande con filetto di pollo aus der Schweiz (28.50).

Schon beim ersten Bissen ist klar: Der Pinsateig ist ein Highlight. Dick, fluffig weich und trotzdem gut durchgebacken, bildet er die Basis für ausgewählte Zutaten. Der Kollege ist sehr zufrieden mit der Pinsa Calabrese con Nduja (24.50 Franken). Die pikante kalabresische Rohwurst verleiht dem Teigfladen ordentlich Schärfe. Einziger Kritikpunkt: Der getrocknete Oregano, vom Kollegen als «Heu» bezeichnet, der grosszügig über die Pinsa gestreut ist. Wobei sich die Geschmäcker hier scheiden. Der Kollege am anderen Tischende schätzt das Kraut auf seiner Pinsa Margherita mit Mozzarella fior di latte (16.50 Franken).

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Die Pinsa La Più – im Original mit San Daniele Schinken belegt – löst salzig-süsse Glücksgefühle aus. (Bild: Nicolai Morawitz)

Als anspruchsvolle Esserin bekannt, habe ich an meiner Pinsa La Più (29.50 Franken) absolut nichts zu meckern. Feine, frisch grillierte Zucchini- und Auberginenscheiben schmiegen sich auf ein Bett von Mozzarella und fruchtiger Tomatensauce. Der auf Extrawunsch nachträglich nur auf einer Hälfte drapierte Prosciutto San Daniele bringt Schmelz, Salzigkeit und einen Hauch Süsse.

Etwas zu süss hingegen ist einem weiteren Kollegen der Aceto Balsamico auf seinem Insalata Caprese con Burratine (19.50 Franken). Oft werde süsser Balsamico hinzugegeben, um den fehlenden Geschmack der Tomaten zu kompensieren. Das wäre laut ihm hier nicht nötig gewesen, weil die aus Italien importierten Tomaten aromatisch seien und auch die Burratine – eine Mozzarella-Variation – lecker schmecken.

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Rundum «gut» kommen die Gnocchi mit Pesto an: «Guter Biss, gutes Öl, gut gemachte, klassische italienische Küche». (Bild: Nicolai Morawitz)

Gut bedient ist die Kollegin mit ihrem Salat und dem Pouletfilet. «Aussen knusprig, innen saftig», urteilt sie. Der Kollege mit den Gnocchi alla Genovese (25.50 Franken) lobt den «guten Biss, das gute Öl, allgemein die gut gemachte, klassische italienische Küche.» Er, der sich selbst als Vielesser bezeichnet, hätte eine etwas grössere Portion vertragen. Doch mit den Pinsa-Probier-Stücken, die wir anderen, sehr satten Esserinnen, mit ihm teilen, ist auch sein Hunger gestillt. 

An die Pinsa dolce con Nutella (15.50 Franken) wagt sich niemand mehr. Dafür wäre eine längere Velofahrt von Nöten gewesen – beispielsweise ein kleiner Nachmittagsausflug ab Bern. Es würde sich lohnen, auch wegen des Caffès. Francesco Caputo und seine Geschäftspartnerin Silvia Uçan servieren ihn mit Schokoladennote und einer dichten Crema. Wie in Italien. 

Bleibt noch die Frage nach dem Podestplatz: Das Cafè Più ist definitiv ein Favorit in Ittigen. Hier haben wir die Woche ebenso lecker abgeschlossen, wie sie am Montag im Chäppu Café Restaurant begonnen hat. (Text: Edith Krähenbühl)

Essen im Haus des Sports in Ittigen, fotografiert am Dienstag, 2. September 2025 in . (Nicolai Morawitz)
Das Dessert (oben rechts) bietet eine geballte Ladung Karamell und Süsse. (Bild: Nicolai Morawitz)

Hall of Fame: Podestplatz verpasst

Das Haus des Sports in Ittigen gleicht einem Bienenstock: Hier sind ganz unterschiedliche Sportarten und ihre Verbände daheim. Zum Beispiel Badminton, Schach und auch Swiss Olympic. Wenn die Angestellten in der Mittagspause ausschwärmen, geht es häufiger in die Hall of Fame, die hauseigene Mensa. Wie es sich dort isst, wollten wir herausfinden und mischen uns unter die Amts- und Funktionskleidungs-Träger*innen.

Der Sportsgeist will es, dass wir alle heutigen Menü-Varianten probieren. Mögen die Spiele beginnen: Für «solide, aber mutlos» hält ein Kollege das Linsen-Dal mit Couscous (17.50 Franken). Ihn freut es hingegen, dass er zumindest den Menüsalat frei zusammenstellen kann  – Gurkenschnitze und Sellerie treffen seinen Geschmack. 

Der Hackbraten an Senfquark mit Kartoffelsalat (18.50 Franken) schafft es beim anderen Tischgast aus der Redaktion dagegen nicht in die Medaillenränge. Vor allem der Kartoffelsalat als Beilage sorgt für Abzüge in der B-Note, wie Turner*innen sagen würden, trieft er doch vor Industrie-Mayonnaise. Das könne er daheim wohl so ähnlich nachkochen, meint er noch, und sinniert auf der Aussenterrasse darüber nach, ob das als Lob oder als Tadel zu verstehen sei. 

Essen im Haus des Sports in Ittigen, fotografiert am Dienstag, 2. September 2025 in . (Nicolai Morawitz)
Löst keine Begeisterungsstürme aus: Der Hackbraten an Senfquark mit Kartoffelsalat. (Bild: Nicolai Morawitz)

Während die nahe Worblentalstrasse ihr motorgeschwängertes Lied singt, bleibt die Kollegin beim zähen Kalbfleisch hängen, das zusammen mit einem Salat den Fitness-Teller (16.50 Franken) schmückt. Ihre Tischnachbarin möchte wissen, warum sich so viel Zimt in ihren Auberginensalat verirrt hat, der Teil ihres gemischten Salats ist (13.50 Franken). Womöglich leistungssteigernd? Mein Fleischkäse mit Rüebli und Kartoffeln (18.50 Franken) entfacht bei mir kein olympisches Feuer – Erinnerungen an eine Autobahnraststätte werden wach. Das Fernweh als Beigeschmack rettet den Gesamteindruck knapp.

Sind wir zu kritisch?

Essen im Haus des Sports in Ittigen, fotografiert am Dienstag, 2. September 2025 in . (Nicolai Morawitz)
Gute Beilagen, doch der Fleischkäse drängt sich mächtig in den Vordergrund. (Bild: Nicolai Morawitz)

Ich mache die Runde bei denjenigen, die hier öfter ein- und ausgehen. Und tatsächlich: Ein Vertreter von Swiss Golf hält den Hackbraten für einen «guten Driver». Das tönt schwungvoll, auch wenn ich der Golfsprache nicht wirklich mächtig bin. Sein Kollege von der Swiss Wrestling Federation ringt nicht um Worte: Sein Panna Cotta sei ein fantastisches Dessert: «Geschmeidig im Geschmack». Einzig die Wortmeldung von Swiss Orienteering lässt unterschiedliche Deutungsarten zu: «Es ist hier nie gleich – genauso wie bei einem guten Orientierungslauf».

Um das bestätigen zu können, müssten wir zwangsläufig wiederkommen. Ob ich die Kolleg*innen dazu motivieren kann? (Text: Nicolai Morawitz)

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Das Pilzragout auf dem Vegiteller des Arcadia harmoniert nicht gut mit der süsslichen Gemüsefüllung der Crêpes. (Bild: Joël Widmer)

Arcadia: Flunderröllchen an Prosecco-Sauce

Das Ittiger Talgut-Zentrum wirkt kurz vor 12 Uhr wie ausgestorben. Auf dem zentralen Platz des 1981 eröffneten Einkaufszentrums, das bald erneuert werden soll, stehen und gehen fast keine Menschen. Auch im Arcadia, dem Restaurant am Platz, sind praktisch alle Tische leer. Doch das ändert sich innert zehn Minuten. Als wir von der Menukarte wieder aufschauen und bestellen, sind die meisten Tische besetzt. 

Der Service im Arcadia, das zur nebenan liegenden Seniorenresidenz gehört, ist sehr schnell und sehr freundlich. Nur wenige Minuten nach der Bestellung stehen die Teller auf dem Tisch. Vor mir liegt ein pochiertes Flunder-Lachsröllchen an Prosecco-Sauce mit Zitronen-Risotto und Ofenkürbis (20.50 Franken), meine Kollegin entschied sich für den Vegiteller (17.50 Franken): Crêpes mit Gemüsefüllung und Eierschwämmli-Ragout.

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Die Prosecco-Sauce zum Fischröllchen ist lecker und sämig. (Bild: Joël Widmer)

Mein Fischgericht ist gut, aber nicht so überzeugend, wie das Mittagsmenü im «Chäppu» am Vortag. Der sanfte Goût der Flunder wird von der kräftigen Lachsfüllung leider deutlich übertönt. Die Prosecco-Sauce hingegen ist lecker und sämig. Auch das Zitronenrisotto ist gut abgeschmeckt, aber etwas zu stark gegart.

Die Crêpes der Kollegin sind gut, jedoch mag das Eierschwämmli-Ragout die passionierten Pilzsammlerin nicht begeistern: Es ist ihr zu pampig und zu salzig und harmoniert nicht so gut mit der süsslichen Gemüsefüllung.

Die Enttäuschung macht der Serviceangestellte aber wett, als er fragt, ob wir genug hätten oder einen Nachschlag wollen. Da die Portion auch für gute Esser*innen gross genug war, belassen wir es beim Espresso. Er wird serviert mit einem selbst gebackenen, knusprigen Cookie. Wir lassen den Blick durch die grosse Fensterfront schweifen und haben Aussicht auf die nur spärlich besetzte Terrasse des Coop-Restaurants und den Eingang zum Aldi-Supermarkt. (Text: Joël Widmer)

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Macht Freude: Vegi-Menü mit Soja-Geschnetzeltem, Kartoffelgratin und Broccoli, lässig begleitet von einem Birnenschnitz. (Bild: Joel Widmer)

Café-Restaurant Chäppu: Satt und glücklich

Der Auftakt der Aussenwoche der «Hauptstadt»-Redaktion in Ittigen fällt mit dem gefühlten Herbsteinbruch zusammen. Doch ein grauer Montagvormittag mit zeitweisem Bindfadenregen hat auch Vorteile: Die nicht mehr zu verdrängende Aussicht auf die kühlere Jahreszeit regt den Appetit spürbar an. Und dieser wird im «Chäppu Träff», wo wir arbeiten, noch zusätzlich befeuert. Schon lange vor der Mittagspause zieht aus der Küche des Restaurants der tröstliche Duft von Kartoffelgratin durch unser Büro, das vollbehängt ist mit durchnässten Regenkleidern.

Schlechtes Wetter und Magenknurren ist eine explosive Konstellation. Punkt 12 Uhr stürzen wir uns mit Bär*innenhunger hinüber ins Café-Restaurant Chäppu. Und ich kann es vorwegnehmen: Es erwartet uns eine glückliche Mittagspause.

Glück sollte man zelebrieren, wenn man es schon hat: Es beginnt mit einem frischen Salat inklusive gekochtem Ei. Er wird an einer je nach Wunsch französischen oder italienischen Sauce serviert, die das Prädikat rassig mehr als verdient. Nicht nur ich muss das intensive Geschmackserlebnis mit dem – übrigens ausgezeichneten – Brot etwas abfedern. Die beiden Kolleg*innen, die sich für die Zucchetticrèmesuppe entschieden haben, machen einen seligen Eindruck, der keiner Worte bedarf.

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Salat mit Ei: ein guter Start ins Mittagessen. (Bild: Joël Widmer)

Der Hauptgang ist logischerweise mit hohen Erwartungen beladen – der Kartoffelgratin hatte uns ja schon eine Weile umgetrieben. Er ist dann auf dem Teller so gut, wie er den ganzen Morgen roch. Nicht zu feucht, nicht zu trocken, oben drauf die dünne Kruste, die ich schon als Kind liebte.

Wer das Vegi-Menü wählte, erhielt neben der Gemüsebeilage (Broccoli, liebevoll mit Mandelscheibchen berieselt) Soja-Geschnetzeltes. Dieses hatte erfreulicherweise nicht die häufig undefinierbare Konsistenz von Fleischersatz, sondern einen Biss, der diesen Namen verdient. Ganz abgesehen von der charakterstarken Biersauce, die alles elegant abrundete.

Der Kollege liess es sich nicht nehmen, den Montagmittag mit zwei flotten Tranchen Kalbshohrückenbraten zu adeln. Hervorragend, lautete sein Kommentar – und das will etwas heissen, ist er doch kulinarisch mit allen Wassern gewaschen.

Zufriedenheit verbreitet auch die Preisgestaltung: Das Fleischmenu kostet 16 Franken, die Vegivariante 14 Franken, beim Dessert ist man mit 3 Franken dabei. Die Chäppu-Beiz wird von der Farb AG geführt. Farb ist die Abkürzung für Fachstelle Arbeitsintegration Region Bern, deren Büros sich in Köniz befinden. Die Farb hat verschiedene Angebote zur beruflichen und sozialen Integration von Sozialhilfebeziehenden. Im besten Fall führt der Weg der Sozialhilfebeziehenden über die Farb zurück in den ersten Arbeitsmarkt. Im Chäppu ist die Farb allerdings nicht mehr lange präsent: Ende Jahr läuft der Pachtvertrag aus, eine Nachfolge wird evaluiert. 

Schade, denn das Essen im Chäppu ist nicht nur gut, es macht auch satt. Die Portionen sind sehr flott – wie meine Kollegin da noch ein Dessert verdrückte (Vanilleglace mit heissen Beeren), bleibt ihr Geheimnis. Sie wirkte rundum zufrieden. (Text: Jürg Steiner)

Aussenwoche Kappelisacker - Fahne hängen
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© Danielle Liniger
«Hauptstadt» im Chäppu

Vom 1. bis zum 5. September verlegt die «Hauptstadt» ihre Redaktion nach Ittigen. Genauer: Wir arbeiten während einer Woche im Sitzungsraum Jura des Quartiertreffs der Überbauung Kappelisacker. Unsere Türen sind offen. Wenn du vorbeikommst, freuen wir uns.

Ittigen ist eine Gemeinde zwischen Bern, Bolligen und Zollikofen, bei der Aussenstehende oft gar nicht genau erkennen, wo sie anfängt und wo sie aufhört. Doch sie ist spannend: Ittigen hat den tiefsten Steuerfuss der Agglomeration, aber auch die höchste Sozialhilfequote. In Worblaufen an der Aare entsteht das erste Plusenergiequartier des Kantons.

Wir werden uns mit offenen Augen und Ohren in Ittigen bewegen. Wenn du etwas über Ittigen wissen möchtest, schreibe uns. (jsz)

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