Recycling – Hauptstadt-Brief #415
Samstag, 18. Januar 2025 – die Themen: Tom Berger (FDP); Hauptsachen-Talk; Kollektivunterkunft Gurnigelbad; GFL-Kritik; Digitalisierung; Festivalauflösung; Metzg-Schliessung; neue Landingpage.
Ab sofort kann auch die Stadtberner Bevölkerung Plastik in die Recyclingsammlung geben. Am Donnerstag teilte dies die Stadt gemeinsam mit der Non-Profit-Organisation Recypac mit, die das Sammelsystem betreibt. An Verkaufs- und/oder Annahmestellen – Supermärkte wie Coop, Migros, Denner, Aldi, Lidl – kann man Sammelsäcke kaufen und zurückbringen. Ein 35-Liter-Sack kostet 1.60 Franken
Was mich erstaunt: Die Stadt Bern hat ein anderes Plastikrecycling-Unternehmen beauftragt als die umliegenden Gemeinden. Seit knapp zwei Jahren betreibt die Winterthurer InnoRecycling in Dutzenden Berner Gemeinden ein System namens «Bring Plastic Back», das genau gleich mit gebührenpflichtigen Sammelsäcken funktioniert.
Christian Jordi von Entsorgung Stadt Bern hat mir diese verwirrliche Situation so erklärt: Weil Kunststoff als Siedlungsabfall gilt, ist jede Gemeinde einzeln dafür verantwortlich, was damit passiert und wem sie eine Konzession für die Sammlung erteilt. «Die Stadt Bern hätte allen Sammelorganisationen, die das wollten, eine Konzession zum Plastikrecyceln erteilt, sofern sie die Auflagen der Stadt erfüllen», sagte mir Jordi. Jedoch nur Recypac habe eine Konzession beantragt.
Recypac hat dieses Jahr neu mit dem Plastiksammeln gestartet und zwar neben der Stadt Bern noch in den Zürcher Gemeinden Dietikon, Greifensee, Oetwil an der Limmat und Schlieren. Das gesammelte Plastik wird – wie bei «Bring Plastic Back» – ins nahe Ausland gefahren und dort sortiert, weil in der Schweiz dafür (noch) keine Anlage existiert.
Klar ist: Das Thema Plastikrecycling ist noch lange nicht abgeschlossen – und es bringt immer wieder viel Diskussionsstoff. Zum Beispiel: Wie gross ist der Umweltnutzen bei Plastiksammlungen überhaupt? Und: Setzt ein Plastikrecyclingsystem die richtigen Anreize, damit weniger Plastik in Umlauf gebracht wird?
- Stadtratspräsidium: Tom Berger (FDP) wird an der ersten Stadtratssitzung am kommenden Donnerstag für ein Jahr zum höchsten Stadtberner gewählt. Der neue Stadtratspräsident sieht sich als Brückenbauer und will in seiner Rolle mehr Respekt gegenüber Andersdenkenden einfordern. Das hat er meinem Kollegen Nicolai Morawitz gesagt, der ihn für ein sehr lesenswertes Porträt getroffen hat.
- Overtourism: Wohin bist du als letztes gereist? Und mit welchen Fortbewegungsmitteln? Das Tourismus-Business blüht – aber mit ihm auch Overtourism und Treibhausgas-Ausstoss. Zeit, dass sich ein Hauptsachen-Talk dem Thema widmet: Am 29. Januar spricht mein Kollege Nicolai Morawitz live mit Vanessa Bay von Branchenmagazin Travelnews, Maja Haus, Autorin des Buchs «Closeby», das sich mit nachhaltigem Reisen auseinandersetzt, Karl Näpflin, Gemeindepräsident von Lauterbrunnen und Manuela Angst, CEO von Bern Welcome. Um 19.30 Uhr auf der Kleinen Bühne im Progr. Bist du dabei?
- Kollektivunterkunft Gurnigelbad: Die vom Schweizerischen Roten Kreuz geführte Asylunterkunft im ehemaligen Hotel Gurnigelbad im Gantrischgebiet soll Ende April geschlossen werden, wie aus einer internen Mitteilung hervorgeht. Besitzerin des Hotels ist die Bernapark AG der Familie Müller. Der Kanton will am Montag die Gründe für die Schliessung kommunizieren.
- Kritik in die eigenen Reihen: Die Grüne Freie Liste (GFL) hat am Donnerstag ihre Bündnispartnerin SP für ihre Rolle bei der Direktionsverteilung in der Stadtregierung kritisiert. Alec von Graffenried hat die Sicherheitsdirektion übernommen, obwohl er lieber die Finanzdirektion gehabt hätte. Die GFL will in den kommenden Monaten eine Auslegeordnung zu ihrer künftigen Orientierung vornehmen, wie sie in der Medienmitteilung schreibt.
- Auflösung: Das kleine, ehrenamtlich geführte Festival «Anyone can play guitar» das seit 30 Jahren unter anderem auf der kleinen Schanze stattgefunden hat, löst sich auf. Als Grund nennt der Verein in seiner Mitteilung das Pop-up Lilly Libelle des Gastro-Unternehmens Mosaik, das nach Corona jeweils den ganzen Sommer über auf der kleine Schanze bewilligt wurde. Deshalb habe das Festival erst im August stattfinden können und als Folge davon weniger eingenommen.
- Askforce: Kann auf Glatzköpfen eine Glückssträhne wachsen? Die Askforce vertieft sich hochmotiviert in Detailfragen der Kopfbehaarung.
- Schliessung: Die Bio-Metzg Bärtschi, die auch auf dem Münstergass-Märit einen Stand hatte, hat ihren Beitrieb eingestellt. Es hätten verschiedene Faktoren zur Schliessung geführt, wie etwa ein verändertes Kaufverhalten oder Fachkräftemangel, wie Bund/BZ (Print) schreiben.
- In eigener Sache: Ab heute wirst du auf eine neue Website geleitet, wenn du als Abonnent*in hauptstadt.be aufrufst, aber nicht eingeloggt bist. Der Grund: Wir haben unserer Homepage eine Werbe-Seite vorgelagert, auf der Nicht-Abonnent*innen drei Artikel gratis lesen können. Denn: Die «Hauptstadt» gibt es langfristig nur, wenn es uns gelingt, neue Abonnent*innen zu gewinnen. Du kannst uns sehr gerne dabei helfen: Wenn du uns weiterempfiehlst, sind wir dir sehr dankbar!
PS: Die Aplati-Schwestern kommen mit ihrem nächsten Gastro-Pop-up nach Bern. Von Februar bis Mai rufen sie im Strunk am Murifeldweg zu Tisch und zeigen ihre Liebe zu allem, was auf dem Feld wächst. Es lohnt sich, frühzeitig zu reservieren.