Wohlfühlort – «Hauptstadt»-Brief #361
Samstag, 7. September 2024 – die Themen: PH Bern; Job-Profil Stadtpräsident; Kulturtalk; Nachhaltigkeitstage; Gaswerkareal; Autobahnausbau; Armutshilfe; ÖV; Seehunde; Riesenrad.
Im alten Verwaltungsgebäude der Firma von Roll in der Länggasse, wo früher Stahlkonstruktionen gezeichnet wurden, hat gestern die Pädagogische Hochschule (PH) Bern an einem Medienevent ihre neuesten Lern- und Lehrräume vorgestellt.
Ich muss sagen, hier würde ich auch gerne lernen. Das Herz ist ein grosser, heller Raum, der warm und wohnlich eingerichtet ist. Er ist durch Vorhänge in Grüntönen und Whiteboards in verschiedene Nischen unterteilt. Es gibt Sitzbälle und unterschiedlich hohe, farbige Stühle. Dazu Sofalandschaften sowie alte und neue Holztische, wo grössere und kleinere Gruppen zusammenarbeiten können. Und es hat zwei sogenannte Telefonboxen, die man aus Grossraumbüros kennt: Sie sind schallgeschützt und etwa zwei bis drei Quadratmeter klein. Man kann darin Telefonate führen, in Ruhe arbeiten oder an einer Onlinesitzung teilnehmen.
Daneben gibt es vier kleine Seminarräume, auch diese sind nicht für einen Frontalunterricht eingerichtet.
Das Ziel der neuen Räume sei, einen Wohlfühlort zu schaffen, sagte Doris Ittner, Fachleiterin Hochschuldidaktik. Auch der Raum selbst sei wichtig für das Lernen. Mit der Neugestaltung wolle die PH Bern im Gleichschritt bleiben mit den Schulen, die sich zurzeit immer mehr öffnen würden – räumlich wie auch in der Art des Unterrichts, sagte PH Bern Rektor Martin Schäfer.
Die neuen Räume sind auch entstanden, weil die PH Bern an ihre Kapazitätsgrenzen gestossen sei. Das liegt aber nicht an der Zahl der Studierenden. Diese sei zwar gestiegen – vor allem national gesehen. Aber weil viele Studierende bereits im Lehrberuf arbeiten, verzögert sich ihr Studium und sie studieren länger. Die PH Bern braucht deshalb mehr Platz.
- Tojo: Gestern Abend hat die «Hauptstadt» im Tojo Theater der Reitschule zum Podium über Kulturfinanzierung geladen. Das kurze Fazit: Es braucht mehr Durchmischung in der Berner Kultur, fanden die Gäst*innen. Wir publizieren eine Zusammenfassung der Diskussion auf unserer Webseite. Heute Samstagabend geht es gleich weiter im Tojo: Unter dem Titel «Hauptstadt» on stage lesen aktive und ehemalige Kollektivmitglieder des Tojo Artikel aus der «Hauptstadt» szenisch vor. Eine Premiere! Eintritt frei, Kollekte – wir freuen uns, wenn du kommst!
- Stadtberner Wahlen: Der amtierende Stadtpräsident Alec von Graffenried wird bei den kommenden Wahlen herausgefordert. Neben von Graffenried stehen am 24. November Marieke Kruit (SP), Melanie Mettler (GLP) und Janosch Weyermann (SVP) zur Wahl. Aber was muss man können, wenn man in Bern Stadtpräsident*in wird? Mein Kollege Jürg Steiner hat ein Stapi-Job-Profil entworfen. Mit Grund: Am nächsten Dienstag, 10. September, treffen die vier Kandidat*innen im «Hauptsachen»-Talk aufeinander. Und wir fragen: Was wollen sie in Bern anpacken? Wie ticken sie? Sei dabei um 19.30 Uhr auf der Kleinen Bühne des Progr.
- Nachhaltigkeitstage: Heute starten die Berner Nachhaltigkeitstage. Bis zum 20. September laden Organisationen zu Workshops, Führungen und Ausstellungen ein. Das Eröffnungsfest findet unter anderem auf dem Bahnhofplatz statt, der dafür autofrei bleibt. Auch die «Hauptstadt» ist mit einem Stand für die Medienvielfalt dabei. Komm vorbei, wir würden uns freuen! Wir stehen neben dem Bahnhofseingang im Sektor Bildung.
- Gaswerkareal: Das Projekt zur Überbauung des Areals droht, sich weiter zu verzögern. Das hat Bund/BZ recherchiert. Geplant sind Wohnungen, Arbeitsplätze und Schulraum. Eigentlich hätte die Stimmbevölkerung Mitte 2023 über die Umzonung des Areals abstimmen sollen – bis heute steht die öffentliche Auflage aus, die der Abstimmung vorangeht. Ungelöst sei auch der Konflikt mit dem Gaskessel. Somit ist nun auch der zuletzt anvisierte Abstimmungstermin von Mitte 2025 nicht mehr realistisch.
- Autobahnausbau: Der Regierungsrat hält den Autobahnausbau auf der A1 zwischen Wankdorf und Schönbühl für nötig. Das schreibt er als Antwort auf eine Petition von Gegner*innen des Ausbaus. Die bisherigen Massnahmen, etwa im Verkehrsmanagement, würden nicht mehr ausreichen, argumentiert die Kantonsregierung. Ende August hatten Gegner*innen des Autobahnausbaus auf dem Berner Münsterplatz gegen die Ausbaupolitik protestiert. Aufgerufen zur Demonstration hatte der Verein Spurwechsel, der die von 1300 Personen unterzeichnete Petition einreichte. Behörden von Stadt und Kanton Bern wurden aufgefordert, sich gegen die Ausbauvorhaben zu positionieren. Der Verein hat auf die Antwort des Regierungsrates mit einer Medienmitteilung reagiert und schreibt, er wolle sich weiterhin unbeirrt gegen die Ausbauprojekte einsetzen.
- Armutshilfe: Im Jahr 2023 startete die Stadt Bern unter der Leitung von Gemeinderätin Franziska Teuscher (Grünes Bündnis) ein Pilotprojekt, das niederschwellige finanzielle Unterstützung für Armutsbetroffene ermöglicht, die keine Sozialhilfe beziehen. Dagegen reichte die SVP Anfang 2024 eine Beschwerde ein. Die «Hauptstadt» hat darüber berichtet. Die Beschwerde ist beim Regierungsstatthalteramt Bern-Mittelland hängig, die Überbrückungshilfen sind sistiert. Nun wirft die SVP Teuscher vor, mit Geldern aus anderen Fonds trotzdem Überbrückungshilfen auszahlen zu wollen, wie Bund/BZ am Donnerstag schreibt.
- ÖV: Die orange Buslinie 40, die von Ittigen nach Allmendingen fährt, ist zu den Stosszeiten oft verspätet. Sie soll nun im Stossverkehr abends beim Ostring getrennt werden. Das empfiehlt die Regionalkonferenz Bern-Mittelland (RKBM), die das Angebotskonzept gemeinsam mit dem Kanton und den betroffenen Gemeinden überprüft hat. Bis zum 25. Oktober läuft die öffentliche Mitwirkung, wie die RKBM am Donnerstag mitteilte.
- Dählhölzli: ie Seehunde im Berner Tierpark sollen ein neues Becken bekommen. Es entspricht nicht mehr den heutigen Anforderungen, vor allem wegen des UV-Schutzes. Die Seehunde leiden an Augenproblemen. Über die benötigten Mittel in der Höhe von 2,9 Millionen Franken wird der Stadtrat entscheiden, wie die vorberatende Kommission gestern mitteilte.
PS: Hast du es schon erblickt? Das Riesenrad ist wieder auf dem Gurten und von der Stadt aus sichtbar. Von heute bis zum 20. Oktober kannst du zu «deutschem Schlager-Dudel-Sound» ein paar Runden drehen und die Stadt von oben bestaunen. Preis: 8 Franken für Erwachsene.