Endo Anaconda, Köniz, Streik
News vom Samstag – Hauptstadt-Brief #515.
Vor drei Wochen wäre Endo Anaconda 70 Jahre alt geworden. Der Berner Sänger und Frontmann der Mundart-Band Stiller Has starb vor drei Jahren unerwartet.
Anaconda, mit bürgerlichem Namen Andreas Flückiger, war Zeit seines Lebens nicht nur Sänger und Songwriter, sondern hat auch Gedichte geschrieben. Als er starb, befand er sich mit Stiller Has auf Abschiedstournee. Danach hätte er sich mehr mit Lyrik beschäftigen wollen. Ein erster Gedichtband war bereits in Planung, er hatte schon Texte dafür ausgewählt. Doch den Plan konnte er nicht mehr umsetzen.
Nun haben Anacondas Tochter Nina Rieben, der Verleger Matthias Burki und der Autor Martin Bieri das Projekt zu Ende geführt. Nächste Woche erscheint der Lyrikband «Im Gespinst in dem ich wohne» mit bisher unveröffentlichten Texten von Endo Anaconda.
Berühmt geworden ist Endo Anaconda mit Mundart-Liedtexten. Gedichte hat er aber auf Deutsch geschrieben.
«Im Gespinst in dem ich wohne» enthält Texte aus allen Schaffensphasen des Künstlers. Ein Teil sind die von ihm zur Publikation vorgesehenen Gedichte, der Rest wurde aus seinem Nachlass zusammengestellt. Im Buch finden sich auch Kopien der fast immer handgeschriebenen Originaltexte.
Die Gedichte sind thematisch gruppiert. Sie handeln vom Altern und nahendem Tod, von Rausch, Sucht und Liebe, aber auch von politischen Themen wie Fleischkonsum oder Fabrikarbeit. Mir hat das Gedicht «Die grosse Maschine» gut gefallen. Es beschreibt bildstark und beklemmend die Arbeit in einer Zeitungsdruckerei.
Das Buch enthält auch eine CD mit einer Live-Aufnahme. Anaconda-Fans können sich ab dem 30. September ein Exemplar kaufen. Am 13. Oktober findet im Progr eine Vernissage statt.
Und jetzt noch zu anderen Themen des Tages:
- Köniz: Am morgigen Abstimmungssonntag werden in Köniz Regierung und Parlament neu gewählt. Die grosse Frage: Gelingt es der SP, in der fünfköpfigen Regierung einen zweiten Sitz zu holen und eine rot-grüne Mehrheit herbeizuführen? Aktuell haben die fünf grössten Könizer Parteien (SP, Grüne, GLP, FDP, SVP) je eine Vertretung. Einen Überblick über die spannende Ausgangslage in Köniz findest du hier. Am Wahlabend informiert dich die «Hauptstadt» auf ihrem Instagram-Kanal aktuell über die Ergebnisse. Eine kompakte Einordnung liefern wir dir am Montagmittag auf unserer Website.
- Arbeitsintegration: Die Fachstelle Arbeitsintegration Region Bern (Farb) mit Sitz in Köniz wird per Ende 2026 aufgelöst. Alle rund 40 Mitarbeitenden müssen sich eine neue Arbeit suchen. Grund ist eine Umstrukturierung der Arbeitsintegration, die der Kanton Bern unter der Leitung von Regierungsrat Pierre Alain Schnegg (SVP) vornimmt. Die Farb ist einer von acht Anbietern im Kanton Bern, die Sozialhilfebeziehende beim Berufseinstieg unterstützen. In der «Hauptstadt» kannst du lesen, wie es zum Entscheid der Auflösung kam.
- Medienmarkt: Die Bieler Gassmann Groupe kauft dem Aargauer Verlag CH Media den TV-Sender Telebärn und Radio Bern1 ab. Das gab sie am Donnerstag bekannt. Mein Kollege Jürg Steiner ordnet den Wandel auf dem Berner Medienplatz ein.
- Reporter: Der Berner Donat Hofer befragt als SRF-Reporter auf Reisen durch die Deutschschweiz zufällige Menschen, die er antrifft. Mit seinem Format «Donat auf Achse» zeigt er Gebrechen, Geldsorgen, Verluste, aber auch Liebe, Optimismus und Erfüllung. Es ist eine Gratwanderung zwischen Sichtbarmachen von Problemen und Voyeurismus. Die Journalistin Céline Graf hat den 38-Jährigen für die «Hauptstadt» porträtiert.
- Streik: Alle rund 40 Mitarbeitenden der Könizer Natursteinfirma Schär und Trojahn streiken seit gestern. Sie fordern ihren ausstehenden Lohn für September. Die Firma hat finanzielle Probleme. Die beiden Verwaltungsräte sind im September zurückgetreten. Die Gewerkschaft Unia wirft ihnen Misswirtschaft vor. Die Streikenden fordern die Verwaltungsräte auf, Verantwortung zu übernehmen. Diese geben dem Alleinaktionär die Schuld. Das berichtet die Nachrichtenagentur SDA.
- Streit: Per 2026 wechselt die Gemeinde Moutier vom Kanton Bern zum Kanton Jura. Die beiden Kantone streiten sich nun über die Restfinanzierung der Pflegekosten von Senior*innen aus Moutier, wie der Blick berichtet. Es geht um Kosten für rund 70 Personen. Ein Teil der Pflegekosten müssen nicht die Krankenkassen, sondern die Kantone tragen. Es ist noch offen, ob die beiden Kantone den Streit vor Gericht ausfechten werden.
- Ausstellung: Das Berner Generationenhaus verlängert seine Ausstellung «Hilfe, ich erbe!» bis am 26. April 2026. Das hat die Institution am Donnerstag mitgeteilt. Es sei die bislang bestbesuchte Ausstellung im Generationenhaus. Ausserdem gibt es am 30. November mit der Initiative für eine Erbschaftssteuer eine nationale Abstimmung zum Thema Erben.
- Fussball: Die YB Männer haben am Donnerstag das erste Spiel der Saison in der Europa League gegen Panathinaikos Athen mit 1:4 verloren. Der Verein spricht von einem Fehlstart. Morgen trifft YB in der Super League auf den Aufsteiger Thun. Die YB Frauen spielen heute Abend ebenfalls gegen Thun.
PS: Heute fährt die frisch gebackene Berner Zeitfahr-Weltmeisterin Marlen Reusser das Strassenrennen der Rad-WM in Ruanda. SRF überträgt das Rennen live ab 12 Uhr.
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