Europaplatz Spezial

Sterben – «Hauptstadt»-Brief #382

Samstag, 25. Oktober 2024 – die Themen: Haus der Religionen; Wahlkampf; Fussball; Literatur; Biodiversität; Chefposten; Stadtfinanzen; Köniz.

Hauptstadt_Brief_Eule_weiss
(Bild: Marc Brunner, Buro Destruct)

Alevit*innen beschenken nach dem Tod von Angehörigen die Nachbarschaft mit Essen, das die verstorbene Person mochte. 

Gläubige Jüd*innen schneiden sich, wenn eine nahestehende Person verstorben ist, für 30 Tage weder den Bart noch die Haare. 

Und im Buddhismus spricht man von drei Formen des Sterbens: Jeder Moment «stirbt», weil er vergänglich ist. Ein Mensch stirbt am Ende seines Lebens, bevor er wiedergeboren wird. Und ganz am Ende steht die Erleuchtung, die den Kreislauf von Wiedergeburten beendet.

Diese und weitere Facts zum Lebensende habe ich diese Woche gelernt. Das Haus der Religionen ermöglichte mit der Veranstaltung «Was am Ende wichtig ist» Einblicke in den Umgang mit Sterben und Tod von fünf verschiedenen Religionsgemeinschaften. Zusätzlich war auch eine Vereinigung von Konfessionslosen dabei. 

Viele der Vertreter*innen, die durch den Abend führten, engagieren sich im Verein Multireligiöse Begleitung. Dieser bietet allen Menschen, die sich in einer Institution des Kantons Bern in einer Notlage befinden, auf Wunsch religiöse oder spirituelle Begleitung in ihrer jeweiligen Glaubensrichtung an: etwa in Gefängnissen oder Asylzentren und sehr häufig im Spital, wenn Menschen im Sterben liegen. Wendet man sich an den Verein, meldet sich dieser innert dreier Stunden zurück und organisiert für die betroffene Person eine passende Begleitung.

Das Angebot ist kostenlos und ergänzt die professionelle Seelsorge, die christlich ausgerichtet ist, um Vertreter*innen weiterer Religionen – und eben auch Konfessionslose. Der Verein wurde 2021 gegründet und bildet die Begleiter*innen auch aus. 

Mir hat der Einblick in diese wichtige Arbeit – und ins Thema Sterben und Tod aus der Sicht verschiedener Religionen – sehr gefallen. Die Veranstaltung war Teil des 10-Jahre-Jubiläumsprogramms des Hauses der Religionen. Bis Mitte Dezember gibt es acht weitere Veranstaltungen.

10_Sonnenuntergang_nach_dem_Regen_489A4996
Fotoserie von Gia Han Le (10/12): Sonnenuntergang nach dem Regen. (Bild: Gia Han Le)

Und jetzt noch zu anderen Themen des Tages:

  • Wahlkampf: Am 24. November wird in der Stadt Bern gewählt. Die «Hauptstadt» führt Wahlkampfgespräche zu verschiedenen Sachthemen mit je zwei Gemeinderats-Kandidat*innen. Ein Mitglied der bürgerlichen Liste «Meh Farb für Bärn» tritt jeweils gegen eines der Rot-Grün-Mitte-Liste an. Heute kannst du lesen oder hören, was Janosch Weyermann (SVP) und Matthias Aebischer (SP) zu den Themen Armut, Soziales und zur Rolle der Stadt in der Region zu sagen haben.  
  • Fussball: Diese Woche spielten die YB Männer im Wankdorf ihr drittes Champions-League-Spiel der Saison gegen Inter Mailand. Das Spiel ging zwar 1:0 für Inter aus, aber der visuelle Matchbericht meiner Kollegen Manuel Lopez und Simon Boschi, angereichert mit den beflügelnden Worten von Jürg Steiner, fühlt sich trotzdem wie ein kleiner Sieg an.  
  • Literatur: Der neue Essayband «Heidi kann brauchen, was sie gelernt hat» der Berner Autorin Tabea Steiner verhandelt das Verhältnis zwischen Mensch und Natur. Es geht auch um Stille – angenehme und unangenehme, wie «Hauptstadt»-Autorin Bettina Gugger in ihrer Kulturkritik schreibt. 
  • Biodiversität: Bis 2035 sollen 20 Prozent des Gemeindegebiets der Stadt Bern «biodiversitätswirksam» gestaltet sein. Das legt der Gemeinderat in seinem diese Woche verabschiedeten Biodiversitätskonzept fest. Die Stadt will laut dem neuen Konzept öffentliche Räume und stadteigene Flächen ökologisch aufwerten und die Natur und die Biodiversität in städtische Planungen noch stärker einbeziehen.  
  • Chefposten: Stephan Zellmeyer wird neuer Vorsteher des kantonalen Amts für Bevölkerungsschutz, Sport und Militär. Das hat der Kanton Bern gestern mitgeteilt. Der bisherige Vorsteher wird pensioniert. Zellmeyer hat Geschichte, Politik und Betriebswirtschaft studiert und in Geschichte promoviert. Der 47-Jährige lebt in Bern.  
  • Stadtfinanzen: Am 24. November befindet das Stadtberner Stimmvolk über das Budget für das kommende Jahr. Der Voranschlag 2025 weist ein Defizit von 29,8 Millionen Franken aus. Ein Komitee aus den Parteien GLP, FDP, Mitte und SVP kämpft für ein Nein an der Urne. Am Donnerstag hat es seine Argumente präsentiert: Die Stadt mache sich mit den wachsenden Schulden handlungsunfähig, der Kanton schreite bald ein und es drohe eine Steuererhöhung. Gemeinsam mit der EVP treten diese Parteien als Bündnis «Meh Farb für Bärn» auch bei den städtischen Wahlen an.  
  • Köniz: Im Herbst 2025 stehen in Köniz Wahlen an. Die FDP hat am Donnerstagabend bereits ihren Kandidaten für die Regierung nominiert: Fraktionschef Dominic Amacher soll den Sitz des abtretenden Parteikollegen Hans-Peter Kohler verteidigen. Die Nomination erfolgt nur ein paar Tage nach der Ersatzwahl in den Gemeinderat, die zugunsten von Thomas Marti (GLP) ausging

PS: Kommenden Mittwoch diskutieren wir über Fussball. Am nächsten Hauptsachen-Talk geht es, auch im Hinblick auf die EM 2025, um den Frauenfussball. Am 30. Oktober um 19:30 Uhr kannst du in der Aula des Progr vier Expertinnen zuhören und auch selbst mit ihnen diskutieren.

tracking pixel

Das könnte dich auch interessieren